«Im seriösen Profi-Fussball haben Playoffs nichts verloren»
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FCZ-Präsident Canepa:«Im seriösen Fussball haben Playoffs nichts verloren»

«Gehts noch?»
FCZ-Meisterpräsident Canepa ist gegen die Liga-Reform

Er will keine Playoffs. FCZ-Meisterpräsident Ancillo Canepa (69) ist klar gegen die Liga-Reform. Im Blick Kick erklärt er, warum.
Publiziert: 08.05.2022 um 10:25 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2022 um 14:14 Uhr
Ancillo Canepa hält nicht viel von Playoffs im Fussball.
Foto: TOTO MARTI
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Andreas Böni und Ramona Bieri

Die Super League steht vor der grossen Revolution. Ab der Saison 2023/24 soll sie zwölf Teams umfassen. Und: Nach einer Haupt- und Zwischenrunde sollen Meister, Europacup-Teilnehmer und Absteiger in Playoffs bestimmt werden.

Einer der wenigen, die offen dazu stehen, von dem neuen Modus nicht viel zu halten, ist FCZ-Präsident Ancillo Canepa (69). Dabei geht es ihm nicht einmal um die Aufstockung auf zwölf Teams. «Die Zehner-Liga ist ein Problem. Ich war schon immer dafür, dass wir auf zwölf Teams aufstocken», sagt Canepa im Blick Kick. Natürlich sei es schwierig, nun den richtigen Modus zu finden. Darüber habe man lange diskutiert.

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Nur mit Playoffs kann er sich so gar nicht anfreunden. Die Vorstellung, dass sein FCZ mit 19 Punkten Vorsprung jetzt noch einmal gegen Basel um den Titel spielen müsste, bezeichnet er als absurd. «Gehts noch? Wer am meisten Punkte hat, soll Meister werden, der mit den wenigsten soll absteigen – Punkt», so seine klare Meinung. «Es soll sportlich fair sein.»

«Playoffs haben im Profi-Fussball nichts verloren!»

Auch die Argumente von Liga-CEO Claudius Schäfer, der mit dem neuen Modus die Super League für die Jungen attraktiver machen will, versteht er nicht. Er bekomme viele Nachrichten, von jungen wie von älteren Fans, die nur eines von ihm wollen: «Dass ich mich einsetze, damit dieser Modus nicht kommt.». Canepa geht es nicht nur um die Fans, sondern vor allem um den Schweizer Fussball. «Kommerz ist wichtig. Aber mit ein paar Playoffs können wir die wirtschaftlichen Probleme nicht lösen. Im seriösen Profi-Fussball haben Playoffs nichts verloren!»

Ob denn Eishockey nicht seriös sei? Dort gehören die Playoffs seit Jahren dazu. Laut Canepa könne man die beiden Sportarten nicht vergleichen. «Eishockey ist Event-orientiert. Sie müssen Einnahmen generieren, haben aber keinen Europacup wie wir.» Hinzu komme, dass der sportliche Erfolg im Fussball viel relevanter sei. «Im Fussball gehts immer noch um Sportsgeist. Überall wo ich hinkomme, heisst es: ‹Um Himmels Willen, macht bloss nicht diesen Blödsinn›.»

Am 20. Mai wird über die Modus-Revolution abgestimmt. Canepa sieht dem gelassen entgegen. «Ich weiss, dass es in der Super League und in der Challenge League einige Klubs gibt, die dagegen sind.»

Toto Marti
Liga-CEO Schäfer zum neuen Modus

Blick: Claudius Schäfer, ist unsere Liga so langweilig, dass wir ein neues Format brauchen?
Claudius Schäfer:
Nein, im Gegenteil. Sie ist so attraktiv, dass sie mehr als 10 Klubs verdient. Wir haben Platz für 12. Und dann braucht es einen neuen Modus

Naja, wenn bereits bei 10 Teams ein Klub wie Schaffhausen mit etwa 800 Fans im Schnitt aufsteigen kann, muss man das nicht unbedingt erweitern.
Es geht nicht nur um Zuschauerzahlen, die im Übrigen in der Super League dann wieder höher wären. Es geht darum, dass weitere Klubs das Potenzial haben, in der höchsten Liga mitzuspielen. Dabei geht es zum Beispiel um die Infrastruktur. Und um die Spieler. Wir sind überzeugt, dass gerade junge Spieler aus Playoff-Spielen viel lernen und mitnehmen können, was uns international konkurrenzfähiger macht.

Am 20. Mai wird abgestimmt. Man hört, das Liga-Komitee komme mit dem Vorschlag durch – von Liga-Aufstockung bis Meisterfinal und Europa-Playoffs. Deckt sich das mit Ihren Informationen?
Wir hoffen, dass es so ist. Wir stehen voll hinter dem Antrag des Ligakomitees. Selbstverständlich sprach man im Vorfeld mit allen Klubs aus der Super und der Challenge League. Die Mehrheit war dafür, das ist korrekt. Aber es ist klar, dass vor der Versammlung die Drähte heiss laufen.

Wie wird abgestimmt?
20 Klubs sind stimmberechtigt, für die Änderung des Formats ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, für die Festlegung des Modus braucht es 11 Stimmen. Über die Aufstockung der Liga, den Modus für die ersten 32 Runden, die Championship Finals (Final um den Meister-Titel – die Redaktion), die Europe Playoffs (Kampf um den Europa- oder Conference-League-Platz – die Red.) und die Relegation wird jeweils separat abgestimmt.

Wäre es fair, wenn der FC Zürich nach dieser tollen Saison nun in Finalspielen gegen Basel oder YB um den Titel spielen müsste?
Man kann über alles diskutieren. Aber klar ist: Der vorgeschlagene Modus wäre spannend und attraktiv. Gerade auch für die jungen Zuschauer. Wir stellen bei der Generation Z – also jenen, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind – fest, dass sie viel weniger Sport-Events schaut als frühere Generationen. Für sie müssen wir attraktiv werden. Zum Beispiel mit Spielen mit entscheidendem Charakter. Und die Stadien wären garantiert sehr gut besucht. Das ist wichtig für uns in der Schweiz, wo die Zuschauereinnahmen immer noch den grössten Anteil der Einnahmen ausmachen.

Die Zürcher Polizei hätte am 1. Mai das Spiel gegen Basel nicht bewilligt. Da drohen doch Probleme mit den Behörden, solche Playoff-Spiele sind viele Hochrisiko-Partien.
Wir sind mit allen Beteiligten im Gespräch, die Problematik ist uns bewusst.

Ist es schon fix, wie oft man in den Playoffs spielen würde?
In den Championship Finals wird Best-of-3 gespielt, also auf zwei Siege. In den Europe Playoffs und der Relegation mit Hin- und Rückspiel. Ausser im Final um den europäischen Startplatz, da gäbe es ein einziges Endspiel im Stadion des zuvor besser Klassierten.

Zürich, YB und Luzern sind dagegen. Wie holen Sie diese Klubs wieder ins Boot, wenn die Abstimmung vorbei ist?
Ich besuchte alle Klubs einzeln und holte ihre Meinung ab. Die Klubs haben unterschiedliche Vorstellungen, was nachvollziehbar ist. Nun schlagen wir aber das von einer Mehrheit gewünschte Modell vor und erwarten, dass der Entscheid demokratisch mitgetragen wird.

Es muss schnell gehen. Im Juli würde die Übergangssaison starten, ab der Spielzeit 2023/2024 würde schon im neuen Modus gespielt.
Korrekt. Nächste Saison blieben neun Teams fix in der Super League, zwei Klubs aus der Challenge League würden direkt aufsteigen. Und der Letzte der Super League würde gegen den Dritten der Challenge League eine Barrage um den 12. Startplatz austragen. Aber noch etwas…

… bitte.
Ich las zuletzt einen Zeitungsartikel über die Einführung der Playoffs im Hockey. Auch dort gab es vor der Einführung einen Aufschrei, es sei sportlich nicht fair. Heute ist es ein Erfolgsmodell. Und dort kann sogar der Zehnte noch Meister werden.

Warum soll im Fussball nicht der Zehnte noch Meister werden können?
Unter anderem, weil die finanziellen Auswirkungen mit einer allfälligen Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League enorm sind. Darum ist es in unseren Augen fairer, wenn nur der Erste und der Zweite um den Meistertitel spielen. Aber ganz grundsätzlich bin ich überzeugt, dass der neue Modus in vielerlei Hinsicht eine tolle Sache wäre.

Toto Marti

Blick: Claudius Schäfer, ist unsere Liga so langweilig, dass wir ein neues Format brauchen?
Claudius Schäfer:
Nein, im Gegenteil. Sie ist so attraktiv, dass sie mehr als 10 Klubs verdient. Wir haben Platz für 12. Und dann braucht es einen neuen Modus

Naja, wenn bereits bei 10 Teams ein Klub wie Schaffhausen mit etwa 800 Fans im Schnitt aufsteigen kann, muss man das nicht unbedingt erweitern.
Es geht nicht nur um Zuschauerzahlen, die im Übrigen in der Super League dann wieder höher wären. Es geht darum, dass weitere Klubs das Potenzial haben, in der höchsten Liga mitzuspielen. Dabei geht es zum Beispiel um die Infrastruktur. Und um die Spieler. Wir sind überzeugt, dass gerade junge Spieler aus Playoff-Spielen viel lernen und mitnehmen können, was uns international konkurrenzfähiger macht.

Am 20. Mai wird abgestimmt. Man hört, das Liga-Komitee komme mit dem Vorschlag durch – von Liga-Aufstockung bis Meisterfinal und Europa-Playoffs. Deckt sich das mit Ihren Informationen?
Wir hoffen, dass es so ist. Wir stehen voll hinter dem Antrag des Ligakomitees. Selbstverständlich sprach man im Vorfeld mit allen Klubs aus der Super und der Challenge League. Die Mehrheit war dafür, das ist korrekt. Aber es ist klar, dass vor der Versammlung die Drähte heiss laufen.

Wie wird abgestimmt?
20 Klubs sind stimmberechtigt, für die Änderung des Formats ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, für die Festlegung des Modus braucht es 11 Stimmen. Über die Aufstockung der Liga, den Modus für die ersten 32 Runden, die Championship Finals (Final um den Meister-Titel – die Redaktion), die Europe Playoffs (Kampf um den Europa- oder Conference-League-Platz – die Red.) und die Relegation wird jeweils separat abgestimmt.

Wäre es fair, wenn der FC Zürich nach dieser tollen Saison nun in Finalspielen gegen Basel oder YB um den Titel spielen müsste?
Man kann über alles diskutieren. Aber klar ist: Der vorgeschlagene Modus wäre spannend und attraktiv. Gerade auch für die jungen Zuschauer. Wir stellen bei der Generation Z – also jenen, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind – fest, dass sie viel weniger Sport-Events schaut als frühere Generationen. Für sie müssen wir attraktiv werden. Zum Beispiel mit Spielen mit entscheidendem Charakter. Und die Stadien wären garantiert sehr gut besucht. Das ist wichtig für uns in der Schweiz, wo die Zuschauereinnahmen immer noch den grössten Anteil der Einnahmen ausmachen.

Die Zürcher Polizei hätte am 1. Mai das Spiel gegen Basel nicht bewilligt. Da drohen doch Probleme mit den Behörden, solche Playoff-Spiele sind viele Hochrisiko-Partien.
Wir sind mit allen Beteiligten im Gespräch, die Problematik ist uns bewusst.

Ist es schon fix, wie oft man in den Playoffs spielen würde?
In den Championship Finals wird Best-of-3 gespielt, also auf zwei Siege. In den Europe Playoffs und der Relegation mit Hin- und Rückspiel. Ausser im Final um den europäischen Startplatz, da gäbe es ein einziges Endspiel im Stadion des zuvor besser Klassierten.

Zürich, YB und Luzern sind dagegen. Wie holen Sie diese Klubs wieder ins Boot, wenn die Abstimmung vorbei ist?
Ich besuchte alle Klubs einzeln und holte ihre Meinung ab. Die Klubs haben unterschiedliche Vorstellungen, was nachvollziehbar ist. Nun schlagen wir aber das von einer Mehrheit gewünschte Modell vor und erwarten, dass der Entscheid demokratisch mitgetragen wird.

Es muss schnell gehen. Im Juli würde die Übergangssaison starten, ab der Spielzeit 2023/2024 würde schon im neuen Modus gespielt.
Korrekt. Nächste Saison blieben neun Teams fix in der Super League, zwei Klubs aus der Challenge League würden direkt aufsteigen. Und der Letzte der Super League würde gegen den Dritten der Challenge League eine Barrage um den 12. Startplatz austragen. Aber noch etwas…

… bitte.
Ich las zuletzt einen Zeitungsartikel über die Einführung der Playoffs im Hockey. Auch dort gab es vor der Einführung einen Aufschrei, es sei sportlich nicht fair. Heute ist es ein Erfolgsmodell. Und dort kann sogar der Zehnte noch Meister werden.

Warum soll im Fussball nicht der Zehnte noch Meister werden können?
Unter anderem, weil die finanziellen Auswirkungen mit einer allfälligen Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League enorm sind. Darum ist es in unseren Augen fairer, wenn nur der Erste und der Zweite um den Meistertitel spielen. Aber ganz grundsätzlich bin ich überzeugt, dass der neue Modus in vielerlei Hinsicht eine tolle Sache wäre.

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