«Beide Teams haben eine gewisse Angst»
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Koller zu Deuschland – England:«Beide Teams haben eine gewisse Angst»

Babbel vor England-Knüller
«Southgate hat mich gerettet»

Vor 25 Jahren verschiesst Englands Trainer Gareth Southgate im EM-Halbfinal gegen Deutschland den entscheidenen Elfmeter. Blick-Kick-Experte Markus Babbel erinnert sich zurück – und blickt nach vorn.
Publiziert: 29.06.2021 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2021 um 21:57 Uhr
Stefan Kreis

Es gibt Fussballer, die kauen auch Jahre später noch an einem Fehlschuss rum. Und dann gibts Typen wie Gareth Southgate. Die nehmen den schlimmsten Moment ihres Lebens mit Humor – und machen ihn gar noch zu Geld. 1996 verschiesst der damalige Aston-Villa-Spieler im EM-Halbfinal den entscheidenen Elfmeter gegen Deutschland, nach dem Turnier macht er Werbung für eine Pizza-Kette. Mit einer braunen Kartontüte über dem Kopf. Weil er sich in England nicht mehr sehen lassen kann.

Dabei leiden in jenem Moment, als Southgate an Deutschlands Goalie Köpke scheitert, Millionen Engländer mit ihrer Nummer 6. «Das war bitter für ihn», erinnert sich Europameister und Blick-Kick-Experte Markus Babbel zurück. Weil Southgate gar nicht als Schütze vorgesehen gewesen sei. Aber er sei natürlich heilfroh gewesen, dass es so gekommen sei. «Sonst hätte ich am Ende selbst noch schiessen müssen und dafür wäre ich nicht zu gebrauchen gewesen. Southgate hat mich quasi gerettet.»

Gareth Southgate nach seinem verschossenen Penalty gegen Deutschland.
Foto: imago images/Horstmüller
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Englischer Elfmeter-Komplex?

Dass die Engländer einen Elfmeter-Komplex haben, glaubt der ehemalige Liverpool-Verteidiger nicht. «Elfmeterschiessen ist Glücksspiel unter freiem Himmel, es war reiner Zufall, dass Deutschland sowohl im WM-Halbfinal 1990 als auch im EM-Halbfinal 1996 gewonnen hat.» Dass die Deutschen vielleicht ein, zwei Prozent mehr Selbstvertrauen hätten, sei möglich: «Das hängt aber mit der Historie zusammen, weil wir in den letzten Jahrzehnten zig Titel gewonnen haben und die Engländer seit 1966 auf einen Triumph warten. Der Druck ist auf der Insel enorm.»

Weg in den Final geebnet

Auch in diesem Jahr erwartet die englische Öffentlichkeit nicht mehr und nicht weniger als den Titel. Dafür müssten sich die Three Lions aber steigern, so Babbel. «Das Sahnestück ist die Offensive, aber die haben sie noch nicht zum Laufen gebracht. Das ist viel Stückwerk, kein Flow, Stürmer Harry Kane hängt in der Luft.»

Für Deutschland gelte das selbe, auch die Elf von Jogi Löw habe ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft. «Gegen Portugal haben wir eine fantastische Leistung gezeigt, gegen die Ungarn haben wir dann wieder alles vermissen lassen, was uns zuvor ausgezeichnet hat.»

Als «Belohnung» gibts Platz 2 und damit die einfachere Seite vom Turnierbaum. Wer heute siegt, trifft im Viertelfinal auf die Ukraine oder Schweden, im Halbfinal warten die Tschechen oder Dänemark. Oder um es mit Babbel zu sagen: «Wer gewinnt, wird ins Finale kommen.»

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