Polens Tor-Held Blaszczykowski
Kuba musste zusehen, wie der Vater seine Mutter erstach!

Beinahe wäre Blaszczykowski gar nicht zur EM gefahren. Er hätte es verkraftet. Der Pole hat schon viel schwerere Schicksalsschläge überwunden.
Publiziert: 23.06.2016 um 09:45 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:09 Uhr
Martin Arn

Jakub «Kuba» Blaszczykowski war zehn Jahre alt, als das Unfassbare passierte. Er musste mit ansehen, wie der Vater mit einem Messer die Mutter erstach. Der Vater musste für 15 Jahre ins Gefängnis.

Der kleine Kuba und sein Bruder wuchsen bei der Grossmutter auf. «Dieses Erlebnis hat mein Leben komplett durchgeschüttelt. Ich würde alles dafür geben, wäre meine Mutter noch am Leben. Es ist, als falle ein Stein auf deinen Kopf, und nach einer Woche wachst du auf und musst dein Leben von vorne beginnen», sagte der 30-jährige vor vier Jahren.

Wenn Blaszczykowski heute über das schreckliche Erlebnis spricht, dann tut er es mit erstaunlicher Abgeklärtheit. «Ich bin davon überzeugt, dass gerade die schwierigsten Momente einen Menschen stark machen können. Egal was passiert, ich weiss, dass ich schon Schlimmeres erlebt habe.»

Blaszczykowski schickt den Jubel nach seinem Siegtor gegen die Ukraine zu seiner Mutter in den Himmel.
Foto: imago/Newspix
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Logisch, dass einen wie ihn die Launen des Fussballs nicht mehr aus der Bahn werfen können. Als ihm Polens Nationaltrainer Adam Nawalka im letzten Herbst die Captain-Binde wegnahm und an Robert Lewandowski weitergab, muckte Kuba nicht auf. Auch nicht, als er in Polens Nationalteam ins zweite Glied zurückversetzt wurde. Lange sah es sogar danach aus, als ob Blaszczykowski gar nicht zur EM fahren würde.

Zu langsam sei er, hiess es in Polen, und dass er nach seinem Kreuzbandriss im Januar 2014 nie mehr der Alte geworden sei.
In Frankreich strafte Blaszczykowski all seine Kritiker ­Lügen. Gegen Nordirland gab er die Vorlage um 1:0-Siegtor von Arkadiusz Milik. Gegen Deutschland beackerte er 80 Minuten lang die rechte Seite.

Im letzten Spiel gegen die Ukraine erzielte Kuba selber den Siegtreffer. Mit einer Körpertäuschung liess er zwei Gegenspieler stehen und zirkelte den Ball in die obere linke Ecke.

Blaszczykowski, der letztes Jahr von Dortmund zu Fiorentina wechselte, war erst acht Minuten zuvor eingewechselt worden. Gegen die Schweiz wird der Routinier wohl wieder von Anfang an dabei sein. Und er schickt gleich noch eine Warnung an unsere Nati: «Wir ­haben gegen die Ukraine nicht gut gespielt. Aber es ist das Zeichen einer starken Mannschaft, auch mal an einem schwächeren Tag zu gewinnen.»

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