Der Winzer mit den Rolex-Geldern
Didier Fischer will Servette in der Super League etablieren

Er ist der Mann, der die Genfer Hochfinanz endlich in den Sport gebracht hat. Jetzt, mit 60, will sich Servette-Präsident Didier Fischer nur noch seinen Leidenschaften verschreiben: dem Wein und dem Sport.
Publiziert: 22.04.2019 um 01:31 Uhr
|
Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:11 Uhr
Alain Kunz (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Jean-Pierre Pellegrin ist der beste Winzer von Genf. Neben seiner Domaine Grand’Cour steht die Domaine des Trois Étoiles. Ein Gut von bescheidenerer Reputation.

Doch das soll sich nun ändern. Denn Anfang 2018 kauft es Didier Fischer zusammen mit einem Financier. Dass es jenes neben jenem der Nummer eins ist, ist kein Zufall. Fischer will die drei Sterne ganz an die Spitze bringen. Ein Vorhaben, das planbar ist. Einzige Voraussetzung: Man muss Besitzer der besten Böden sein.

Das ist Fischer nun. Damit enden die Parallelen zwischen Wein- und Fussballwelt auch schon. Fischer hat zwar Ähnliches mit dem Servette FC vor, also den 17-fachen Meister an die Spitze zurückzuführen. Doch ähnlich planbar ist das nicht. Aber eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit kann man hinkriegen.

Fischer spricht von einem Dreijahres-Plan für Servette. Gelingt der Aufstieg nun schon im ersten Jahr?
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Das hat Fischer gemacht. Im Juni 2015 übernimmt der Mann den maroden Klub. Fischer ist in der Romandie als «Administrateur» bekannt, was übersetzt Verwalter heisst und bei uns nicht als Berufsbezeichnung bekannt ist. Er ist quasi von Beruf Verwaltungsrat.

Doch vor allem: Er steht der Genfer Hochfinanz sehr nahe, die bislang einen grossen Bogen um den Sport gemacht hat. Und sein Herz schlägt «grenat», granatfarben.

2015 gründet er die Fondation 1890, welche von Hugh Quennec alle Aktien des kurz vor dem Konkurs stehenden Fussballklubs übernimmt. Die ausstehenden Löhne werden umgehend beglichen.

Fischer – damals Präsident der grössten Genfer Weingenossenschaft Cave de Genève und Generaldirektor der Walliser Grossdistillerie Morand – übernimmt das Präsidium. Über die Namen, die hinter dieser Stiftung 1890 stecken, wird eisern geschwiegen.Fischer sagt bloss: «Diverse private Mäzene, eine private und zwei Familien-Stiftungen.»

Das Wort «Rolex» kommt ihm niemals über die Lippen, obwohl es mittlerweile ein offenes Geheimnis ist, dass der Hauptteil der Gelder von der Hans-Wilsdorf-Stiftung kommt, die der verstorbene Rolex-Gründer ins Leben gerufen hat.

Die Stiftung 1890

Mit den Geldern dieser Stiftung werden soziale und kulturelle Einrichtungen bedacht. Im weitesten Sinne kann man ja auch Sport als Kulturgut verstehen.

Rolex macht einen Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Franken, das ist bekannt. Schätzungen zufolge schüttet die Wilsdorf-Stiftung jährlich 100 bis 150 Millionen Franken aus.

Neben dem Geldfluss ist die Partizipation dieser Mäzene und Stiftungen für Fischer ein Zeichen von höchster Wichtigkeit: «Diese Konstellation hat Servette Glaubwürdigkeit zurückgegeben. Und mit ihr ist der Klub total entpersonalisiert worden. Wenn ich morgen tot umfalle oder nur noch Wein mache, läuft alles weiter wie gehabt.»

Als was bezeichnet sich Fischer denn heute? «Ich habe gesagt, dass ich mit dem Eintritt in meinen dritten Lebensabschnitt nur noch für meine Passionen lebe: Wein und Sport. Ich bin also nun Winzer. Von meinen sieben verbliebenen Verwaltungsrats-Mandaten will ich jedes halbe Jahr eines aufgeben.»

«Wenn wir aufsteigen, dann nicht, um ein Liftteam zu werden»

Nicht aber jenes von Servette. Denn mit dem Klub hat Fischer grosse Ziele. Für den Aufstieg in die Super League ist ein Drei-Jahres-Plan erstellt worden. Jetzt scheint es gleich im ersten Anlauf zu klappen.

Und Fischer hat sofort reagiert. Das Budget von aktuell fünf bis sechs Millionen Franken würde auf 12 bis 15 erhöht, wobei der Präsident mit der zweiten Zahl liebäugelt. «Wenn wir aufsteigen, dann nicht, um ein Liftteam zu werden. Dann müssen wir alles unternehmen, um nicht in Abstiegsgefahr zu geraten und nachhaltig oben zu leiben.»

Dazu gehören auch Anpassungen im Stade de Genève, das mit seinen 27 000 Plätzen für Servette zu gross ist. Zum einen hat Fischer die Vision eines gewaltigen Bildschirms, der einen Sektor füllen würde. Darunter soll ein Rehazentrum entstehen. «Das würde eine Reduktion der Kapazität auf 20 000 Zuschauer und eine massive Verbesserung der Stimmung im Stadion mit sich bringen.

Aber: Ich habe die Umsetzung nicht in meiner Hand, weil das Stadion einer Stiftung gehört, die vom Kanton, der Stadt Genf und der Gemeinde Lancy kontrolliert wird. Wir können nur Vorschläge machen.»

Plädoyer für Kunstrasen

Zweiter Fischer-Vorschlag: ein Kunstrasen. «Den brauchen wir unbedingt. Damit die erste Mannschaft im Stadion trainieren kann. Damit man mehr Events im Stadion durchführen kann. Ein Profi-Sportklub ist doch dem Spektakel verhaftet, ist Teil der Unterhaltungsindustrie. Und da ist ein Kunstrasen unabdingbar.Das Dogma Naturrasen ist ein alter Zopf, den es abzuschneiden gilt. Wenn alle Kunstrasen haben, spricht keiner mehr über Naturrasen.»

Fischers Credo für die Führung einer Sportunternehmung ist klar: Zuoberst steht die Vision. Dann kommen Infrastruktur/Organigramm. Und erst zuletzt der Mensch.

So ist er sich nicht schlüssig, ob die vakante Position des Sportchefs besetzt werden soll. «Wir haben eine Sportkommission mit viel Sportkompetenz. Das läuft prima so. Weshalb der Moment falsch ist, sich Gedanken über einen Einzel-Sportchef zu machen.»

Und wenn Servette aufsteigt? «Dann vielleicht. Dann kann sich nämlich auch die Vision geändert haben.» Visionär, Winzer, Sportförderer Fischer. Dahinter die Gelder der Genfer Hochfinanz. Dieses neue Servette wäre für die Super League nur eines: belebend!

Drei Sportarten – ein Hirn

Didier Fischer hat nicht nur den Servette FC auf die Beine gebracht, sondern auch den Eishockeyklub Genève-Servette HC. Und selbst der Servette Rugby Club steht unter dem Dach der Fondation 1890. Die Stiftung hält hundert Prozent der Aktien des Fussball- (seit Juni 2015) und des Eishockeyklubs, diese seit Februar 2018. Ihr ist auch der als Verein und nicht als AG organisierte Rugbyklub angeschlossen.

Hockeyklub für 1 Franken

Den Eishockeyklub hat Fischer vor dem Konkurs bewahrt, als er – respektive die Stiftung 1890 – die Aktien von Hugh Quennec (der auch Hauptaktionär des Fussballklubs gewesen war) übernahm. Dies für einen symbolischen Franken.

Ohne diese Abtretung Anfang 2018 wäre der hoch verschuldete Klub kaum mehr zu retten gewesen. Fast 7 Millionen Franken Defizit waren im 18-Millionen-Budget für die laufende Saison vorgesehen. Die Stiftung 1890 hat alle Verbindlichkeiten bezahlt.

Jetzt wird das Projekt einer neuen Eishalle mit Volldampf vorangetrieben. CEO ist seit Ende März 2018 Christophe Stucki, der den Klub bereits von 2011 bis 2016 geführt hatte. Auch seit dann ist der Anwalt Laurent Strawson Verwaltungsratspräsident.

Alles unter einem Dach

Zurück zu den drei Klubs. Zwei Aktiengesellschaften sind für die Administration und das Catering aller drei zuständig. Das ist zum einen die Service-Gesellschaft Genève Servette Sport SA, welche Buchhaltung/Personal/Verwaltung, Marketing/Verkauf/Kommunikation sowie Infrastruktur/Akademie/Performance-Entwicklung übernimmt.

Und zum anderen die Prime & Co. SA, welche für das Catering für alle drei Klubs verantwortlich ist, die Restauration in den Sportstätten sowie die McSorley’s Sports Bar & Steak House. Derzeit macht sie 5 bis 6 Millionen Umsatz. Das Ziel sind 10 Millionen. Der erwirtschaftete Gewinn soll rund ein Viertel des Umsatzes betragen und an die Klubs zurückfliessen.

Die harten Kerle vom Servette Rugby Club de Genève stehen unter einem Dach mit dem Fussball- und Hockeyklub Servettes.

Didier Fischer hat nicht nur den Servette FC auf die Beine gebracht, sondern auch den Eishockeyklub Genève-Servette HC. Und selbst der Servette Rugby Club steht unter dem Dach der Fondation 1890. Die Stiftung hält hundert Prozent der Aktien des Fussball- (seit Juni 2015) und des Eishockeyklubs, diese seit Februar 2018. Ihr ist auch der als Verein und nicht als AG organisierte Rugbyklub angeschlossen.

Hockeyklub für 1 Franken

Den Eishockeyklub hat Fischer vor dem Konkurs bewahrt, als er – respektive die Stiftung 1890 – die Aktien von Hugh Quennec (der auch Hauptaktionär des Fussballklubs gewesen war) übernahm. Dies für einen symbolischen Franken.

Ohne diese Abtretung Anfang 2018 wäre der hoch verschuldete Klub kaum mehr zu retten gewesen. Fast 7 Millionen Franken Defizit waren im 18-Millionen-Budget für die laufende Saison vorgesehen. Die Stiftung 1890 hat alle Verbindlichkeiten bezahlt.

Jetzt wird das Projekt einer neuen Eishalle mit Volldampf vorangetrieben. CEO ist seit Ende März 2018 Christophe Stucki, der den Klub bereits von 2011 bis 2016 geführt hatte. Auch seit dann ist der Anwalt Laurent Strawson Verwaltungsratspräsident.

Alles unter einem Dach

Zurück zu den drei Klubs. Zwei Aktiengesellschaften sind für die Administration und das Catering aller drei zuständig. Das ist zum einen die Service-Gesellschaft Genève Servette Sport SA, welche Buchhaltung/Personal/Verwaltung, Marketing/Verkauf/Kommunikation sowie Infrastruktur/Akademie/Performance-Entwicklung übernimmt.

Und zum anderen die Prime & Co. SA, welche für das Catering für alle drei Klubs verantwortlich ist, die Restauration in den Sportstätten sowie die McSorley’s Sports Bar & Steak House. Derzeit macht sie 5 bis 6 Millionen Umsatz. Das Ziel sind 10 Millionen. Der erwirtschaftete Gewinn soll rund ein Viertel des Umsatzes betragen und an die Klubs zurückfliessen.

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