Schräge Aussage von FIA-Boss Todt
«Auf der Strasse sterben jeden Tag mehr Menschen als gestern in Paris»

Die Attentate von Paris überschatten das 3. Freie Training von Sao Paulo. Dennoch will man vor dem Rennen am Sonntag unbekannten Strassentoten gedenken und nicht etwa den Opfern der Anschläge.
Publiziert: 14.11.2015 um 15:51 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:06 Uhr
Von Silvan Haenni und Roger Benoit
FIA-Boss Jean Todt irritiert mit seinen Aussagen zu den Attentaten von Paris.
Foto: Lukas Gorys

Über 120 Menschen sterben, über 200 Personen werden schwer verletzt. Die Terrorakte von Paris, die sich in der Nacht auf Samstag abspielen, schockieren die ganze Welt!

So auch den Formel-1-Zirkus, der momentan auf dem Autodromo José Carlos Pace zu Sao Paulo für den GP von Brasilien warmläuft.

Der Automobilweltverband FIA, dessen Hauptsitz sich in Paris befindet, ordnet für das Rennen vom Sonntag eine Schweigeminute an. Diese wird um 16.45 Uhr MEZ stattfinden.

Irritierend: Die Gedenkminute dient nicht etwa den Terror-Opfern vom Freitag, sondern den jährlich 1,3 Millionen unbekannten Verkehrstoten rund um den Globus.

Der doch ziemlich verwirrende Beweggrund stammt von FIA-Präsident Jean Todt. Der Franzose ist UN-Sonderbeauftragter für Verkehrssicherheit und will auf die grosse Zahl von Verunfallten weltweit hinweisen. «Es ist eine grosse Tragödie. Man kann nur mit den Gedanken bei den Opfern sein und hoffen, dass da nicht noch einmal passiert», sagt Todt über die gestrigen Anschläge. «Für Sonntag ist anlässlich des 'Day of Remembrance' jedoch bereits etwas geplant. Jeden Tag sterben auf den Strassen 3500 Menschen. Das sind 30-mal mehr als bei den Terroranschlägen von Paris.»

Eine Aussage, die während dem grossen Entsetzen über die noch sehr frische Terror-Tragödie natürlich für grosse Aufregung sorgt. Es darf jedoch erwartet werden, dass die Schweigeminute am Sonntag schliesslich doch beiden Zwecken dienen wird.

Romain Grosjean, der in Genf aufgewachsene schweizerisch-französische Lotus-Pilot, ist mit dem Kopf voll und ganz in Frankreich: «Ich habe keine Worte für die Ereignisse in Paris. Warum nur?»

Sein Rennstall setzt ein eigenes Zeichen: Die Lotus-Boliden werden morgen mit einem «Pray for Paris»-Aufkleber auf die Strecke gehen.

Romain Grosjean bekundet Solidarität mit den Opfern des Terror-Anschlags von Paris.
Foto: Twitter

Todt zeigt sich aber am Nachmittag doch noch von seiner solidarischen Seite und wird mit schwarzer Trauer-Armbinde gesichtet.

FIA-Präsident Jean Todt mit Armbinde.
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Trauerminute-Skandal bleibt

Auf Druck von Bernie Ecclestone musste FIA-Boss Jean Todt gegen 19 Uhr Lokalzeit seine Pläne nach der dümmsten Aussage seiner Karriere auf zwei verschiedenen TV-Kanälen («Ich verstehe die Aufregung nicht, auf der Strasse gibt es täglich 3500 Toten, also mehr als in Paris»)  mit der geplanten Trauerminute für die weltweiten Toten des Strassenverkehrs ändern. Alle Piloten müssen jetzt am Sonntag bei der Fahrerparade mit einem schwarzen Trauerband für die Opfer von Paris tragen! Dazu gibt es vor laufender TV-Kamera eine Flagge mit dem Datum 13. 11. 2015... Dazu soll aber um 13.45 Uhr weiter eine Trauerminute für den Erinnerungstag an die toten Strassenopfer abgehalten werden. Der Skandal bleibt also ein Skandal. Nach dem Horror in Paris ist und bleibt jeder Kompromiss eine Ohrfeige an die Opfer und deren Angehörigen vom schwarzen Freitag. (Von Roger Benoit)

Auf Druck von Bernie Ecclestone musste FIA-Boss Jean Todt gegen 19 Uhr Lokalzeit seine Pläne nach der dümmsten Aussage seiner Karriere auf zwei verschiedenen TV-Kanälen («Ich verstehe die Aufregung nicht, auf der Strasse gibt es täglich 3500 Toten, also mehr als in Paris»)  mit der geplanten Trauerminute für die weltweiten Toten des Strassenverkehrs ändern. Alle Piloten müssen jetzt am Sonntag bei der Fahrerparade mit einem schwarzen Trauerband für die Opfer von Paris tragen! Dazu gibt es vor laufender TV-Kamera eine Flagge mit dem Datum 13. 11. 2015... Dazu soll aber um 13.45 Uhr weiter eine Trauerminute für den Erinnerungstag an die toten Strassenopfer abgehalten werden. Der Skandal bleibt also ein Skandal. Nach dem Horror in Paris ist und bleibt jeder Kompromiss eine Ohrfeige an die Opfer und deren Angehörigen vom schwarzen Freitag. (Von Roger Benoit)

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