CR7 müsste selber Essen schöpfen
So kurios soll die Serie-A-Saison beendet werden

Das Neustart-Protokoll von Italiens Verbandschef Gabriele Gravina steht. Am Samstag ist es nach Rom geschickt worden. Am Mittwoch kommts zum alles entscheidenden Gipfel.
Publiziert: 20.04.2020 um 11:36 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2020 um 11:39 Uhr
Alain Kunz

Gedankenspiele und Pläne sind auf Reissbrettern Hunderte entstanden – und alsbald wieder geshreddert worden. Als jeweils klar wurde: Dieses Virus ist nicht kleinzukriegen.

Jetzt aber hat eines schon sehr konkrete Formen. Dasjenige des Neustarts der Serie A. Denn die Wiederaufnahme des Bewerbs ist für Verbandsboss Gabriele Gravina alternativlos: «Es gibt keine neue Saison, bevor die aktuelle nicht beendet ist.» Und dies soll schon Ende Mai, allenfalls Anfang Juni der Fall sein. Bereits geistert das Wochenende vom 27./28. Mai als Austragungstermin für die Cup-Halbfinals herum.

Bereits am Mittwoch fix sein soll ein anderer Termin: Der 4. Mai. Das ist der Tag, an dem die rigide Ausgangssperre beendet werden und sich Italien wieder öffnen soll, wie es Premierminister Giuseppe Conte formuliert. Und wenn das Leben im virusgeplagten Land wieder losgeht, soll es auch der Fussball, denkt zumindest Gavrina - laut.

Die laufende Serie-A-Saison muss fertig gespielt werden.
Foto: imago images/Insidefoto
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Dabei sollen die 20 Serie-Teams in einer ersten Phase gewissermassen unter Team-Quarantäne gesetzt und jeweils 50 bis 70 Personen kaserniert werden: Spieler, Coaches, Physios etc. als Gruppe Team. Köche, Material- und Platzwarte, Hotelpersonal etc. als zweite Gruppe, die unabdingbar für den Betrieb ist. Allerdings: Die beiden Gruppen sollen sich nach Möglichkeit nicht begegnen. Wie auch die Spieler untereinander nicht. Und wenn, dann mit zwei Metern Abstand. Auch trainiert wird in einer ersten Phase auf Abstand. Konditions- und Bodytraining sowie Technik.

Hier einige Beispiele aus dem Protokoll des Verbandes, das die «Gazzetta dello Sport» veröffentlicht hat:

  • Kein Essen wird an den Tisch gebracht. Auch Ronaldo und Dybala müssen sich ihren Food selber schöpfen.
  • Masken- und Handschuhpflicht für jeden, der in Kontakt mit den Spielern kommen muss, zum Beispiel Physiotherapeuten.
  • Wer auf seinem Trainingsgelände kein Restaurant und Hotel hat, muss sich ein solches ausserhalb organisieren, desinfizieren und unter Quarantäne stellen.
  • Einzel- statt Doppelzimmer
  • Immer wieder Corona-Tests, den die Gruppe Team muss unter allen Umständen virusfrei bleiben
  • Auch lange Fahrten mit dem Car statt dem Zug, wie das die Serie-A-Profis sonst oft machen. Flüge nur in desinfizierten Charter-Maschinen

Drei Wochen soll diese Phase dauern. Und dann soll mit Vollgas wieder gespielt werden. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, versteht sich von selbst. Aber nicht mit Masken, wie ein belgischer Virologe absurderweise vorgeschlagen hat. «Aber ohne grosse Küssereien und Umarmungen nach Toren», stipuliert das Protokoll. Weitere Denkansätze, um die Spieler wegen des gerafften Spielplans und der kurzen Vorbereitung nicht zu überstrapazieren: Drei Pausen im Spiel. Dazu die Möglichkeit von fünf Wechseln.

Und das nach Möglichkeit in ganz Italien, auch im vom Virus derart geplagten Norden, in den Städten Bergamo, Mailand und Turin. «Das ist die Idee», so Gavrina. «Und falls es zu Beginn noch nicht möglich sein sollte, suchen wir nach Alternativen.»

Eine Meinung, die Walter Ricciardi, italienisches Mitglied der Weltgesundheits-Organisation WHO, nicht teilt: «Es hat keinen Sinn dort Spiele zu verbieten, wo es keine Infektionsfälle gibt, wie in einigen Regionen Süditaliens. Das muss man regional anschauen.»

Wie auch immer: Am Mittwoch wird erstmals über das Protokoll des Neustarts befunden. Doch Vize-Gesundheitsminister Pierpaolo Silleri macht Gravina wenig Hoffnung. «Es ist unrealistisch daran zu denken Spiele auszutragen, während eine Epidemie noch im Gange ist.» Die neuesten Zahlen aus dem Stiefel: Fast 3500 Neuansteckungen und fast 500 Tote in 24 Stunden …

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