Van Bommel ist ein bunter Hund
Trainer von FCB-Gegner PSV ging vor Barça-Wechsel ins Kloster

Basels Champions-League-Gegner PSV-Eindhoven kommt fast ohne grosse Namen aus. Aber mit Mark van Bommel (42) steht ein absoluter Superstar an der Linie.
Publiziert: 22.07.2019 um 01:36 Uhr
Martin Arn

Die grosse Karriere endet mit einem Platzverweis, dem zwölften seiner Karriere: Am letzten Spieltag der Saison 2012/13 sieht Mark van Bommel Gelb-Rot. Sein Team PSV Eindhoven verliert gegen Twente Enschede 1:3. Zu viel für den Mittelfeld-Terrier. «Das ist das Ende», verkündet er nach dem Spiel.

Dabei ist Van Bommel einer der ganz Grossen des holländischen Fussballs: Champions-League-Sieger mit Barcelona, Meister mit Bayern, Milan und Eindhoven, Vizeweltmeister 2010.
Schon früh sagten sie ihm nach, er denke wie ein Coach. Heute ist Mark van Bommel einer der auf­regendsten Trainer Hollands. PSV Eindhoven führte er in der vergangenen Saison auf Platz 2. Es war bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf- Rennen mit Champions-League-Halbfinalist Ajax. Am Dienstag spielt Van Bommel mit Eindhoven gegen den FC Basel.

An diesem Nachmittag in Vevey testet sein PSV gegen Nizza. Die kurzen Locken sind ein wenig grau geworden. Aber wenn Van Bommel so dasteht an der Seitenlinie, im weissen T-Shirt, dann wirkt er fit und durchtrainiert, als ob er sofort wieder grätschen und den Ball zurückerobern könnte. Der Mann steht unter Hochspannung.

Der FC Basel trifft am Dienstag in der Champions-League-Quali auf Eindhoven.
Foto: Freshfocus
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«Ich habe schon früh die ersten Lizenzen gemacht, schon als ich um die 20 war. Ich habe mich zu meiner Aktivzeit immer darum gekümmert, wie die Mannschaft spielt, habe mit meinen Trainern gesprochen», sagt Van Bommel.

Das kam allerdings nicht immer gut an. Sein Verhältnis zu Louis van Gaal, unter dem er bei Bayern spielte, kühlte sich nach und nach ab. Mit seinem damaligen Nationaltrainer Marco van Basten überwarf sich Van Bommel derart, dass er 2006 seinen Rücktritt aus der «Elftal» bekannt gab. Mit den Worten: «Nie mehr, solange Van Basten Trainer ist», verabschiedete er sich aus dem Nationalteam.

«Manchmal gibt es Differenzen und es funktioniert einfach nicht», sagt Van Bommel in der Garderobe des Stade de Copet in Vevey zu SonntagsBlick.

Dabei ist er keineswegs ein Stänkerer: «Für mich stand immer der Erfolg im Vordergrund, dem habe ich alles untergeordnet. Und wenn ich das Gefühl hatte, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten, dann habe ich das angesprochen.»

Kurz vor Wechsel gehts ab ins Kloster

Denn Van Bommel kann auch ganz anders. Als sich eine Frau bis zur Kabine in Vevey vorkämpft, vorbei an den Sicherheitsleuten, und ein Selfie mit Van Bommel schiessen möchte, wimmelt sie der PSV-Medienchef ab. Kurz entschlossen stösst Van Bommel den Wichtigtuer von der Medienabteilung weg und lässt sich mit der Dame fotografieren. Ja, auch das ist Van Bommel.

Oder diese Geschichte: Bevor er 2005 zu Barcelona wechselte, zog sich Van Bommel ins Kloster zurück, um Spanisch zu lernen. «Ich wollte mich so rasch als möglich integrieren und habe Tag und Nacht geübt. Was andere in einem Monat schaffen, das wollte ich in einer Woche erreichen.»

Sein Deutsch ist nach fünf Jahren in München (2006–2011) nach wie vor hervorragend. Und mit Eindhoven hat er erneut Grosses vor, nachdem sein Team in der letzten Saison gegen Barcelona, Tottenham und Inter in den Gruppenspielen der Champions League keineswegs chancenlos war. «Wer einmal Champions League gespielt hat, der will es immer wieder.»

Der erste Gegner auf dem Weg in die Gruppenphase ist am Dienstag der FC Basel. «Ein sehr guter Klub», findet Van Bommel, «man muss nur die letzten Jahre anschauen. Basel war immer europäisch vertreten, hat die Gruppenphase überstanden, was für holländische Klubs keineswegs normal ist. Basel hat viele Nationalspieler, einen erfahrenen Trainer.»

Sein Respekt vor dem FCB ist ziemlich gross. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass PSV in der Sommerpause mit Luuk de Jong den besten Spieler an Sevilla verloren hat. 28 Tore hatte der Mittelstürmer in der abgelaufenen Saison erzielt. Van Bommel sagt: «Natürlich wird er uns fehlen. Aber es ist normal, dass wir einen solchen Spieler nicht halten können.»

Nahmhafte Ausbilder

Van Bommel hat von den ganz Grossen der Trainergilde gelernt: Von Frank Rijkaard bei Barcelona, von Felix Magath, Louis van Gaal und Ottmar Hitzfeld bei Bayern, von Massimiliano Allegri bei Milan. «Hitzfeld war einzigartig. Seine Ruhe, sein Umgang mit den Spielern», schwärmt Van Bommel.

Und natürlich von seinem Schwiegervater Bert van Marwijk, der 2008 neuer Bondscoach wurde. Mit ihm hat Van Bommel seine grössten und zugleich bittersten Momente erlebt. 2010, als die Holländer gegen Spanien im WM- Final standen und Arjen Robben nur um Haaresbreite an Spaniens Torhüter Iker Casillas scheiterte. Spanien siegte durch ein spätes Tor mit 1:0. Die Szene verfolgt ihn bis heute: «Ich denke oft darüber nach. Natürlich war es ein Erfolg, im Endspiel zu stehen. Aber wenn du im Final bist, dann musst du auch gewinnen.»

Von allen Trainer habe er versucht, etwas mitzunehmen, sagt Van Bommel heute, da er selber an der Linie steht. Eindhoven spielt technisch sauberen Fussball, mit Einzelkönnern wie den beiden Flügeln Steven Bergwijn und Hirving Lozano oder mit Rechtsverteidiger Denzel Dumfries und Rückkehrer Ibrahim Afellay. «Wir sind als Team stark. Nur so kannst du etwas gewinnen», sagt der Coach.

Denn natürlich hat Van Bommel den Seinen auch das Verteidigen, das Grätschen und Disziplin beigebracht. PSV hat von allen holländischen Teams am wenigsten Gegentore kassiert. «Aber das Schönste ist doch», sagt Van Bommel, «wenn du siehst, dass die Dinge, die wir trainiert haben, auf dem Platz funktionieren.»

Das muss ja nicht unbedingt am Dienstag gegen Basel schon der Fall sein.

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Aston Villa
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