Es drohte das Karriere-Ende
Belgischer Doc rettet Schönbächler und Flüeler

Marco Schönbächler und Lukas Flüeler: Einer kickt beim FCZ, der andere steht beim ZSC im Tor. Beide mussten während Monaten leiden. Und fanden Hilfe bei einem belgischen Doktor in London.
Publiziert: 17.10.2016 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:38 Uhr
Stephan Roth und Michael Wegmann

Lukas Flüeler erwischt es vor einem Jahr. Nachdem ein Gegner auf ihn gefallen ist, leidet der Keeper an Schmerzen im Bereich der Adduktoren. Nach zwei Monaten Pause versucht er ein Comeback. Vergeblich. Er muss nach etwas mehr als einem Drittel aufgeben.

Es vergehen vier Monate ohne Besserung. Alle Therapie-Methoden bringen nichts. «Wenn die vier Monate Schmerzen hast, dann drehst irgendwann fast durch», sagt der 27-Jährige, der bei den Meistertiteln der ZSC Lions 2012 und 2014 hinten dicht machte.

Noch viel länger dauert das Leiden Schönbächlers. Als der 26-Jährige am 15. März 2015 in Sion ausgewechselt wird, ahnt noch niemand, dass die Karriere des schnellen Flügelspielers jäh gestoppt würde. Das Ausnahmetalent, das schon im Alter von 16 den damaligen FCZ-Trainer Lucien Favre ins Schwärmen versetzte, ist zu diesem Zeitpunkt auf dem Sprung in die Bundesliga.

Ehemalige Leidensgenossen: FCZ-Flügel Marco Schönbächler (l.) und ZSC-Keeper Lukas Flüeler.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Doch dann bleibt Schönbächler 511 Tage ohne Ernstkampf. Tatenlos muss er zuschauen, wie sein FCZ absteigt. Schmerzen im Becken, in der Leistengegend, den Adduktoren und am Schambein lassen auch ihn fast verzweifeln. Er rennt von Arzt zu Arzt, zu Naturheilern und «fast zu einer Hexe», wie er sagt. Doch keiner der 15 Mediziner kann ihm helfen.

Es sind dunkle Zeiten für den Urdorfer. Doch die sind nun endlich vorbei. Jetzt sitzen Schönbächler und Flüeler mit BLICK auf dem Zürcher Sechseläutenplatz und machen der Sonne mit ihrem Strahlen Konkurrenz. Die Schmerzen sind wie weggeblasen. «Dank Lukas bin ich in London gelandet», sagt Schönbächler. In London beim belgischen Star-Doktor Ernest Schilders, der mit einer Operation im Januar bereits Flüeler wieder auf Kurs brachte.

Bei den ZSC Lions hatte man sich damals schon Gedanken über einen neuen Goalie gemacht, als Team-Arzt Gerry Büsser auf Schilders stösst. Den Anstoss dazu bekommt dieser von Ex-ZSC-Captain und NHL-Star Mark Streit, der in Philadelphia von einem Spezialisten im Bereich des Schambeins operiert wurde. Büsser will Flüeler schon nach Philadelphia schicken, als er ihn ein Kollege der Schulthess Klinik auf Schilders verweist.

Dann gehts schnell. Büsser nimmt Kontakt mit Schilders auf und ehe sich Flüeler versieht, sucht er den Belgier, der in St. Moritz Skifahren war, mit einem Internet-Bild am Flughafen Kloten. Zusammen fliegen sie nach London.

Der Arzt, der auch Fussball-Stars wie Steven Gerrard operierte, erklärt Flüeler dabei seine Methode. Am nächsten Tag folgt die Operation. Der ZSC-Goalie verbringt noch eine Nacht in London. «Schilders hatte keine Ahnung von Eishockey. Ich musste ihm noch erklären, welche Bewegungen ein Goalie macht.» Darauf folgt eine kurze Zeit der Reha – und zwei Wochen ohne Sex.

Als Schönbächler von Flüelers sehr erfolgreichen Abstecher nach London erfährt, folgt er dem Beispiel. Schilders entdeckt mit einer MRI-Methode, bei der der Winkel verändert wird, die Verletzung. Genau ein Jahr nach seinem letzten Spiel und zehn Tage, nachdem Flüeler in den Playoffs sein Comeback gegeben hat, wird Schönbächler operiert.

Im Gegensatz zu Flüeler, bei dem die Versicherung bezahlt, muss der Flügelflitzer die Hälfte der Kosten (6000 Franken) selbst bezahlen. Doch das schmerzt ihn nicht. Die Operation, bei der Schilders mit kleinen Schnitten Muskelstränge löst oder sie dehnbarer macht, hat auch ihm geholfen. Beide sind schmerzfrei. Und Schilders ist überzeugt, dass sich das auch nicht ändern wird.

Jetzt können Flüeler und Schönbächler, der ZSC-Fan ist und selbst ganz gut auf den Schlittschuhen steht, locker plaudern. Dabei erfährt der FCZler, dass Fussball «viel zu gefährlich» für die harten Hockey-Spieler sei. «Nur zum Aufwärmen spielen wir Two-Touch», sagt Flüeler. «Und da gibt es auch Verletzte? Ohne Scheiss?», fragt Schönbächler.

«Im vorletzten Sommer haben wir gegen die 2.-Liga-Mannschaft des FC Brüttisellen-Dietlikon gespielt», erinnert sich Flüeler, der ab und zu an FCZ-Spielen im Letzigrund geht. «Wir haben zwar nur 1:3 verloren, durften aber fliegend wechseln. Wir würden nie 90 Minuten durchhalten.»

Die meisten Hockey-Spieler hätten ein Renn-Verbot und würden nur zum Auslaufen mal zehn Minuten joggen. «Die meisten sind zu schwer, so dass die Gelenke leiden würden.» Das kann Schönbächler nachvollziehen. «Unter Sami Hyypiä mussten wir zehn Kilometer rennen. Danach hatten viele Knieprobleme.»

Und «Schönbi» erzählt: «Wir waren mit dem FCZ auch schon auf dem Eis. Viele brauchten den Stock als Stütze. Wenn der Puck zu ihnen kam, hat es sie umgehauen!» Beide lachen. Dank ihrem Abstecher nach London haben sie wieder mehr Spass am Leben.

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