«YB winken Einnahmen von 35 Millionen Franken»
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Blick-Kunz zum CL-Triumph:«YB winken Einnahmen von 35 Millionen Franken»

Raphel Wicky holt in nur 18 YB-Wochen die Sterne vom Himmel
Der Meister der unschönen Gespräche

Mit dem Erreichen der Champions League hat sich Raphael Wicky in Rekordzeit in den Legendenstatus von YB erhoben. Er freilich sieht das ganz anders.
Publiziert: 31.08.2023 um 00:39 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2023 um 09:13 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

Das Klischee ist sattsam bekannt – und kommt nicht von ungefähr: Walliser sind trinkfest! Als YB-Trainer Raphael Wicky, der «Botsch» (Bub) aus Steg im Bezirk Westlich Raron, gefragt wird, was er sich den nun zum Erreichen der Königklasse gönne, so antwortet er: «Ich habe ein Bier in der Kabine angefangen. Das werde ich noch zu Ende trinken. Ich bin atypischer Walliser, da ich nicht viel vertrage. Ein Bier ist genug für mich. Zudem bin ich am Mittwoch um sieben Uhr wieder im Büro.» Ein Bier? Das Wallis schreit schockiert auf! Kein Fendant, keine Petite Arvine? «Also wenn das Bier mittlerweile warm geworden ist, nehme ich mit meiner Frau vielleicht ein Glas Champagner.» Champagner? Echt jetzt? Und der Heimatschutz? Fendant, Petite Arvine? «Ich schaue mal, was es gibt. Vielleicht doch ein Glas Weissen …»

Eloquent, freundlich, trocken

Das kleine Gespräch ist typisch für Wicky. Er ist eloquent. Er ist freundlich. Es kann durchaus spannend sein mit ihm. Aber er hat da auch seine trockene Seite. Die nicht von seinem bescheidenen Alkoholkonsum kommt. Er ist so. Und doch: Immer wieder streut er saftige Worte in seine Diskurse ein. Auch dieses Vokabular beherrscht er. Als Jungspund war er alles andere als ein Kind von Traurigkeit, obwohl er als Botsch Messdiener war. Nach dem Triumph gegen Maccabi Haifa sagt er zur Auslosung vom Donnerstag: «Ich weiss jetzt spontan nicht, wer wo in welchem Topf ist. Da muss ich mich erst schlaumachen. Aber wir lassen uns ohnehin überraschen und freuen uns. Es wird sicher Kracher dabeihaben – und es wird geil sein!»

«Kracher». «Geil». Auch das ist Wicky.

YB-Coach Raphael Wicky zuerst streng zu Meschack Elia ...
Foto: Pius Koller
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Alles geht schneller als unter Hütter und Seoane

Und sein Höhenflug geht in Ultraschall-Geschwindigkeit vonstatten. Am 30. April wird YB Meister. Am 4. Juni sichert man sich den Cupsieg. Und nun, am 29. August, holt YB die Sterne nach Bern. Nicht mal 18 Wochen für ein Halleluja. Und für eine Erhebung in den Legendenstatus. Adi Hütter wurde «erst» in seiner dritten Saison Meister und nie Cupsieger. Gerry Seoane schaffte gleich zum Amtsantritt die Königsklasse, holte drei Meistertitel, das Double aber «erst» in seiner zweiten Saison. Und nun Wicky im Schnellzugtempo Championnat, Cup und Königsklasse. Was hält er selber vom Begriff Legende? «Ich nehme dieses Lob sehr gerne an», sagt er, und es tönt etwas geniert. «Ich spreche nicht gerne von mir. Ich bin einfach stolz über das, was wir in den letzten Monaten erreicht haben. Das ist fantastisch. Klar bin ich der Kopf, der vorne steht. Aber hintendran ist ein grosses Team, das einen Riesenjob macht. Nehmen wir als Beispiel die Medizinabteilung. Wir haben jetzt Ende August keinen einzigen verletzten Spieler!»

Champions League in Kürze

Heute Donnerstag um 18 Uhr wird im mondänen Grimaldi-Forum in Monaco ausgelost. 32 Teams haben sich für die Champions-League-Gruppenphase qualifiziert. YB persönlich zum dritten Mal. Total ist es die 15. Schweizer Teilnahme in der Königsklasse (8-mal Basel, 3-mal YB, 2-mal GC, je einmal Thun und der FCZ) seit der Erstaustragung 1992/93. Die 32 Teams werden in acht Gruppen gelost. Die Teams aus Topf eins sind: Manchester City, Barcelona, Bayern München, Napoli, PSG, Sevilla, Benfica und Feyenoord Rotterdam. Auf eines dieser Teams trifft YB sicher. Die erste Runde steigt am 19. und 20. September. Die letzte am 12. und 13. Dezember. Die beiden Ersten erreichen die Achtelfinals. Der Dritte darf in den Sechzehntelfinals der Europa League weitermachen. Allein für das Erreichen der Gruppenphase kriegt YB ein Antrittsgeld von 15 Millionen. Dazu kommen 4,5 an Siegprämien (bei angenommenen fünf Punkten), 8,5 aus dem Koeffizienten- und 2 aus dem Marktpool sowie 6 an Spieleinnahmen, denn das Wankdorf wird dreimal ausverkauft sein. Unter dem Strich ergibt dies Einnahmen von rund 36 Millionen. Die Spiele überträgt in der Schweiz der Bezahlsender Blue Sport.

Heute Donnerstag um 18 Uhr wird im mondänen Grimaldi-Forum in Monaco ausgelost. 32 Teams haben sich für die Champions-League-Gruppenphase qualifiziert. YB persönlich zum dritten Mal. Total ist es die 15. Schweizer Teilnahme in der Königsklasse (8-mal Basel, 3-mal YB, 2-mal GC, je einmal Thun und der FCZ) seit der Erstaustragung 1992/93. Die 32 Teams werden in acht Gruppen gelost. Die Teams aus Topf eins sind: Manchester City, Barcelona, Bayern München, Napoli, PSG, Sevilla, Benfica und Feyenoord Rotterdam. Auf eines dieser Teams trifft YB sicher. Die erste Runde steigt am 19. und 20. September. Die letzte am 12. und 13. Dezember. Die beiden Ersten erreichen die Achtelfinals. Der Dritte darf in den Sechzehntelfinals der Europa League weitermachen. Allein für das Erreichen der Gruppenphase kriegt YB ein Antrittsgeld von 15 Millionen. Dazu kommen 4,5 an Siegprämien (bei angenommenen fünf Punkten), 8,5 aus dem Koeffizienten- und 2 aus dem Marktpool sowie 6 an Spieleinnahmen, denn das Wankdorf wird dreimal ausverkauft sein. Unter dem Strich ergibt dies Einnahmen von rund 36 Millionen. Die Spiele überträgt in der Schweiz der Bezahlsender Blue Sport.

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In Basel mit Schimpf und Schande davongejagt

Nicht in den Legendenstatus erhoben haben sie ihn in Basel. Da wurde er am Ende mit Schimpf und Schande vom damaligen Sportchef Marco Streller davongejagt, nach nur zwei Ernstkämpfen in der neuen Saison und fünf Niederlagen in Folge. Ironie des Schicksals: Nach acht Jahren mit immer mindestens einem Titel war Wicky der erste titellose Trainer der Ära, die vom FCB gnadenlos dominiert wurde. Wicky, der heutige YB-Coach, leitete die Zeitenwende mit der Hegemonie von YB ein …

Anders in der Champions League. Der Oberwalliser fuhr die erfolgreichste Königsklassen-Kampagne einer Schweizer Mannschaft aller Zeiten mit 12 Punkte, vier Siegen, unter anderem gegen Manchester United. Basel wurde in seiner Gruppe Zweiter. Vergleiche mit dieser Zeit will Wicky aber nicht anstellen. «Damals wurde mir das gegeben, von Urs Fischer. Wir mussten ja keine Quali spielen. Hier nun ernten wir die Früchte eines ganzen Jahres.»

Rieder? Dann kommt halt ein anderer Spieler ...

Nur einer wird davon nichts haben: Fabian Rieder, der zu Rennes wechselt. Wie schwer wiegt der Verlust? Wicky: «Wir sind darauf vorbereitet. Wir haben viele Spieler im Kader. Wenn einer geht, ist das immer eine Chance für einen anderen Spieler, in diese Position hineinzuwachsen und sich zu entwickeln. So gehen wir das an.»

Und, ja: Es ist einer weniger, dem Wicky sagen muss, dass er auf die Tribüne muss. Gegen Maccabi waren es vier! «Das sind meistens nicht schöne Gespräche.» Doch diese Diskussionsführung beherrscht Wicky meisterhaft, und sie macht einen wesentlichen Teil seines Erfolgs ab. Zumindest diese Gespräche kann er nicht auf seinen Staff abschieben. 

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