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GC-Sportchef Fredy Bickel
«Ich mache jetzt auch die Buchhaltung»

GC ist in den letzten Monaten allmählich zur Ruhe gekommen. Mit ein Verdienst von Geschäftsführer Fredy Bickel, der nun auch Sportchef ist. Doch das ist längst nicht alles.
Publiziert: 13.01.2020 um 15:35 Uhr
|
Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:20 Uhr
Alain Kunz aus Belek

BLICK: Fredy Bickel, Sie sind nun auch Sportchef. Warum war das nicht von Beginn weg so, als Sie im September bei GC unterschrieben?
Fredy Bickel: Das war situationsbedingt. Im September lag das Hauptaugenmerk fast ausschliesslich auf der Reorganisation des Klubs und der Strukturen. Das Amt des Sportchefs gehörte zwar auch dazu, aber damals war der Sport nicht so wichtig. Es tut weh, das zu sagen.

Und nun ist also wieder zusammen, was zusammengehört: Bickel und Sport.
Vielleicht hätten wir das gleich so kommunizieren können, weil es ja von Anfang an klar war. Aber damals stand der Geschäftsteil klar im Mittelpunkt. Und das war richtig so.

Und wo stehen Sie mit der Reorganisation?
Wir sind noch lange nicht am Ziel. Aber wir haben viel erreicht mit den Leuten, die noch hier sind. Das Budget haben wir im Griff. Die Strukturen sind geändert. Die Mitarbeiter ziehen mit. Der Teammanager ist nun auch Pressechef. Der Buchhalter macht noch IT. Und der Geschäftsführer gibt auch den Sportchef, macht Scouting – und temporär Buchhaltung ...

«Wir sind noch lange nicht am Ziel», sagt Fredy Bickel über die Grasshoppers.
Foto: ALAIN KUNZ
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Wie denn das?
Unsere Buchhalterin ist auf Mutterschaftsurlaub. Da springe ich ein.

Was heisst das: mit den Leuten, die noch hier sind?
Bis Anfang Jahr haben wir 100 Austritte von Lohnbezügern verarbeitet. Vom Nachwuchstrainer mit einem 20-Prozent-Pensum bis zum Kaderspieler der ersten Mannschaft.

Schmeissen jetzt ein paar wenige den Laden?
So ist es dann auch nicht ganz. Wir haben immer noch rund hundert Lohnbezüger. Aber wir haben über ein Viertel abgebaut.

Schlank geworden ist auch das einst riesige Kader.
Das ist so. Wir haben noch zwei Spieler aus dem Fanionkader in der U21. Für die suchen wir
Lösungen. Wir sind bei 25 Personen, wollen aber auf 23 runter. Der Platz für Transfers ist da sehr eng. Eigentlich braucht es zuerst einen Abgang, damit wir noch einen Stürmer holen können, was wir gerne tun würden. Wir wollen linientreu bleiben und uns an die Vorgaben halten.

Als Sportchef sind Sie nun näher bei Trainer Uli Forte. Sind Sie seit der Entlassung bei YB 2015 immer noch sein Erzfeind?
Das ist damals hochstilisiert worden. Ich hatte vor vier Jahren noch nicht die Ruhe und Gelassenheit, die ich heute habe. Und auch Uli hat viel Temperament. Im Umfeld des Fussballs gehören Emotionen aber dazu. Wir sind schon kurz nach der Trennung, nach rund zwei Monaten, in Bern essen gegangen und haben das ausdiskutiert. Es brauchte also bei GC keine klärenden Worte. Unter dem Strich: Unsere Beziehung ist mehr als nur professionell.

Auf dem Flug nach Antalya sassen Sie weit auseinander ...
Das war ein organisatorisches Problem. Auch beim FCZ sassen Trainer und Sportchef nicht zusammen. Offenbar sitzt man als Trainer nicht neben dem Sportchef, wenn der Bickel heisst ... (Lacht laut.)

Ihr Captain Vero Salatic hält Platz eins immer noch für realistisch. Sie und Forte hingegen eher Rang zwei. Was nun?
Ich finde es super, dass Vero das so sieht. Das tun auch ein paar weitere im Spielerrat. Das stoppe ich natürlich nicht. Meine Realität sieht halt ein bisschen anders aus. Lausanne ist das am besten eingespielte Team und ist weiter als wir. Aber wenn die Waadtländer uns die Chance geben, an sie heranzukommen, will ich, dass wir bereit sind, da zuzupacken.

Wäre ein Team des Kalibers von Xamax in der Barrage machbar?
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Der Oberligist ist sicher von Hause aus besser als der Zweite der Challenge League. Doch dieser kommt aus einer positiven Phase, derweil der SL-Klub oft verloren hat.

Käme der Aufstieg für GC nach dieser massiven Reorganisation nicht zu früh?
Es gibt zwei Seiten. Die eine ist: Es wäre kein Weltuntergang, wenn wir nicht gleich aufsteigen und das Fundament stärker bauen könnten. Die andere Seite ist: GC gehört in die Super League, und finanziell würde ein Aufstieg natürlich massiv helfen.

Mit 13,5 Millionen ist das Budget für Challenge-League-Verhältnisse immer noch sehr hoch.
Das stimmt. Aber wir mussten in einem Monat über 8 Millionen Franken abbauen. Dies, ohne den Nachwuchs anzufassen. Dann sieht man das Budget vielleicht in einem anderen Licht.

Und die Spielersaläre sind wirklich um fünfzig Prozent tiefer?
Das ist so. Das hatte GC in die Verträge genommen, dass der Lohn im Falle eines Abstiegs um die Hälfte reduziert wird. Das hat der Klub sehr gut gemacht. Ohne diese Klauseln wäre alles viel schwieriger geworden.

Noch eine Zahl: Die erste Mannschaft ist mit vier Millionen veranschlagt. Das ist so viel wie das Gesamtbudget des FC Winterthur ...
Es ist ein bisschen weniger. Aber es stimmt, es ist für die Liga eine stolze Summe.

In Ihre erste Amtszeit bei GC fallen drei Meistertitel, ein Cupsieg und die ersten beiden Champions-League-Qualifikationen eines Schweizer Teams. Ist das Ihre Vision von GC?
Das sind primär wunderbare Souvenirs. Wenn man bei GC von den 90er-Jahren spricht, kann das motivieren, aber es birgt auch Frustpotenzial. Deshalb muss es für die Realität von
heute aus den Köpfen raus. Klar wünscht man sich das zurück. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben. Spätestens in anderthalb Jahren wollen wir wieder erstklassig sein.

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
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FC Thun
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6
8
14
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
6
2
10
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
6
0
10
4
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
6
2
8
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AC Bellinzona
AC Bellinzona
6
-2
8
5
FC Vaduz
FC Vaduz
6
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8
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FC Wil
FC Wil
6
1
7
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
6
-4
7
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
6
-1
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10
FC Aarau
FC Aarau
6
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