Grosse Sorge auch bei den EM-Organisatoren
Der Fussball zittert vor dem Terror

Der Terror in Europa zielt auch auf den Sport und attackiert die Menschen, die diesen so sehr lieben. Wie können wir uns wehren?
Publiziert: 23.03.2016 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:55 Uhr
Patrick Mäder

Die Bomben von Brüssel spülen auch die schlimmen Bilder vom 13. November 2015 wieder hoch. Die Terror-Nacht von Paris. Die Detonationen vor dem Stade de France während dem Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland. Furchtbare Stunden, die wir zwar nicht vergessen, aber vielleicht verdrängt haben.

Nun hat der Terror erneut zugeschlagen mitten im Herzen Europas. Die Anschläge bestürzen alle, auch die Organisatoren der Euro. «Sie erinnern uns auf tragische Weise an die hohe Bedrohung, der wir ausgesetzt sind», sagt Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve. Und sie erinnern auch an «das sehr hohe Sicherheits-Niveau, das bei der EM notwendig sein wird».

Rund 2,5 Millionen Zuschauer werden während des Turniers (10. Juni bis 10. Juli) in den Stadien erwartet, sieben Millionen sollen in die Fanzonen kommen. Frankreich hat für die Sicherheit in den Fanzonen und Stadtzentren Kosten von rund 17 Millionen Euro veranschlagt. Für die Sicherheit in den Camps der Teams und den Hotels der Offiziellen werden zusätzlich rund 10'000 private Sicherheitsleute angestellt.

Rund 2,5 Millionen Zuschauer werden während der EM erwartet.
Foto: Keystone
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Dazu kommt die Bewachung der Stadien. Ein Kraftakt, der nach den Anschlägen von Brüssel nochmals verstärkt wird. Aber Cazeneuve sagt auch: «Wir können nicht ständig erhöhen, was seit dem Charlie-Hebdo-Anschlag im Januar 2015 bereits auf einem sehr hohen Niveau ist.»

Es beruhigt nicht, wenn der Präsident des französischen Fussball-Verbands, Noel Le Graet, sagt: «Die absolute Sicherheit kann niemand garantieren.» Aber immerhin bemüht er sich, die Menschen zu beruhigen und zu ermutigen. Am 29. März findet das Testpiel Frankreich gegen Russland statt. Le Graet sagt: Das Stade de France sei sicher, die Leute müssten keine Angst haben.

Man möchte das gerne glauben, auch im November sind die Selbstmordattentäter nicht ins Stadion hinein gekommen. Sie sprengten sich vor den Toren in die Luft. Aber die jüngsten Terroranschläge in Brüssel machen noch einmal klar, wie viel grösser die Gefahr ist. Flughäfen, Metrostationen, Strassencafés... Unmöglich alles abzusichern.

Die Sicherheit ist das eine, die Psychologie das andere. Grossveranstaltungen wie die Fussball-EM leben vom Party-Geist, von der ausgelassenen Stimmung, der Begeisterung, der Liebe für den Sport, den schönen Spielzügen, den spektakulären Toren, den bunten Zuschauern. Nun gibt es in Frankreich aber die Aussicht auf Geisterspiele. Das heisst: Man will die Partien zwar unbedingt durchführen, notfalls aber ohne Zuschauer und in anderen Städten als vorgesehen.

Kann unter diesen Umständen überhaupt ein EM-Geist entstehen? Oder müssen wir uns mit dem Gedanken befassen, dass es nie mehr einen sportlichen Grossanlass geben wird, der nicht im Zeichen der Terror-Angst und der totalen Überwachung steht?

Ja, müssen wir. Und trotzdem kann der Sport zum Symbol des Widerstands werden. Als Symbol dafür, dass wir uns nicht einschüchtern lassen, dass wir unsere Werte nicht über den Haufen werfen, dass wir unsere Freude und Lust am Spiel nicht verlieren und weiter in die Stadien gehen, gar näher zusammenrücken, gemeinsam Flagge hissen. Sport als Trutzburg.

«Die EM abzusagen oder zu verschieben, hiesse, diesen Feiglingen recht zu geben», sagt Frankreichs Sport-Staatssekretär Thierry Braillard. «Gut so!,» möchte man ihm zurufen. Aber wie gross das Dilemma in dieser Sache ist, zeigt die jüngste Meldung: Das für Dienstag im König-Baudouin-Stadion in Brüssel angesetzte Länderspiel zwischen Belgien und Portugal ist aus Sicherheitsgründen zuerst abgesagt worden, dann wurde kurzfristig umgeplant. Das Spiel findet nun im portugiesischen Leiria statt.

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