Nati-Abwehrboss Djourou vor der EM
«Wir sind besser als an der WM 2014!»

Unser Abwehrchef Johan Djourou redet über das Pfeiffersche Drüsenfieber, sagt weshalb die Schweiz besser ist als an der WM und verrät, weshalb seine Kinder nicht an die EM kommen.
Publiziert: 05.06.2016 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:35 Uhr
Michael Wegmann

Johan Djourou, am Montag fliegen Sie mit der Schweiz nach Frankreich. Haben Sie überhaupt noch daran geglaubt, dass Sie an der EM teilnehmen, als bei Ihnen Mitte März Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert wurde?
Johan Djourou:
Ja klar. Ich bin von Natur aus ein positiv denkender Mensch. Ich war immer optimistisch, dass ich schnell zurückkommen werde. Der Kopf ist ja auch mitentscheidend bei der Bekämpfung eines Virus. Da hat mir meine lebensbejahende Einstellung geholfen. Zudem war der Virus ja bereits am Abklingen, als meine Krankheit publik wurde.

Am Abklingen?
Der Doktor hat bei mir schon Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert, lange bevor ich beim HSV pausieren musste. Nur hatte ich damals weder Schmerzen noch fühlte ich mich schwach, deshalb spielte ich immer weiter und weiter. Erst als der Virus am Abklingen war, sind starke Kopf- und ungewohnte Muskelschmerzen aufgetreten – zum Beispiel an den Armen. Und ich fühlte mich plötzlich schlapp und ohne Antrieb.

Wie haben Sie es behandelt?
Ich musste viel trinken und noch gesunder essen, als ich das eh schon tue. Das Wichtigste waren aber genügend Ruhe, Pflege und viel Schlaf.

«Wir haben eine starke Truppe», sagt Johan Djourou.
Foto: REUTERS
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Sie haben auch auf einer Spezial-Matte geschlafen, die Stromstösse aussendet.
Das tue ich noch immer. Diese Matte hilft mir sehr in vielen Bereichen. Ich kann verschiedene Programme einstellen.

Kann diese Wunder-Matte auch massieren?
Nicht direkt massieren. Aber es hat ein Regenerationsprogramm. Das stell ich übrigens am liebsten ein...

Am 11. Juni startet die Schweiz gegen Albanien ins EM-Abenteuer. Was stimmt Sie positiv?
Wir haben eine starke Truppe, ich würde behaupten, dass wir dieses Jahr noch besser sind als bei der WM vor zwei Jahren. Jeder hat sich individuell verbessert. Jetzt müssen wir die gute Stimmung und das gute Gefühl einfach noch auf den Platz bringen. Dann kommt es gut.

Es ist bereits Ihre vierte Endrunde mit der Schweiz. Sie haben bereits 60 Länderspiele absolviert. Welches war Ihr Wichtigstes?
Das Highlight für jeden Natispieler muss doch das Debüt sein. Wenn man zum ersten Mal für sein Land auflaufen kann. Bei mir war das im März 2006 beim 3:1-Testsieg in Schottland.

Da haben Sie neben Philippe Senderos verteidigt, ihrem ehemaligen Arsenal-Kumpel. Er hat den letzten Kaderschnitt nicht überstanden. Enttäuscht?
Wir waren früher sehr eng zusammen, haben viel zusammen erlebt. Er war mein Vorbild und ich habe grossen Respekt vor ihm und vor dem, was er für den Schweizer Fussball geleistet hat. Er ist ein guter Typ. Enttäuscht kann ich trotzdem nicht sein. So ist nun mal der Fussball. Der Trainer hat entschieden. Und ich denke, dass Steve von Bergen, Fabian Schär, Nico Elvedi und ich die Nomination verdient haben. Und ich freue mich sehr auf diese EM.

Es scheint, als sei die Vorfreude auf ein grosses Turnier auch schon grösser gewesen. Täuscht der Eindruck?
Was uns Spieler anbelangt, liegen Sie ganz sicher falsch mit dieser Vermutung. Wir haben schon am ersten Tag des Zusammenzugs gemerkt, dass es los geht. Die Konzentration, die Stimmung war anders als beim letzten Zusammentreffen zu den Tests gegen Irland und Bosnien. Und auch im Umfeld merke ich, dass die EM näher kommt. Zu unseren öffentlichen Trainings kamen immer mehr Leute – viele Kinder wollten Fotos und Autogramme. Und wenn ich in die Augen dieser Kinder schaue und auch in jene ihrer Begleitpersonen, kann ich nur zum Schluss kommen: Die Vorfreude ist gross. Und sie wächst von Tag zu Tag.

Dennoch ist die Schweiz noch nicht so richtig im EM-Fieber...
... Es ist klar, dass die Begeisterung hier nicht so gross wie in Brasilien oder Afrika ist. Das wird sie auch nie! Die Schweizer haben viele Alternativen zum Fussball. Sie spielen Tennis oder Golf. Die grosse Mehrheit ist gebildet und hat genug zu essen. Der Schweizer braucht den Fussball nicht, um zu träumen oder um sich der Realität zu entziehen.

Reisen Sie auch mit einem mulmigen Gefühl nach Frankreich wegen der Terror-Anschläge?
Ich denke, für uns Spieler werden die Sicherheitsvorkehrungen gigantisch sein. Auch innerhalb der Stadien. Um uns mache ich mir deshalb überhaupt keine Sorgen.

Tönt, als würden Sie sich um andere sorgen...
...Ja. um die Fans. Es wird unmöglich sein, die Sicherheit auf den öffentlichen Plätzen zu gewährleisten. Oder in den vielen Fan-Zonen und Public Viewings.

Kommt Ihre Familie an die Spiele?
Meine Eltern werden bei den Schweizer Spielen im Stadion sein. Meine Frau und meine Kinder nicht. Nicht, weil ich Angst habe, sondern weil sie noch zu jung sind.

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