Überraschung am 3. Tag in Jerez
Sauber-Nasr fährt Bestzeit – nach Unfall am Morgen

Die Sonne hat sich aus Andalusien verzogen. Die dunklen Wolken lagen nur kurz über dem Sauber-Team. Um 10.29 Uhr rutschte der Brasilianer Felipe Nasr mit dem C34 in Kurve 9 ins Kiesbett. Am Nachmittag fuhr er sensationell Bestzeit.
Publiziert: 03.02.2015 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 11:43 Uhr
Felipe Nasr mit seinem Onkel Amir.
Foto: Lukas Gorys
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Von Roger Benoit aus Jerez

Schon am ersten Testtag hatte ein Sauber-Pilot am Sonntag hier die rote Flagge (Abbruch) provoziert. Damals drehte sich der Schwede Marcus Ericsson (24) in der ersten Kurve raus.

Beide Zwischenfälle zeigen, dass die neuen Hinwiler Fahrer bereit sind, alles zu geben. «Lieber ein Crash als langsam zu sein», sagt schon seit Jahren Toro Rosso-Teamchef Franz Tost.

Nasr: «Ich hatte schon Trockenreifen drauf, kam auf eine feuchte Stelle – und schon war ich weg!» Der letztjährige Williams-Testfahrer mit libanesischen Vorfahren (Grossvater) schüttelte den Abflug schnell weg.

Um 13.32 Uhr tauchte der Name Nasr erstmals auf dem Zeitcomputer ganz oben auf. Nur kurz löste ihn der schnelle Papi Kimi Räikkönen (sein im Zuger Kantonsspital geborene Sohn heisst übrigens Robin) an der Spitze ab.

Dann ging die Show von Nasr auf den um 1,t schnelleren weichen Reifen weiter. Den Sauber-Fans muss es nach dem Flop-Jahr 2014 endlich wieder etwas wärmer ums Herz werden. Auch wenn die Testresultate (noch) keine grosse Aussagekraft haben, diese Zeiten müssen von den vermeintlichen Sauber-Gegnern wie Toro Rosso und Lotus erstmals gefahren werden.

Auch bei Ferrari, mit dem gleichen Antriebsstarng wie Sauber, ist schon etwas Euphorie ausgebrochen. Am Montag hatte sich die Ferrari-Crew übrigens in der Garage mit einem grosen Applaus für Vettel verabschiedet. Der Wahl-Thurgauer war an den beiden ersten Tagen in Jerez jeweils Tagessieger geworden.

«Eine Überraschung auch für uns», sagte Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda (65) zu Blick.ch. Der Wiener weiter: «Ich habe am Dienstag absichtlich meinen roten Pullover angezogen, um unsere Silberpfeil-Jungs zu motivieren. Denn Ferrari dürfte 2015 unser Hauptgegner sein. Und der Esel braucht immer eine Karotte vor dem Wagen, die ihn motiviert. So soll jetzt auch mein roter Pullover für den nötigen Ansport sorgen!» Laudas Wort zum Sonntag am Dienstag!

Bei Halbzeit um 13 Uhr lag Marathon-Mann Nico Rosberg (157 Runden am Sonntag) noch 0,4 Sekunden hinter Räikkönen. Da rollte der Deutsche mit dem Mercedes plötzlich aus – nach bereits wieder 93 Runden! Aus der Airbox kam etwas Rauch.

Kurz darauf setzte Vizeweltmeister seinen Marathon fort, drehte erneut 152 Runden und kam in seinen zwei Tagen locker auf über 300 Runden auf dem 4,4 km langen Kurs.

Kurz vor 11 Uhr hatte Red Bull kein Auto mehr auf der Piste: Ricciardo rollte noch an die Boxen, der zweite Renault-Motorschaden innerhalb von drei Tagen! Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz bei seinem Kurzbesuch zu Blick.ch: «Das ist nicht gut. Wenn wir den PS-Rückstand gegenüber Mercedes auf 40 PS reduzieren können, dann können wir auch die Gegner ärgern!» 2014 gelangen Ricciardo im Red Bull immerhin drei GP-Siege.

Überraschend, dass der McLaren-Honda endlich zum Laufen kommt, Alonso drehte beim ersten richtigen Auftritt des Turbo-Comebacks von Honda gleich 32 Runden, allerdings ohne zeitenmässig aufzufallen. Klar, bei 14 Sekunden Rückstand.

Ende 1988 war den Turbomotoren in der Formel 1 der Garaus gemacht worden. 2014 feierten die Turbos mit Mercedes, Ferrari und Renault ein Comeback im GP-Zirkus – diese Saison kehrt der frühere Turbo-Dominator aus Japan zurück.

Für alle Statistiker: McLaren braucht (22 Jahre nach der Wiederverheirat mit Honda) endlich auch wieder Siege. Von 1988 bis 1992 feierte McLaren-Honda 44 GP-Erfolge, 1993 waren es mit Ford-Motoren noch fünf, 1994 blieb McLaren mit Peugeot sieglos. Von 1995 bis 2014 waren McLaren und Mercedes unzertrennlich und sagten sich nach 78 Triumphen ade. Zum letzten Mal siegte McLaren übrigens 2012 beim Finale in Brasilien mit Jenson Button.

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