Die Rüebliländer plötzlich wieder auf Aufstiegskurs
Der FC Aarau will den Xamax-Fluch abstreifen

Aarau hat einen Lauf. Führt dieses Momentum den Traditionsverein doch noch zurück in die Super League?
Publiziert: 21.05.2023 um 17:49 Uhr
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Felix BingesserReporter Sport

Es gibt Momente, die verändern das Leben von Menschen. Es gibt auch Momente, die verändern die Geschichte von Fussballklubs.

Ein solcher Moment ist für den FC Aarau der 3. Juni 2019. Mit 4:0 gewinnt Aarau in der Barrage das Hinspiel in Neuenburg. Die Aufstiegsparty ist geplant, die T-Shirts sind gedruckt. Aber dann kommt es zur grössten Aufholjagd in der Geschichte des Schweizer Fussballs.

Xamax greift mit dem Mut der Verzweiflung an. Trifft zum 1:0, zum 2:0, zum 3:0, zum 4:0. Die Aarauer wissen nicht, wie ihnen geschieht. Exakt um 18.52 erzielt der Xamaxien Geoffrey Serey Die im Penaltyschiessen den entscheidenden Treffer und verhilft den Neuenburgern zum Ligaerhalt. Das Brügglifeld erstarrt in Schockstarre. Der Kanton Aargau wird durchgeschüttelt, die Fussballschweiz reibt sich die Augen.

Der FC Aarau hat nach 16 Punkten aus den letzten 6 Spielen wieder Chancen auf den Aufstieg.
Foto: freshfocus
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Das Mittelmass wird zum Programm

Dieser Tag liegt seither wie ein Fluch über dem FC Aarau. Nichts will mehr so richtig funktionieren, die Rückkehr in die Super League scheint zur Mission Impossible zu werden. Auch in dieser Saison bleibt Aarau lange Zeit hinter den Erwartungen und den eigenen Ambitionen zurück. Das Mittelmass wird zum Programm. «Der Aufstieg ist kein Thema mehr», lässt der Klub schon vor Wochen verlauten.

Und jetzt? Jetzt ist Aarau wieder mittendrin im Rennen. Jetzt ist die Chance zumindest auf die Barrage plötzlich wieder greifbar nahe. Das Pendel scheint unverhofft wieder zugunsten der Aargauer auszuschlagen. Und es winkt die Chance, den Fluch aus dem Jahr 2019 abzuschütteln. «Dieses Trauma hat den Verein lange belastet. Aber in der jetzigen Mannschaft sind nur noch zwei Spieler von damals dabei. Sollten wir die Barrage schaffen, dann wird diese Xamax-Tragödie bei der Mannschaft nicht im Hinterkopf sein», glaubt Sandro Burki, der CEO des FC Aarau.

Gelassenheit bei Sandro Burki

Er will den Ball flach halten. «Wir planen die Challenge League. Wenn es anders kommt, dann nehmen wir das gerne. Aber es muss viel passieren, damit es noch klappt», sagt Burki. Die Lizenz für die Super League hat man erhalten, auch wenn das ewige Projekt des neuen Stadions weiter nur schleppend vorankommt. Und es noch mindestens vier bis fünf Jahre dauert, bis diese Odyssee mit dem Bezug der neuen Arena abgeschlossen werden kann.

Burki schaut den entscheidenden Spielen in Yverdon und gegen Lausanne gelassen entgegen. «Wir sind die Jäger und nicht die Gejagten. Wir haben nichts zu verlieren.» Für Burki ist klar, dass der FC Aarau zu grossen Teilen von der Tradition lebt. «Von den derzeitigen Möglichkeiten her sind wir kein klassischer Super League-Verein.» Sollte es mit dem Aufstieg trotzdem klappen, dann dürfte das Budget von derzeit 6,5 Millionen auf rund 9 Millionen angehoben werden.

Wieder ein Aargauer Derby?

Es sind turbulente Wochen für den FCA. Markus Mahler soll an der GV am 12. Juni zum neuen Präsidenten gewählt werden. Geklärt werden muss auch die Zukunft von Trainer Boris Smiljanic, wo vieles auf eine Trennung nach dem Saisonende hindeutet. Aber sollte der Aufstieg gelingen, dann dürfte auch diese Personalie neu beurteilt werden. Klar ist einzig, dass man den Stamm des Kaders unabhängig von der Ligazugehörigkeit zusammenhalten will.

Und sollte der Aufstieg nicht klappen, dann gibt es für den Fussball im Aargau wohl trotzdem eine Aufstiegsparty. Der FC Baden, ein Partnerklub des FC Aarau, steht vor dem Durchmarsch in die Challenge League. Im letzten Jahr ist der Klub in die Promotion League aufgestiegen, und jetzt steht der Verein mit Trainer Michael Winsauer an der Schwelle zur Challenge League. Gelingt Aarau der Sprung in die Super League nicht, dann gibt es in der nächsten Saison zumindest nach vielen Jahren wieder ein Aargauer Derby im Profifussball.


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