«Jede Abteilung des Klubs ist auf der gleichen Wellenlänge»
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Servette-Trainer Alain Geiger:«Jede Abteilung ist auf der gleichen Wellenlänge»

«Ich bin ein Abenteurer»
Servette-Erfolgscoach Alain Geiger hat zwölf Klubs trainiert

Fast zehn Jahre war Alain Geiger (58) weg vom Schweizer Fenster. Sieben davon verdingte er sich in Afrika. Jetzt ist er zurück. Und könnte mit Servette auf Anhieb eine glanzvolle Rückkehr in die Fussball-Belletage feiern.
Publiziert: 22.04.2019 um 12:02 Uhr
|
Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:20 Uhr
Alain Kunz (Text), Beni Soland (Foto)

BLICK: Wie viele Klubs haben Sie trainiert, wissen Sie das?
Alain Geiger: Uff. Nein. Ich habe sie nicht gezählt …

Es sind beeindruckend viele!
Ja?

Ja. Servette ist Ihr zwölfter Klub. Fünf davon sind afrikanisch. Auch Exoten wie der MO Bejaia.
Da war ich drei Wochen.

Weil er selber aktiv wurde, kam Alain Geiger zum Servette-Job: «Ohne meinen Anruf wäre ich nicht hier», erzählt er.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Drei Wochen?
Ja. Das ging nicht mit den Klub­besitzern. Afrika ist halt sehr speziell. Entweder gehts oder es geht nicht. Da gings nicht. Im Schnitt verbrauchen die Klubs in Afrika vier Trainer pro Saison! Wenn du dreimal verlierst, bist du weg.

Da muss man sofort Christian Constantin hinschicken. Da könnte er noch einiges lernen …
In Afrika wäre er ein sehr stabiler Präsident. Dort wird man eingestellt, kommt an, unterschreibt den Vertrag. Und man ist immer noch nicht sicher, mit der Arbeit beginnen zu können. Vielleicht finden die in er Zwischenzeit einen anderen.

Ausser bei Xamax waren Sie 
nirgends länger als anderthalb Saisons.
Vielleicht auch, weil ich nicht 
wollte ... Als ich in Aarau war, stand der FCA auf Platz vier. So gut war er danach nie mehr. So schlecht war meine Arbeit also offenbar nicht, dass die mich zweimal einstellten. Xamax gar dreimal!

Den ganz grossen Sprung
 haben Sie dann aber doch nie geschafft.
Nein. Weil ich nie Meister war 
und mit GC den Cupfinal verlor. Die normale Route ist für uns 
Romands: Welschland, Deutschschweiz, Bundesliga. Nur muss man da mal Meister werden.

So gings nach Afrika.
Ja, weil ich da Angebote hatte, 
wegen meiner Muttersprache und weil ich meine Abenteuerlust nach 15 Jahren in der Schweiz nicht mehr befriedigten konnte. Ich bin ein Abenteurer. Auch wenn es teils völlig verrückt war. Da gibts keine Grenzen. Und nach fünf Jahren sagte ich mir: Jetzt muss ich zurück. Ich habe dort aber unglaublich viel gelernt.

Sie sind nun seit über 30 Jahren Profitrainer. Wie haben Sie sich in dieser Zeit verändert?
Man sagt, ein Trainer werde erst mit 50 richtig gut, mit der Reife. Mit der ganzen Erfahrung, die man im Laufe der Jahre ansammelt. Das gilt für den Fussball. Aber auch sonst im Leben. Zu Beginn war ich voll auf die Trainings fokussiert, wollte die möglichst gut machen. Vielleicht blieb da die zwischenmenschliche Seite etwas aussen vor. Seither habe ich mich komplett geöffnet. Gegenüber den Medien, dem Klub, den Spielern. Allen.

Mit 50 Jahren? Das würde dem aktuellen Jugendwahn bei Trainern diametral entgegenstehen!
Mit zwanzig spielt man doch nur Fussball, interessiert sich für seinen Mitmenschen nur am Rande. Auch mit dreissig. Das kommt erst später. Wichtig ist nicht das Alter. Sondern die Erfahrung und die Lust, diese weiterzugeben.

Kann man denn Profitrainer sein mit 28?
Heute kann man mit 28 Staats­präsident sein. Da gibt es keine Limiten mehr. Die Gesellschaft hat sich so entwickelt, dass immer mehr Junge solche Positionen besetzen. Das war früher noch ganz anders. Einst brauchte es in diesem Land zuerst einige Jahre im Militär, um in solche Positionen zu gelangen.

Seit Mitte 2016, als Sie sich vom ES Sétif in Algerien trennten, hatten Sie keinen Job mehr. Was haben Sie seither gemacht?
Zuerst machte ich eine Pause. Dann war ich im Nebenamt Nachwuchstrainer im Freiburger Fussballverband.

Freiburg? Was haben Sie mit Freiburg am Hut?
Grundsätzlich nichts. Aber es waren die Einzigen, die mir etwas anboten. So existierte ich wieder allmählich in der Schweiz, wurde einigermassen wahrgenommen. Wegen meines Afrika-Engagements hatte man mich vergessen.

Und dann wurden Sie aktiv.
Genau. Ich habe Sion-Präsident Christian Constantin angerufen. Doch der bot mir nur einen Job im Nachwuchs an. Das wollte ich nicht. Statt mir nahm er Gabri. Dann habe ich meine Bewerbung Servette geschickt. Als ich nichts hörte, rief ich Präsident Didier Fischer direkt an. Wir trafen uns – und wurden uns schnell einig. Ohne meinen Anruf wäre ich nicht hier.

Nun sind Sie es. Von Beginn weg mit dem Ziel des Aufstiegs?
Für Servette als 17-fachen Meister und mit der ganzen Legende dahinter kann es doch nichts anderes geben als die Super League. Die Genfer können sich doch nicht mit Spielen gegen Rapperswil und Chiasso identifizieren. Wir haben einen Dreijahresplan. Jetzt können wir es schneller schaffen.

Aber oben ist Servette noch nicht. Sie haben von vielen Fallstricken in der Challenge League gesprochen.
Klar. In Kriens und Rapperswil haben wir erst in der Nachspielzeit gewonnen. Wir sind schon besser als die anderen. Aber die Gegner haben uns gut studiert. Und wir müssen die Spiele auch gewinnen.

Am Anfang lief es nicht nach Wunsch.
Nein. Wir hatten zehn Verletzte nach einer Saison des Leidens. Da braucht es frische Kräfte, die ich erst integrieren musste. Vor allem erfahrene. Denn in dieser Liga kann man nicht mit 18-Jährigen aufsteigen.

Alain Geiger

Geboren am 5. November 1960 in Uvrier VS bei Sion. Spielte für Sion, Servette, Xamax, Saint-Etienne, wieder Sion und GC. Nach seiner Aktivkarriere trainiert er zuerst die U21 von GC, dann Xamax, Aarau, GC, wieder Xamax, wieder Aarau, Lausanne, Olympique Safi (Marokko), Xamax zum Dritten, Kabylie (Algerien), Al-Masry (Ägypten), ES Sétif (Algerien), Al-Ettifaq (Saudi-Arabien), MC Alger (Algerien), MO Béjaïa (Algerien) und wieder ES Sétif. Geiger macht 112 Länderspiele für die Schweiz und ist damit hinter Heinz Hermann (118) die Nummer zwei in der ewigen Bestenliste. Er war Captain an der WM 1994 in den USA und bestritt das Eröffnungsspiel an der EM 1996 (1:1 gegen England). Es sollte sein letztes im Nati-Dress werden.

Geboren am 5. November 1960 in Uvrier VS bei Sion. Spielte für Sion, Servette, Xamax, Saint-Etienne, wieder Sion und GC. Nach seiner Aktivkarriere trainiert er zuerst die U21 von GC, dann Xamax, Aarau, GC, wieder Xamax, wieder Aarau, Lausanne, Olympique Safi (Marokko), Xamax zum Dritten, Kabylie (Algerien), Al-Masry (Ägypten), ES Sétif (Algerien), Al-Ettifaq (Saudi-Arabien), MC Alger (Algerien), MO Béjaïa (Algerien) und wieder ES Sétif. Geiger macht 112 Länderspiele für die Schweiz und ist damit hinter Heinz Hermann (118) die Nummer zwei in der ewigen Bestenliste. Er war Captain an der WM 1994 in den USA und bestritt das Eröffnungsspiel an der EM 1996 (1:1 gegen England). Es sollte sein letztes im Nati-Dress werden.

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
6
8
14
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
6
2
10
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
6
0
10
4
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
6
2
8
5
AC Bellinzona
AC Bellinzona
6
-2
8
5
FC Vaduz
FC Vaduz
6
-2
8
7
FC Wil
FC Wil
6
1
7
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
6
-4
7
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
6
-1
5
10
FC Aarau
FC Aarau
6
-4
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