Tragödien und blaue Autos!
Eine Ferrari-Zeitreise zum 900. GP

Am Freitag jährte sich der Todestag von Enzo Ferrari zum 27. Mal. In einer Woche fährt Ferrari in Spa seinen 900. GP. Willkommen im Haus der 1000 Lügen und Wahrheiten.
Publiziert: 16.08.2015 um 16:05 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:49 Uhr
Von Roger Benoit

Wir verneigen uns in einer Zeitreise vor einem Mythos mit zwei nackten Zahlen: 223 Siege und 207 Pole-Positionen. Wer nie mit einer roten Göttin unterwegs war und den Titel holte, der wurde auf dem Olymp auch nie zu einem wirklichen Renngott erkoren.

Drei der grössten Fahrer sassen nie in einem Ferrari. Der Schotte Jim Clark vertraute nur Lotus – und starb 1968 in Hockenheim auch in einem Formel-2-Auto dieser Marke.

Sein Landsmann Jackie Stewart war sich vor über 45 Jahren mit Enzo Ferrari über einen Vertrag bereits einig, als er erfuhr, dass dieser hinter seinem Rücken auch mit Intimfeind Jacky Ickx verhandelte: «Sie Intrigant!»

Clay Regazzoni: Für Ferrari fliegt der Schweizer zu vier GP-Siegen.
Foto: Getty Images
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Der Brasilianer Ayrton Senna hatte für 1995 Ferrari bereits zugesagt. Der 1. Mai 1994 sollte ihm in Imola in einem Williams jedoch zum Verhängnis werden.

Neun Fahrer wurden auf Ferrari Weltmeister, aber nur vier davon in den letzten 50 Jahren: Niki Lauda, Jody Scheckter, Michael Schumacher und Kimi Räikkönen. Drei Piloten verloren die rote WM-Krone erst auf der Zielgeraden.

1961 war der Deutsche Graf Berghe von Trips praktisch schon Champion, als er in Monza mit dem Lotus von Clark kollidierte – und dabei auch noch 15 Zuschauer (meist Schweizer) vor der Parabolica mit in den Tod riss. Teamkollege Phil Hill gewann das Rennen und wurde später mit 34:33 Champion.

1974 galt Clay Regazzoni vor dem Finale in Watkins Glen als Favorit. Doch seine Nerven und das Auto versagten, Fittipaldi (McLaren) genügte ein 4. Platz zum Titel – 55:52.

2008 liess sich Felipe Massa daheim in São Paulo schon als Sieger und Weltmeister feiern. Da überholte Hamilton (McLaren) in der vorletzten Kurve noch Glock (Toyota) und gewann dank dem 5. Rang den Titel mit 98:97.

Drei unglaubliche Dramen, aber Luigi Musso, Peter Collins, Alberto Ascari (bei einem Sportwagen-Test), Eugenio Castellotti, Graf Berghe von Trips, Lorenzo Bandini und Gilles Villeneuve bezahlten ihre Unterschrift bei Ferrari mit dem Tod.

Sebastian Vettel weiss es seit dieser Saison: Erst als Ferrari-Pilot bekommst du – vor allem von den Fans und Medien – den Respekt und die Anerkennung, die du brauchst. Darüber hat er sich selbst nach vier Titeln für einen Brausehersteller (Red Bull) öfters beklagt.

Auch Michael Schumacher war kaum akzeptiert, als er seine ersten zwei Titel für einen Kleidergiganten (Benetton) herauskämpfte. Bei Ferrari wurde er dann mit fünf Meisterschaften und 72 Triumphen zum Renngott.

Enzo Ferrari, ein verhinderter Opernsänger und aktiver Frauenheld, war stets ein unnahbarer Chef, der von seinen Fahrern wenig hielt und glaubte: In einem Ferrari kann man nur siegen!

1943 zog er mit seinem Rennteam (früher Alfa Romeo) nach Maranello. 1944 wurde das Werk zerbombt und 1946 wieder aufgebaut.

Dieser Start passt zur ganzen Geschichte von Ferrari. Im Haus der 1000 Lügen und Wahrheiten. Der «Commendatore» tobte oft durch die Werkshallen und liess beim WM-Start 1950 in Silverstone seine Autos in Italien: Zu wenig Startgeld!

1964 trieb er es noch bunter, lackierte für Watkins Glen und Mexiko die Autos von John Surtees und Lorenzo Bandini mit blauer Farbe und meldete sie unter dem Namen «North American Racing Team». Es war sein Protest gegen den Homologationsärger mit dem Italo-Verband wegen des Sportwagens 250 LM. Er drohte sogar, nie mehr mit der italienischen Lizenz anzutreten.

Vor 27 Jahren hat der GP-Zirkus sein Herz verloren. Doch die Uhren in Maranello ticken weiter. Alle Chefs geistern seither immer im Schatten eines emotionalen Monsters herum, dem die Formel 1 alles zu verdanken hat. Vor Enzos Arbeits- und Wohnhaus auf dem Firmengelände steht jetzt ein Strassenschild: Piazza Michael Schumacher. Drinnen, im Büro von Ferrari, entdeckt man überall noch seine violetten Schreibstifte. Es war seine Lieblingsfarbe!

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Die erfolgreichsten Piloten

 1. Michael Schumacher (De) 72 Siege
 2. Alberto Ascari (It, †) 15
 3. Niki Lauda (Ö) 13
 4. Felipe Massa (Br) 11
     Fernando Alonso (Sp)
 6. Kimi Räikkönen (Fi) 9
     Rubens Barrichello (Br)
8. Gilles Villeneuve (Ka, †) 6
    Jacky Ickx (Be)
10. Gerhard Berger (Ö) 5
      Alain Prost (Fr)
      Carlos Reutemann (Arg)
13. Clay Regazzoni (Sz, †) 4
      John Surtees (Gb)
      Eddie Irvine (Gb)

 1. Michael Schumacher (De) 72 Siege
 2. Alberto Ascari (It, †) 15
 3. Niki Lauda (Ö) 13
 4. Felipe Massa (Br) 11
     Fernando Alonso (Sp)
 6. Kimi Räikkönen (Fi) 9
     Rubens Barrichello (Br)
8. Gilles Villeneuve (Ka, †) 6
    Jacky Ickx (Be)
10. Gerhard Berger (Ö) 5
      Alain Prost (Fr)
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13. Clay Regazzoni (Sz, †) 4
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      Eddie Irvine (Gb)

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Die treuesten Piloten

1. Michael Schumacher (De) 180 Rennen
2. Felipe Massa (Br) 139
3. Rubens Barrichello (Br)102
4. Gerhard Berger (Ö) 96
    Fernando Alonso (Sp)
6. Michele Alboreto (It, †) 80
7. Jean Alesi (Fr) 79
    Kimi Räikkönen (Fi)
9. Clay Regazzoni (Sz, †) 73
10. Gilles Villeneuve (Ka, †) 66
11. Eddie Irvine (Gb) 65
12. Niki Lauda (Ö) 57
13. Jacky Ickx (Be) 55
14. Mike Hawthorn (Gb, †) 35
      Lorenzo Bandini (It, †)

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3. Rubens Barrichello (Br)102
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6. Michele Alboreto (It, †) 80
7. Jean Alesi (Fr) 79
    Kimi Räikkönen (Fi)
9. Clay Regazzoni (Sz, †) 73
10. Gilles Villeneuve (Ka, †) 66
11. Eddie Irvine (Gb) 65
12. Niki Lauda (Ö) 57
13. Jacky Ickx (Be) 55
14. Mike Hawthorn (Gb, †) 35
      Lorenzo Bandini (It, †)

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