Kennst du alle Europameister?
Alle epischen EM-Finals im Überblick

Mit dem Final Spanien gegen England geht die EM 2024 am Sonntagabend zu Ende und es gibt einen neuen Europameister. Wer gewann die vergangenen Europameisterschaften? Und wer erzielte die entscheidenden Tore?
Publiziert: 14.07.2024 um 18:54 Uhr
|
Aktualisiert: 15.07.2024 um 11:33 Uhr
Manuela_Bigler_Freelancerin Sportredaktion & Respeakerin_Blick_2-Bearbeitet.jpg
Manuela BiglerRedaktorin Sport-Desk & Respeakerin

Am Sonntagabend wird in Berlin zwischen Spanien und England der 17. Europameister gekürt. Die Fussball-EM ist reich an Geschichte, an Dramen, Jubel und Tränen. In der Übersicht erfährst du, wie die bisherigen Finalspiele ausgingen und wer sich die EM-Titel sichern konnte.

EM 1960 in Frankreich: Sowjetunion – Jugoslawien 2:1 n. V.

Den ersten EM-Titel der Geschichte holte sich 1960 die Sowjetunion in Frankreich. Im Final des damals noch als «Europapokal der Nationen» bezeichneten Turniers schlug die UdSSR Jugoslawien im Parc des Princes in Paris 2:1 nach Verlängerung. Wiktor Ponedelnik erzielte in der 114. Minute den Siegtreffer per Kopf. Zuvor hatte Milan Galic Jugoslawien in Führung gebracht (41.) und Alexander Metreweli für die Sowjetunion ausgeglichen (49.). Das Spiel begann an einem Sonntag um 22 Uhr, am Ende der Verlängerung war es bereits nach Mitternacht. So schoss Stürmer Ponedelnik, dessen Nachname auf Russisch «Montag» bedeutet, sein Team ausgerechnet an einem Montag zum Sieg.

Die EM 1960 startete bereits 1958 mit einer Qualifikationsphase, die von insgesamt 17 Ländern im K.-o.-Modus mit Hin- und Rückspiel bestritten wurde. Vier Mannschaften nahmen an der Endrunde in Frankreich teil, die fünf Tage dauerte. Im Viertelfinal kam der spätere Europameister aus der Sowjetunion kampflos weiter, weil ihr Gegner Spanien aus politischen Gründen nicht gegen die UdSSR antreten wollte.

Die Sowjetunion sicherte sich 1960 den ersten EM-Titel.
Foto: Keystone
1/19

EM 1964 in Spanien: Spanien – Sowjetunion 2:1

1964 setzte sich Gastgeber Spanien gegen den Titelverteidiger Sowjetunion im Final im Estadio Santiago Bernabéu in Madrid 2:1 durch. Jesus Pereda erzielte in der 6. Minute die frühe Führung für die Spanier, die Sowjets glichen durch Galimsjan Chussainow postwendend aus (8.). Marcelino sorgte in der 84. Minute schliesslich für das entscheidende Tor und sicherte Spanien erstmals einen grossen Titel.

Die EM 1964 wurde wie 1960 im K.-o.-System gespielt. In der Qualifikationsphase gingen 29 Teams an den Start, wobei sich mit Griechenland wie im Vorjahr eine Mannschaft aus politischen Gründen zurückzog, nachdem ihnen das kommunistische Albanien zugelost wurde.

EM 1968 in Italien: Italien – Jugoslawien 1:1 n. V. / 2:0 im Wiederholungsspiel

Ab 1968 wurde die EM nicht mehr als «Europapokal der Nationen», sondern offiziell als Europameisterschaft bezeichnet. Den Titel sicherte sich mit Italien erneut der Gastgeber. Im Finalspiel im Olympiastadion in Rom trennten sich die Italiener und Jugoslawien nach Verlängerung zunächst 1:1. Dragan Dzaljic (40.) aufseiten der Jugoslawen und Angelo Domenghini (78.) aufseiten der Italiener erzielten die Treffer der Partie.

Weil es damals laut Reglement noch kein Penaltyschiessen gab, fand zwei Tage später ein Wiederholungsspiel statt. Italien gewann die Partie in Rom mit 2:0. Luigi Riva (12.) und Pietro Anastasi (32.) liessen die Squadra Azzurra über den ersten EM-Titel jubeln. Es ist das einzige Endspiel an einer EM oder WM, das in einem Wiederholungsspiel entschieden wurde. Zuvor wurde bereits Italiens Halbfinal an der EM 1968 gegen die Sowjetunion (0:0 n. V.) durch einen Münzwurf entschieden – als einziges Spiel in der EM-Geschichte.

Mit dem neuen Namen wurde auch ein neuer Modus eingeführt. Die Qualifikation wurde erstmals als Gruppenphase ausgetragen. Die insgesamt 31 teilnehmenden Länder wurden in acht Gruppen aufgeteilt, die Gruppensieger bestritten die weiteren Spiele im K.-o.-Modus. In der Endrunde nahmen wie bisher vier Teams teil.

EM 1972 in Belgien: Deutschland – Sowjetunion 3:0

Deutschland holte sich 1972 den Titel. Im Finalspiel im Heysel-Stadion in Brüssel setzte sich die deutsche Nationalmannschaft gegen die Sowjetunion 3:0 durch – so deutlich ging bis 2012 kein EM-Final aus. Gerd Müller mit einem Doppelpack (27. und 58.) und Herbert Wimmer sorgten für den ersten EM-Titel Deutschlands.

Wurden Spiele, bei denen es nach Verlängerung unentschieden stand, zuvor noch mittels Münzwurf oder im Final mit einem Wiederholungsspiel entschieden, wurde ab der EM 1972 auch erstmals das Penaltyschiessen eingeführt.

EM 1976 in Jugoslawien: Tschechoslowakei – Deutschland 5:3 i. E.

Ein Jahr nach der Einführung wurde das erste Endspiel im Elfmeterschiessen entschieden. Die Tschechoslowakei siegte gegen Deutschland im Stadion von Roter Stern in Belgrad 5:3. In der regulären Spielzeit lag die Tschechoslowakei dank Jan Svehlik (8.) und Karol Dobias (25.) in Führung. Dieter Müller gelang in der 28. Minute der Anschlusstreffer, ehe Bernd Hölzenbein Deutschland in der 90. Minute per Kopf in die Verlängerung rettete, die jedoch torlos blieb.

Im Elfmeterschiessen schoss Uli Hoeness beim Stand von 3:4 den Ball weit über das Tor. Antonio Paneka sorgte darauf für die Entscheidung und lupfte den Ball nach einer Täuschung über Deutschlands Torhüter Sepp Maier ins Netz. Panenkas Elfmeter-Lupfer wird seitdem häufig imitiert. «Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich ihn patentieren lassen», scherzte Panenka einmal.

EM 1980 in Italien: Deutschland – Belgien 2:1

1980 konnte sich Deutschland im Olympiastadion in Rom dank eines 2:1-Sieges über Belgien zum zweiten Mal den EM-Titel sichern. Schlüsselfigur bei Deutschland war Sturmtank Horst Hrubesch, der Deutschland in Führung brachte (10.) und per Kopf den Siegtreffer erzielte (88.). Für die Belgier hatte zwischenzeitlich René Vandereycken per Foulelfmeter ausgeglichen. Der Penalty sorgte für Gesprächsstoff, da das Foul unmittelbar vor dem deutschen Strafraum begangen wurde.

An der EM 1980 wurde zudem das Teilnehmerfeld an der Endrunde erweitert. Statt bisher vier Teams standen alle acht Sieger der Gruppenphase in der Finalrunde. Diese wurde wiederum in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei sich die beiden Gruppensieger schliesslich im Finalspiel trafen.

EM 1984 in Frankreich: Frankreich – Spanien 2:0

Frankreich wurde im eigenen Land zum Europameister gekürt. Les Bleus bezwangen die Spanier im Final im Parc des Princes in Paris 2:0. Michel Platini brachte die Franzosen nach einem Freistoss auf Kurs (57.). In der 90. Minute machte Bruno Bellone den Deckel drauf und sicherte Frankreich den ersten Titel an einem grossen Turnier.

Frankreichs Finalgegner Spanien war das erste Team, das an einem EM-Turnier zweistellig traf. Im Qualifikationsspiel besiegte die Furja Roja Malta 12:1.

EM 1988 in Deutschland: Holland – Sowjetunion 2:0

Holland holte sich 1988 den ersten EM-Titel. Oranje bezwang im Olympiastadion in München die Sowjetunion 2:0. Holland-Captain Ruud Gullit erzielte mit einem Kopfball die Führung (33.), Marco van Basten erhöhte in der 54. Minute mit einem traumhaften Volleytor – es war die Krönung dieser goldenen Generation und der erste grosse Titel für diese grosse Fussball-Nation überhaupt.

EM 1992 in Schweden: Dänemark – Deutschland 2:0

Danish dynamite! Dänemark besiegte 1992 im Ullevi-Stadion in Göteborg Deutschland 2:0. Für die Treffer sorgten John Jensen (18.) und Kim Vilfort (78.), der mit dem 2:0 zugleich das 200. EM-Tor erzielte. Die Torschützen wurden in Dänemark quasi zu Volkshelden. Denn die Dänen gingen als klarer Aussenseiter ins Turnier. Dänemark rückte erst kurz vor Turnierstart in das Teilnehmerfeld, weil ihnen der Startplatz von Jugoslawien übertragen wurde, das aufgrund des Balkankriegs disqualifiziert wurde.

Bei der EM in Schweden wurden erstmals bei einem internationalen Turnier nicht nur die Rückennummer, sondern auch der Nachname der Spieler auf dem Trikot aufgeführt.

EM 1996 in England: Tschechien – Deutschland 1:2 n. V.

Deutschland holte sich 1996 ihre dritte Europameisterschaft. Die Deutschen bezwangen Tschechien im Londoner Wembley-Stadion 2:1 nach Verlängerung. Nach 59 Minuten verwandelte Patrik Berger einen Foulpenalty für die Tschechen. Auf das Gegentor reagierte der damalige Deutschland-Trainer Berti Vogts mit der Einwechslung von Oliver Bierhoff, der nur vier Minuten nach seiner Einwechslung per Kopf zum Ausgleich traf. In der Verlängerung schoss Bierhoff das erste Golden Goal der Geschichte und machte Deutschland zum Europameister.

Für die EM 1996 wurde das Teilnehmerfeld nochmals verdoppelt: Statt acht Teams standen 16 in der Endrunde. Dank der Ausweitung stand auch die Schweiz erstmals in der Finalrunde, die in vier Gruppen ausgetragen wurde.

EM 2000 in Belgien und Holland: Frankreich – Italien 2:1 n. V.

An der EM 2000 triumphierte Frankreich. Die Franzosen drehten das Spiel gegen Italien im Feyenoord-Stadion in Rotterdam in letzter Minute. Bis in die Nachspielzeit führte Italien dank eines Treffers von Marco Delvecchio in der 55. Minute. Nur Sekunden vor Schlusspfiff (94.) erzielte Sylvain Wiltord den Ausgleich und schoss sein Team in die Verlängerung. David Trezeguet erzielte das Golden Goal mit einem Volleyschuss in der 103. Minute.

Nach dem Gewinn der WM 1998 wurde Frankreich dank des Triumphes gegen Italien zum ersten Team, das anschliessend die Europameisterschaft gewinnen konnte.

EM 2004 in Portugal: Portugal – Griechenland 0:1

Die grösste Überraschung: Griechenland gewann das Finalspiel 2004 im Estadio da Luz in Lissabon gegen Gastgeber Portugal 1:0 und holte sich seine erste Europameisterschaft. Der Aussenseiter schaffte die Sensation dank eines Tores von Angelos Charisteas in der 57. Minute.

Es kam mit der Finalpartie erstmals zur Wiederauflage eines Eröffnungsspiels, denn Portugal und Griechenland trafen bereits in der Gruppenphase aufeinander. Zudem standen in der EM-Geschichte erstmals zwei Mannschaften im Final, die zuvor noch nie das Endspiel erreicht hatten.

EM 2008 in der Schweiz und Österreich: Deutschland – Spanien 0:1

Beim Final der EM 2008 im Ernst-Happel-Stadion in Wien gewann Spanien gegen Deutschland 1:0. Den Siegtreffer erzielte Fernando Torres in der 33. Minute. Die Furja Roja sicherte sich dank des Sieges gegen die Deutschen die zweite Europameisterschaft.

Ein Märchen war die EM 2008 für Ivan Klasnic. Der Kroate traf gegen Polen (1:0) 15 Monate, nachdem bei ihm zwei Nieren transplantiert worden waren. Für Aufsehen sorgten auch die Holland-Fans in der Schweiz. Rund 100'000 reisten zum Spiel der Oranje gegen Frankreich (4:1) ins Wankdorf-Stadion und verdoppelten kurzzeitig die Einwohnerzahl Berns.

EM 2012 in Polen und der Ukraine: Spanien – Italien 4:0

Titelverteidiger Spanien siegte im Final der EM 2012 im Olympiastadion in Kiew gegen Italien 4:0 und wurde zum dritten Mal Europameister. Bereits vor der Pause gingen die Iberer dank Treffern von David Silva (14.) und Jordi Alba (41.) in Führung. Bei Italien musste Thiago Motta in der 61. Minute verletzt vom Feld. Weil das Wechselkontingent der Italiener bereits ausgeschöpft war, spielte die Squadra Azzurra fortan in Unterzahl. In Folge erhöhten Fernando Torres (84.) und Juan Mata (89.) das Skore.

Spanien konnte 2008 als erste Mannschaft den Titel verteidigen und schaffte es mit dem Gewinn der WM 2010 als erstes Land, drei grosse Turniere in Folge zu gewinnen. Fernando Torres war zudem der erste Spieler, der in zwei aufeinanderfolgenden Finalspielen ein Tor erzielen konnte.

EM 2016 in Frankreich: Portugal – Frankreich 1:0 n. V.

2016 hiess der Europameister Portugal. Die Portugiesen schlugen Gastgeber Frankreich im Stade de France in Saint-Denis bei Paris 1:0 nach Verlängerung. Das einzige Tor des Abends erzielte Eder in der 104. Minute. Dass Portugal in die Verlängerung ging, war an diesem Turnier nicht aussergewöhnlich. Der einzige Sieg in der regulären Spielzeit gelang beim 2:0 im Halbfinal gegen Wales.

Portugal musste im Final früh einen Schock verdauen. Superstar Cristiano Ronaldo musste bereits in der 25. Minute ausgewechselt werden – und gab fortan an der Seitenlinie mehr Anweisungen als sein Trainer Fernando Santos.

Für die EM 2016 wurde die Anzahl der teilnehmenden Länder erneut aufgestockt. Statt wie bisher 16 nahmen 24 Teams an der Endrunde teil.

EM 2020 in ganz Europa: Italien – England 3:2 i. E.

Die EM 2020 wurde aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben und fand erst 2021 statt. Europameister wurde die italienische Nationalmannschaft, die England im Elfmeterschiessen im Londoner Wembley besiegte und sich den zweiten EM-Titel holte. England ging im heimischen Stadion durch Luke Shaw in der 2. Minute früh in Führung. Leonardo Bonucci erzielte in der 67. Minute den Ausgleich.

Im Penaltyschiessen avancierte Italien-Goalie Gianluigi Donnarumma zum Helden und parierte gegen Jadon Sancho und Bukayo Saka, während der kurz vor dem Elfmeterschiessen eingewechselte Marcus Rashford seinen Schuss an den linken Pfosten setzte.

Der Tag bleibt aber nicht nur wegen des Siegers oder des Spiels in Erinnerung, sondern vor allem wegen des Chaos, das es vor und während des Spiels um das ausverkaufte Wembley-Stadion gab. Tausende Fans versuchten, das Stadion ohne Tickets zu stürmen, und durchbrachen die Absperrungen. Es kam zu wüsten Auseinandersetzungen und Schlägereien. Die Ordner konnten die Meute schliesslich zurückdrängen. Einigen Fans gelang es dennoch, sich Zutritt ins Stadion zu verschaffen – ohne Ticket.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?