Foto: Sven Thomann

Vor Champions League-Knaller
«Xherdan wird Gänsehaut haben»

Arianit Shaqiri (31), genannt Ari, begleitet seinen Bruder Xherdan einst nach München, lebt mit ihm unter einem Dach. «Die Rückkehr wird für Shaq berührend und emotional», sagt er vor dem Knaller Bayern gegen Liverpool vom Mittwoch.
Publiziert: 13.03.2019 um 18:11 Uhr
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Andreas Böni

Es ist das Jahr 2012, und Ari Shaqiri schwitzt ein bisschen. Sein Bruder Xherdan, damals 20 und gerade für 15 Millionen Franken zu Bayern München gewechselt, nimmt ihn mit zu einem Mannschaftsessen und auch Uli Hoeness ist vor Ort. Ari ist nervös und als der Bayern-Präsident ihm die Hand gibt, sagt er: «Guten Abend, Herr Heynckes...» Hoeness nimmt es mit Humor, lacht, dass er mit seinem Trainer verwechselt wird, Ari entschuldigt sich. «Das lag sehr wahrscheinlich an der Nervosität», sagt er lächelnd.

Am Mittwoch ist es soweit. Es kommt zum heissen Rückspiel in der Allianz Arena zwischen Bayern und Liverpool nach dem 0:0 in England. «Xherdan wird Gänsehaut haben, wenn er ins Stadion aufläuft», sagt sein Bruder. Und erzählt im SonntagsBlick, wie er die zweieinhalb Jahre mit seinem Bruder in München zusammenlebte.

«2012 war es so, dass ich meine Lehre als Automechaniker und meine Durchdiener-RS als Füsilier der Infanterie-Kampftruppe hinter mir hatte. Mein Traum war es, Polizist zu werden – aber ich brauchte erst noch eine Auszeit», erklärt er. «Als Xherdan dann zu Bayern wechselte, ging ich mit, um ihn zu unterstützen.» Ari selbst spielte in den Junioren des FC Basel mit Ivan Rakitic, Yann Sommer, Zdravko Kuzmanovic und Timm Klose, wird einmal für die U17-Nati aufgeboten. «Viele sind aus meinem Jahrgang Profi geworden. Leider schaffte ich nur bis in die 2. Liga Interregional.»

Shaqiri kehrt bei Liverpool wieder auf die Erfolgsspur zurück.
Foto: DUKAS
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Das Gebrüder-Paar zieht in ein Haus nach München-Grünwald, «unser Nachbar war Franck Ribéry. Ein aufgestellter Typ, er nahm Shaq immer mit zum Training. Aber die kreativen Spieler sind halt ein bisschen speziell und anders zu nehmen, das ist Shaq ja auch.»

Doch dann kommt Pep Guardiola

Ari koordiniert alles was das Leben leichter macht für Shaq, kocht manchmal, eine Putzfrau hilft ihm dabei. Und er beginnt bereits damals, seinem Bruder die E-Mails und Liebesbriefe abzunehmen.

«Es kommt alles mögliche rein. Von Bettelbriefen, Kinder-Bitten, Trikot-Wünschen bis zu Liebes-Mails. Doch auch durchaus Schwieriges. So schreibt einmal ein 14-jähriges Mädchen, dass es sich schaden will, wenn es Xherdan nicht sehen kann.

«Wir haben mit den Eltern Kontakt aufgenommen und ein Leibchen geschickt», sagt Ari. «Das ist alles, was Du in solchen Momenten machen kannst. Es sind schon extrem viele junge Fussballbegeisterte und natürlich Teenies und Frauen, die ihm schreiben, für die er das grosse Idol ist. Ich antworte dann meist nett, aber bestimmt, dass er kein Interesse hat.»

Zu Beginn läuft bei den Bayern alles wie geschmiert für Shaqiri. Unter Jupp Heynckes macht er im ersten Jahr 39 Spiele, schiesst acht Tore und gibt 13 Assists. «Heynckes war gut für ihn, er war ein Kommunikator, das half Shaq sehr», sagt sein Bruder.

Doch dann kommt Pep Guardiola. Shaqiri spielt weniger, ist unzufrieden. Ari erinnert sich: «Fussballerisch, taktisch-technisch ist Guardiola überragend. Er war weniger kommunikativ. Das war nicht einfach, irgendwie passte es nicht mehr für Shaq. Es gibt verschiedene Charaktere eines Fussballers, Shaq ist eher der die Sorte, die Nähe bevorzugt, wie viele kreative Spieler.»

Doch am Abend, wenn Xherdan zuhause in München über die Schwelle tritt, zeigt er sich unnahbar. «Er ist  nicht ein Mensch, der seine Gefühle offen zeigt», so Ari. «Er frisst es eher in sich hinein. Du siehst ihm nicht an, ob er einen guten oder einen schlechten Tag hat.»

Und weiter: «In unserer Familie zeigen wir alle nicht immer offen unsere Emotionen. Ausser auf dem Fussball-Platz.» Der erste stand hinter dem etwas in die Jahre gekommenen Haus in Augst, wo die Familie einst aufwuchs. «Jeder von uns drei Brüdern wollte immer besser sein als der andere.» Alltag einer Einwanderer-Familie, die es geschafft hat. Papa Isen arbeitete einst als Maurer, Mama Fatime ging putzen. Heute geniessen sie den Ruhestand. Schwester Medina (17) macht gerade die LAP als Zahnarzt-Gehilfin.

«Liverpool tut Shaqiri gut»

Es ist Anfang 2015, als Shaqiri nicht mehr bei Bayern München bleiben will. Im Januar wechselt er nach Mailand, zu Inter. «Es war der Zeitpunkt, wo ich Shaq sagte, dass ich nun auf eigenen Beinen stehen möchte», erzählt sein Bruder. Er hat in München seine heutige Frau kennengelernt.

«Das ist nicht nachvollziehbar!»
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Henchoz versteht Klopp nicht:«Das ist nicht nachvollziehbar!»

Ari Shaqiri zieht zurück in die Schweiz, wo die Familie lebt. Sein Bruder hat ihm auch einen Bus gekauft, «den brauche ich für die Fussball-Camps». Er organisiert Trainings für Kinder zwischen 6 und 16 Jahren. Und fliegt, wann immer es geht, nach Liverpool.

«Mit Liverpool und Trainer Jürgen Klopp hat mein Bruder genau das gefunden, was ihm gut tut. Menschlich und fachlich. Jetzt braucht er einfach ein bisschen Geduld.» Behält Shaqiri diese, wenn er nicht mal eingewechselt wird wie zuletzt öfters? «Ja klar, er ist reifer als mit 20 Jahren, das hat er schon bei Stoke  bewiesen.  Ich habe keine Bedenken, er wird zu seiner Spielzeit kommen und hoffentlich viel mit Assists oder Goals zum Erfolg beitragen.»

Bei sechs Premier-League-Treffern steht er diese Saison bei Liverpool. Wenn es nach Ari Shaqiri geht, kommt am Mittwoch in der Champions League einer dazu: «Ich hoffe, er kommt rein, kann was bewegen und Liverpool kommt weiter!», sagt er optimistisch.

Doch sein grosser Traum ist es auch, seinen Bruder nochmals beim FC Basel zu sehen. «Beim FCB begann alles, beim FCB soll alles enden. Basel als erste und als letzte Station – das wäre der Hammer.»

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