Unfall-Drama und Hamilton-Bestzeit in Le Castellet
Ericsson: «Ich habe das Feuer nicht gesehen!»

Der Feuer-Crash vom Sauber-Piloten Marcus Ericsson (28) in der letzten Minute des ersten Trainings in Le Castellet hat das Schweizer Team geschockt. Das Wrack wurde sofort nach Hinwil gebracht, ein neues Auto für Samstag aufgebaut. Warum kletterte der Schwede erst nach 25 Sekunden aus dem Wagen?
Publiziert: 22.06.2018 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:42 Uhr
Roger Benoit, Mike Hammer

«Steig endlich aus», brüllte Ericssons Renningenieur am Boxenfunk, «das Auto brennt!»  Und plötzlich war Ericsson schnell. Wie am Morgen in der Boxengasse mit 81,7 km/h – 200 Euro Busse.

Rechter Rückspiegel abgerissen…

Der Wahnsinn. Ericsson hatte gar nicht bemerkt, dass sein Auto in Flammen stand! Der Blondschopf schildert BLICK die dramatischen Szenen: «Der rechte Rückspiegel war beim Unfall abgerissen – und im linken habe ich nichts gesehen. Das Feuer war ja rechts. Also nahm ich mir wie sonst Zeit, um alle Systeme im Auto abzuschalten. Als ich den Funk ausschalten wollte, hörte ich gerade noch wie mein Renningenieur aufgeregt vom brennenden Auto sprach!»

Sauber C37: Alles zerstört…

Ericsson war in der heiklen Le Beausset-Rechtskurve abgeflogen, schlug breitseits in den Reifenstapel und fing sofort Feuer, weil ein Ölkühler beim Aufprall zerquetscht wurde! Das Feuer zerstörte die Motorabdeckung und den ganzen Kabelbaum. Das bedeutete: Schneller Feierabend, kein Einsatz im zweiten Training möglich!

Aber kurz vor Schluss schlittert der Sauber-Bolide von der Strecke.
Foto: Lukas Gorys
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Wrack bald in Hinwil…

Teammanager Beat Zehnder: «Wir tauschen das Chassis aus. Das geht schneller, weil da die Kabel schon verlegt sind. Das Unfallchassis geht zurück nach Hinwil, ist aber noch einsetzbar. Defekt sind auch noch Querlenker, Unterboden, Seitenkästen, Getriebe, Heckflügel und Frontflügel – mehr geht nicht!»

Start mit über zehn Drehern

Die ersten 90 Minuten glichen einem Fahrlehrgang auf dem 5,842 km langen Kurs im Süden von Frankreich. Viele Dreher und viele Beschwerden von Fahrern, die sich über die seltsame Fahrweise ihres Vordermannes aufregten. Hülkenberg (Renault). «Die Strecke ist schwieriger als sie aussieht! Überall ist der Asphalt geflickt und beeinträchtigt den Grip. Zudem stören der Wind und die aggressiven Randsteine!»

Leclerc: 360-Grad-Dreher

Vor der Schikane, die die 1,8 km lange Mistral-Gerade entschärft, verliert auch Sauber-Zauberlehrling Leclerc das Heck im C37. Mit einem 360-Grad-Dreher gehts in den Notausgang. Kurz darauf der Ericsson-Knall. Erfreulicher die Positionen vor der Mittagspause: 13. Leclerc, 14. Ericsson. Nach der Pause war ja nur noch Leclerc im Einsatz – 14.

Gift für Fans: Auslaufzonen

Der einzige «Vorteil» des neuen viel zu farbigen Strecken-Layouts: In fast jeder Kurve warten bis zu 60 Meter lange Auslaufzonen – bis es dann doch noch krachen könnte. Für die Fans ist dies vor Ort sicher kein Genuss. So kommt Langweile auf.

Die Auslaufzonen sind bunt bemalt.
Foto: Lukas Gorys

1000 und mehr Euros pro Nacht

Und der grösste Ärger: Das Verkehrschaos. Alle stöhnen. Fans, Medien und Teams brauchten für 25 Kilometer Anfahrt über zwei Stunden. Und es soll noch schlimmer werden. Die näheren Hotels verlangen alle mindestens 1000 Euro pro Nacht!

Pirelli: Wieder dünnerer Gummi

Wie bereits in Barcelona (und in zwei Wochen in Silverstone) setzt Pirelli wieder einen speziellen Gummi mit einer 4 Millimeter dünneren Lauffläche ein. Bestimmt wird es erneut Ärger geben, wie in Spanien. Damals klagte Ferrari, dass dies Mercedes beim Doppelsieg einen Vorteil gebracht hätte. Bis Vettel (4.) das Theater beendete: «An unserer Niederlage waren nicht die Reifen schuld!»

Renault sucht Siege…

Thema Nummer 1 bleibt jetzt natürlich der Motorenwechsel von Red Bull 2019 zu Honda. Der nach 12 Jahren «betrogene» PS-Lieferant Renault giftelt bis jetzt nur im Hintergrund, bezeichnet den Absprung nicht als Katastrophe. Aber die Bilanz sagt alles: Die Bullen gewannen in diesen Ehe-Jahren 57 Rennen!

Wie lange dauert es wohl, bis Renault mit dem eigenen Auto oder McLaren einen Grand Prix gewinnen wird? Der erste Renault-Auftritt am Freitag im eigenen Land war keine Offenbarung: 11. Sainz, 16. Alonso, 18. Hülkenberg, 19. Vandoorne. Am Nachmittag gabs für Renault (ohne die Bullen) die Plätze 8, 11, 12, 13.

Hamilton-Show

Im ersten Training lag Weltmeister Lewis Hamilton nur 0,140 vor Mercedes-Teamkollege Bottas. In den zweiten 90 Minuten dann die grosse Show von Hamilton – er nahm dem Red Bull-Duo Ricciardo und Verstappen über 0,7 Sekunden ab. Dann kam erst das Ferrari-Duo: Räikkönen vor Vettel. Wieder gigantisch schnell: Romain Grosjean im Haas-Ferrari (6.). Der Genfer ist nach sieben Rennen (wie Sirotkin) immer noch punktelos!

Pérez verlor Hinterrad…

Auch am Nachmittag gab es nach 43 Minuten Alarm. In der Rechtskurve vor der Mistral-Geraden verliert der Mexikaner Sergio Pérez plötzlich das linke Hinterrad! Sein Force India-Mercedes war bereits zwei Runden unterwegs. Sofort wurde das zweite pinkfarbene Auto mit Ocon an die Boxen geholt.

Das Rad von Sergio Pérez alleine auf der Strecke.
Foto: AFP

Rennen Sonntag 16.10 Uhr

Die rote Flagge störte viele Fahrer bei ihren Longruns vor dem Rennen (Sonntag, 16.10 Uhr). Bereits am Samstag steigt natürlich die Qualifikation für das Frankreich-Comeback nach zehn Jahren – TV live ab 16 Uhr.

Die Resultate des zweiten Trainings.
Foto: Twitter @F1
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