Es ist kompliziert
Warum wir die Deutschen schlagen und sie nicht immer mögen

Die Schweiz und Deutschland? Beziehungsstatus kompliziert! Hier kommen 99 sportliche und augenzwinkernde Gründe, warum dem so ist. Und auch zahlreiche Erklärungen, warum heute ein Schweizer Sieg durchaus möglich ist.
Publiziert: 23.06.2024 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2024 um 21:37 Uhr
Redaktion Sport

Warum wir die Deutschen schlagen werden

1 Weil wir an einer EM noch nie gegen Deutschland verloren haben. Okay, fairnesshalber hier noch das Kleingedruckte: Wir haben an einer EM auch noch nie gegen sie gespielt.

2 Weil wir den coolsten Spieler der EM in unserem Kader haben: Ricardo Rodriguez. Am Freitag verriet er gegenüber SRF sein Erfolgsrezept: «Ich will nicht so viel denken. Das kann ich gut.»

Coole Socke: Ricardo Rodriguez.
Foto: TOTO MARTI

3 Weil Deutschland heute vor 20 Jahren an der EM gegen Tschechien verloren hat und damit bereits in der Gruppenphase ausgeschieden ist. Der 23.6., wahrlich kein gutes Datum für unsere Nachbarn.

Foto: Schweiz gegen Deutschland – das Spiel steht für die aus Schweizer Sicht durchaus komplizierte Beziehung.
1/5

4 Weil das Spiel in der Bankenstadt Frankfurt am Main stattfindet und wer, wenn nicht wir, als die Bankenexperten schlechthin gelten.

5 Weil wir in unserer Flagge ein grosses Plus haben und die Deutschen in ihrer ein rotes Minus.

6 Weil wir wahre Deutschland-Experten sind, denn in unserem Kader haben gleich 19 Spieler plus Trainer Yakin Bundesliga-Erfahrung.

7 Weil wir der Meinung sind, dass unsere Fussball-Legende Charly In-Albon an seinem heutigen 67. Geburtstag einen Schweizer Sieg verdient hätte.

Die Schweizer Fussball-Legende Charly In-Albon wird heute 67 Jahre alt.

8 Weil unsere letzte Niederlage gegen die Deutschen schon 16 Jahre her ist.

9 Weil der erste Bock von Deutschlands Goalie Manuel Neuer nur eine Frage der Zeit ist.

10 Weil Heidi Deutschlands Fräulein Rottenmeier wo überlistet hat? Richtig, in Frankfurt.

11 Weil sich dann halt ganz Europa darüber freuen würde.

12 Weil wir Meister aus drei Topligen im Kader haben, Deutschland aber nur aus deren zwei.

13 Weil wir das letzte grosse Spiel gegen Deutschland gewonnen haben. Im Final der Schneefussball-WM in Arosa siegten wir im Januar 3:1.

14 Weil es in der Vorrunde zum Glück noch nicht zum Penaltyschiessen kommen kann.

15 Weil sich Fabian Schär trotz gebrochener Nase am deutschen Trainer Julian Nagelsmann rächen wird. Dieser hatte in Hoffenheim einst Schär ausgebootet.

Gebrochene Nase: Für Fabian Schär kein Problem.
Foto: TOTO MARTI

16 Weil die Nati noch nie in Frankfurt verloren hat. 1922 spielten sie gegen Deutschland 2:2, 1956 schlugen sie die Deutschen gar 3:1.

17 Weil der Rasen im Frankfurter Stadion ordentlich ramponiert ist und wir Schweizer dank unseres Rasen-Gates geübt darin sind, auf schlechtem Untergrund zu kicken.

18 Weil wir nicht so langweilig sind wie die Deutschen und wir deshalb für unsere Fussgängerstreifen gelbe und nicht wie sie weisse Farbe verwenden.

Gelb statt Weiss: Unsere Fussgängerstreifen.
Foto: Keystone

19 Weil wir Deutschland vor kurzem schon an der Eishockey-WM bezwungen haben.

20 Weil die Nati das letzte Spiel an einem 23.6. gewonnen hat, 2006 an der WM gegen Südkorea 2:0. Ach ja, noch was: …

21 … Am 23.6. 1954 schlug die Schweiz an der Heim-WM Italien sensationell 4:1.

22 Weil es in Frankfurt einen Schweizer Platz und eine Schweizer Strasse gibt, aber keine deutsche Strasse.

23 Weil wir nun mit einem Sommermärchen dran sind und nicht die Deutschen.

24 Weil wir unter dem heutigen Schiedsrichter Daniele Orsato noch nie ein Spiel verloren haben. Aber Vorsicht, siehe Grund 47.

25 Weil heute ein grosses Spiel ist, und Xherdan Shaqiri kürzlich sagte: «Grosse Spiele sind für mich gemacht.»

Gemacht für grosse Spiele: Xherdan Shaqiri.
Foto: TOTO MARTI

26 Weil Sion-Boss Christian Constantin von einem Schweizer 1:0-Sieg geträumt hat. Ihm zu widersprechen, traut sich doch aus Angst vor allfälligen Schlägen keiner.

27 Weil nur so Granit Xhaka in dieser Saison doch noch zu seinem Triple kommt.

28 Weil wir den Deutschen in den letzten drei Spielen im Schnitt drei Tore eingeschenkt haben.

29 Weil unsere Sturmhoffnung Breel Embolo in Frankfurt schon einmal getroffen hat: 2017 als Schalke-Spieler beim 2:2 gegen die Eintracht.

30 Weil wir nur dann erfahren werden, wie laut Sascha Ruefer wirklich schreien kann.

Schrei, Sascha, schrei!
Foto: TOTO MARTI

Warum die Deutschen uns mögen

31 Riiicooooolaaaaa.

Einzigartig: Ricola.
Foto: STEFAN BOHRER

32 Weil Deutschlands Fussballwunder in der Schweiz zustande kam.

33 Wegen Paola und Kurt Felix.

34 Weil Deutschland ohne unsere Goalies in der Bundesliga massiv Mühe hätte, 18 halbwegs brauchbare Torhüter zu finden.

35 Weil bei uns der Zug spitze ist und Deutschland bloss die Zugspitze hat.

36 Weil bei den Deutschen dank uns auch Maggi auf dem Tisch steht. Kennt ihr Deutschen eigentlich schon unser Aromat?

37 Weil die Deutschen dank unserer – Vorsicht, dass wir hier jetzt nichts Justiziables schreiben – nicht über alle Zweifel erhabenen Fifa die WM 2006 bekommen haben.

38 Wegen Emil.

Emil und die Deutschen: Das passt.
Foto: STEFAN BOHRER

Warum die Deutschen uns schlagen

39 Wegen Jamal Musiala.

40 Wegen Florian Wirtz.

Gegen Wirtz wirds schwierig.
Foto: Getty Images

41 Wegen Ilkay Gündogan.

42 Weil wir den Deutschen DJ Bobo und Beatrice Egli untergejubelt haben und sie sich deshalb – verständlicherweise – bei uns revanchieren wollen.

43 Weil die «Bild»-Schlagzeile schon steht: «Nagelsmann nagelt die Schweiz an die Wand.»

44 Weil es im Titel-Duell zwischen Toni Kroos und Granit Xhaka 34:10 steht. Noch Fragen?

45 Weil unser Deutschland-Komplex ja von irgendwo herkommen muss.

46 Weil sie im Gegensatz zu uns mit Niclas Füllkrug einen echten und fitten Neuner haben.

Füllkrug: Ein Neuner mit Sixpack.
Foto: Getty Images

47 Weil Deutschland unter dem heutigen Schiedsrichter Daniele Orsato noch nie ein Spiel verloren hat. Aber Vorsicht, siehe Grund 24.

48 Warum eigentlich?

49 Weil wir schon einmal gegen Deutschland an einem 23.6. verloren haben. 1995 gab es in Bern ein 1:2 in einem Testspiel.

50 Weil unser Goalie Yann Sommer im Frankfurter Stadion als Bundesliga-Goalie schon acht Gegentreffer kassiert hat.

51 Weil Niclas Füllkrug offenbar härter schiessen kann als Dan Ndoye, denn als der Deutsche aus Versehen einen Zuschauer traf, landete der im Krankenhaus. Als aber dem Schweizer das Gleiche passierte, kam der Fan mit einem leicht geschwollenem Auge davon.

52 Weil das EM-Orakel Flachlandtapir Theo vom Münster Zoo zielstrebig auf einen Schweizer Sieg getippt hat. Das Problem für uns dabei: Theo gilt als das schlechteste Orakel weltweit und hat bislang nur falsch getippt.

53 Weil die Deutschen erst kürzlich in Frankfurt gespielt haben und sie dort im März Holland 2:1 besiegt haben.

54 Weil der heutige 23.6. (in den USA) der Tag der Farbe Pink ist und das deutsche Auswärtsleibchen bekanntlich ebenfalls pink ist.

Pink: Toni Kroos.
Foto: Icon Sport via Getty Images

Warum wir die Deutschen schon ein bisschen doof finden und sie deshalb eine Niederlage verdient hätten

55 Weil sie halt Deutsche sind.

56 Weil sie die Erfinder des Schlagers sind.

57 Weil sie uns den FC Bayern beschert haben.

58 Weil sie sich immer über unsere Langsamkeit lustig machen, d a b e i s i n d w i r d o c h g a r n i c h t s o l a n g s a m .

59 Weil sie partout das Wort «Nati» nicht richtig aussprechen können.

60 Weil sie ihr Gelb in der Flagge Gold nennen.

61 Wegen Joshua Kimmich.

Nicht gerade der Sympathieträger: Joshua Kimmich.
Foto: Getty Images

62 Weil sie immer von der «Züricher Zeitung» und vom «Züricher See» reden.

63 Weil die Deutschen uns Aldi und Lidl eingebrockt haben. Siehe auch Grund 95.

64 Weil sie sich ständig über unser «oder» lustig machen. Das ist doch voll gemein, oder?

65 Weil sie den Namen Chapuisat auch nach über 100 Toren für den BVB bis heute nicht richtig aussprechen können (Tschapühssat).

Wenn nur nicht sein Name so kompliziert wäre: Stéphane Chapuisat.
Foto: keystone-sda.ch

66 Weil sie immer unseren Gotthardtunnel verstopfen.

67 Kleine Zwischenfrage: Dürfen es insgesamt wirklich nur 99 Gründe sein? Gerade in dieser Unterkategorie würden uns noch viele Dinge und Namen einfallen.

68 Weil die Deutschen immer glauben, dass wir die Kleinen mit den herzigen «li»-Endungen sind. Aber wer trägt ein «li» im Namen der Hauptstadt – Bern oder Berlin?

69 Weil sie uns nur Jörg Kachelmann, nicht aber Thomas Bucheli abgenommen haben.

70 Weil sie diese unsäglichen Gartenzwerge erfunden haben.

71 Weil wir von den Deutschen beim ESC 2024 für Nemo nur 5 (Experten) und 7 Punkte (Jury) erhalten haben. Gehts noch?

Zwölf Punkte für Nemo? Nicht von den Deutschen.
Foto: AFP

72 Ganz ehrlich: Pommes mit Mayonnaise geht gar nicht!

73 Weil sie uns einst den in Locarno geborenen Oliver Neuville geklaut haben und dieser dann 2006 mit dem 1:0 gegen Polen den Startschuss zum Sommermärchen lanciert hat.

74 Stichwort Arroganz, Kapitel 3954: Am Freitag wurde der deutsche Deniz Undav gefragt, ob er sich für die Schweiz interessiere. Daraufhin sprach er über seinen Schweizer Stuttgart-Teamkollegen Leonidas Strigu. Zum Mitschreiben, der Mann heisst Leonidas Stergiou!

75 Weil sie «Knocki» statt Gnocchi sagen.

Lecker, diese Knocki.
Foto: Getty Images/PhotoAlto

76 Weil Uli Hoeness einst wegen Steuerhinterziehung in den Knast musste. Wir finden: Steuerhinterziehung? Kein Problem. Sich dabei aber erwischen lassen? Geht gar nicht.

Warum wir trotzdem gern doch mal für einen Tag Deutsche wären

77 Nächste Frage, bitte!

78 Weil wir gern mal mit Socken Sandalen tragen würden.

Sandalen und Socken: Eine perfekte Symbiose.
Foto: imago images/Jan Huebner

79 Weil wir dann in einer Pizzeria eine «Pizza Proschguttio» bestellen könnten.

80 Weil wir gern mal schon morgens um 10 Uhr ohne schlechtes Gewissen Bier trinken würden.

81 Weil wir dann endlich mal einen reservierten Fixplatz am Pool hätten.

82 Weil wir dann auch mal nach dem Motto «Ist der Ruf erst ruiniert, lebts sich gänzlich ungeniert» leben könnten.

83 Weil wir uns dann auch mal über die Schweizer lustig machen könnten.

Warum die Deutschen uns nicht mögen

84 Weil unsere Schweizer «Tatorte» nicht immer – wie sollen wir das jetzt diplomatisch ausdrücken? – absolute Spitzenklasse sind.

85 Weil wir jahrzehntelang ihr Geld wollten, mehr aber auch nicht.

86 Weil wir Deutschlands Europa-Park Rust einfach annektiert und zum Schweizer Vergnügungspark erklärt haben.

Schweizer Staatsgebiet: Europa-Park Rust.
Foto: IMAGO/Fotostand

87 Weil die Deutschen bei uns nur im Schneckentempo, sprich 120 km/h, unterwegs sein dürfen.

88 Weil die Deutschen irgendwann erfahren haben, dass ein Mindeststundenlohn auch deutlich höher als die bei ihnen gesetzlich vorgeschriebenen 12,41 Euro sein kann. Ätsch …

89 Wegen genau solcher Geschichten voller Klischees.

90 Weil wir dank der Vignette ihnen auf dem Weg in den Italien-Urlaub das Geld aus dem Portemonnaie – pardon: der Geldbörse – ziehen.

Warum wir die Deutschen bei genauerem Überlegen doch nicht ganz so doof finden

91 Weil in unseren deutschen Postfächern diverse Päckli auf uns warten.

92 Weil die Deutschen uns (G)Ottmar Hitzfeld geschenkt haben.

Danke Deutschland für Ottmar Hitzfeld.
Foto: TOTO MARTI

93 Weil wir in Deutschland Windeln und Zahnpasta zum halben Preis bekommen.

94 Weil sie den «Tatort» erfunden haben.

95 Weil die Deutschen uns Aldi und Lidl geschenkt haben. Siehe auch Grund 63.

96 Weil die deutsche Bundesliga insgeheim schon unsere Lieblingsliga ist.

97 Hinweis in eigener Sache: Weil wir unseren geschätzten Mitarbeiter Oliver G.* sehr mögen. Wobei der mittlerweile Schweizer ist, was uns dann bei genauerem Nachdenken schon ein bisschen stört (* Name der Redaktion bekannt).

98 Weil ohne deutsche Arbeitskräfte unser ganzes Gesundheitssystem kollabieren würde.

99 Zurück auf Feld 1: Weil sie uns an einer EM noch nie geschlagen haben. Hoffentlich dürfen wir das morgen noch immer behaupten, oder?

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