Foto: Sven Thomann

Thun-Urgestein Heiri Egger
«Den Pokal zu stemmen, wäre geil»

Heinrich «Heiri» Egger (85) ist das Thuner Urgestein. Nach dem verlorenen Cupfinal von 1955 will der Zeitzeuge jetzt endlich den Kübel.
Publiziert: 18.05.2019 um 19:13 Uhr
Martin Arn (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Sein Arbeitstag beginnt um halb acht, «spätestens um acht», wie er sagt, und dauert bis 17 Uhr. Dabei ist Heinrich «Heiri» Egger seit 20 Jahren pensioniert. Früher war er Materialwart, hat geholfen, das Klubhaus aufzubauen, Sandwiches für die Buvette gestrichen. Heute ist er Ehrenmitglied des FC Thun und wäscht im alten Lachenstadion am Thunersee immer noch die Leibchen der Junioren.

«Das hält mich jung», sagt er. Als 13-Jähriger war er 1946 zum FC Thun gekommen und spielte für die Junioren. Für die Lehre zog er später nach Grenchen, ehe er mit seiner Frau wieder zurück nach Thun kam. Mit ihr führte er 15 Jahre lang das Klubhaus. «Ich musste einen Wirtekurs besuchen, damit wir die Bewilligung bekamen.» Tochter Monika verkaufte Matchtickets. «2001 konnten wir ein Kassenhäuschen aus Frutigen erstehen, so standen wir wenigstens im Schärmen, wenn es regnete.»

Abstieg, Aufstieg, Champions League: Legende Heiri Egger hat beim FC Thun alles erlebt.
Foto: Sven Thomann
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Heiri Egger hat alle Höhen und Tiefen erlebt in Thun. Als junger Mann war er Trainer der 2. Mannschaft in der 4. Liga, später fuhr er den Mannschaftsbus, hat Familienabende und Grümpelturniere organisiert. Und natürlich war er 1955 dabei, beim bisher einzigen Cupfinal der Thuner. «Mein Vater war praktisch bei jedem Spiel. Er hat mich nach Bern zum Final mitgenommen. Leider war La Chaux-de-Fonds zu stark.»

«Fische schwammen rum»

Heiri Egger hat die Aufstiege erlebt. Und natürlich die Champions League mit den Spielen gegen Ajax Amsterdam und Arsenal London. Oder ein Trainingslager in Dubai. «Das waren die absoluten Höhepunkte.» Aber er war auch dabei, als Thun 2008 den Gang in die Challenge League antreten musste. Als das Lachenstadion fast einen Meter unter Wasser stand bei den Überschwemmungen von 1999 und 2005. «Wir waren mit Ruderbooten auf dem Feld. Da schwammen Fische rum.»

«Habe ein gutes Gefühl»

Und nun steht Thun also wieder im Final, 64 Jahre danach. Logisch, dass Heiri Egger im Stade de Suisse mitfiebern wird. «Ich habe ein gutes Gefühl. Unsere Giele können das schaffen», sagt er. Und dann verwendet dieser aufgeweckte, jung gebliebene Mann, den auch die jüngsten Junioren respektieren und freundlich grüssen, wenn sie zum Training kommen, tatsächlich das Wort «geil». Wie das denn wäre, wenn Thun Cupsieger würde, lautet die Frage. «Den Pokal zu stemmen», sagt Heiri Egger und lacht, «das wäre wirklich geil!»

Der einzige Cupfinal des FC Thun

FC La Chaux-de-Fonds – FC Thun 3:1

Ostermontag, 11. April 1955.
Stadion Wankdorf. 25 000 Zuschauer.

Tore: 3. Mauron 1:0. 13. Mauron 2:0. 19. Kauer 3:0. 71. Thommen 3:1.

La ChdF: Fischli; Zappella, Kernen, Bühler; Eggimann, Peney; Morand, Antenen, Kauer, Mauron, Fesselet.

Thun: Roth; Bartesaghi, Zehnder, Ammann; Aebi, Schneiter; Rothenbühler, Thommen, Czischek, Jauner, Frischkopf.

Bis 2019 einzigartig: Der FC Thun (mit weissen Hosen) im Cupfinal 1955.
RDB

FC La Chaux-de-Fonds – FC Thun 3:1

Ostermontag, 11. April 1955.
Stadion Wankdorf. 25 000 Zuschauer.

Tore: 3. Mauron 1:0. 13. Mauron 2:0. 19. Kauer 3:0. 71. Thommen 3:1.

La ChdF: Fischli; Zappella, Kernen, Bühler; Eggimann, Peney; Morand, Antenen, Kauer, Mauron, Fesselet.

Thun: Roth; Bartesaghi, Zehnder, Ammann; Aebi, Schneiter; Rothenbühler, Thommen, Czischek, Jauner, Frischkopf.

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