Niki Lauda über Höllenritt in Monaco
«... und plötzlich wirst du geil!»

Für die Ferrari-Sieger in Monte Carlo seit 1950 brauchst du nur eine Hand: Trintignant, Lauda, Scheckter, Villeneuve und zuletzt Schumi 2001. Das Warten in Maranello dauert also schon 14 Jahre.
Publiziert: 24.05.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:02 Uhr
Von Roger Benoit aus Monte Carlo

Beim ersten roten Triumph vor 60 Jahren benötigte der Franzose Maurice Trintignant die Hilfe von Mercedes. Weil damals die Silberpfeile von Fangio und Moss mit einer defekten Ventilsteuerung an der Spitze ausfielen, erbte zuerst Ascari im Lancia die Führung, bevor er ins Hafenbecken stürzte (und 4 Tage später bei privaten Ferrari-Tests in Monza starb) – so war am 22. Mai 1955 der Weg in Monte Carlo frei für Trintignant.

Wiederholt sich heute die Geschichte Mercedes-Ferrari? Aufsichtsrat Niki Lauda (66) lacht: «Also gleich zwei Geschenke sollten wir Vettel oder Räikkönen im Ferrari nicht machen.»

Der Wiener denkt gerne an seine zwei Siege 1975 und 1976 hier zurück. «Ich hatte damals die Pole-Position – und kontrollierte meine Gegner, während mein Teamkollege Clay Regazzoni zweimal crashte!»

Legendär: Laudas Handkuss bei Fürstin Grace Kelly sorgte 1975 für reichlich Wirbel.
Foto: imago
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Mit dem am 15. Dezember 2006 verstorbenen Tessiner verband ihn eine Art Hassliebe. «1974 stand ich in Monaco ebenfalls auf der Pole-Position. Man durfte damals noch die Startseite auswählen. Über Nacht liess unser Chef Montezemolo einfach die Seiten wieder tauschen – und schenkte so Clay die bessere Position!»

Laudas Auftritt 1975 in der Fürstenloge ist legendär. Der damals noch eher schüchterne Rennfahrer nahm bei der Pokalübergabe die Hand von Fürstin Grace Kelly († 1982) – und küsste sie gegen alle Hofregeln! Niki: «Der Wirbel danach war unglaublich, die Fürstin dagegen lächelte nur. Ich hatte ihren Handrücken ja nur leicht berührt!»

Was war und ist eigentlich die Cockpit-Faszination von Monaco? Lauda zu SonntagsBlick: «Zu meiner Zeit gab es diese vielen neuen Retorten-Strecken in Übersee noch nicht. Europa war unsere Heimat – und Monaco unser Wohnzimmer. Ich freute mich jedesmal auf diese einmalige Piste. Und dann kam diese erste Kurve St. Devote, die hoch zum Casino führt. Da habe ich mir in der ersten Runde fast immer in die Hosen gemacht, so eng und extrem war die Aufgabe!»

Lauda weiter: «Du denkst immer, das geht nicht gut. Aber nach drei Runden bist du in einem unglaublichen Rhythmus, wirst schneller – und dann wirst du plötzlich geil im Auto, weil die Strecke immer enger wird. So geil, dass du es wissen willst. Auch die Angst verschwindet. Ebenso die Hemmschwelle, weil du denkst, dass du dich in diesen langsamen Kurven kaum schwer verletzen kannst.»

Gefangen wie im Käfig

Keine Unfälle gehabt? Lauda: «Doch, einmal bin ich am Schwimmbad im Training unter das Bremspedal gerutscht, und schon klebte ich in den Leitplanken. Und einmal ist mir vor Mirabeau – ich glaube, es war Pironi über meinen Brabham geflogen.»

Der dreifache Weltmeister fuhr hier auf fünf verschiedenen Autos: March, BRM, Ferrari, Brabham und McLaren. «Die Faszination war immer die gleiche: Mit jeder Runde riskierst du mehr. Und wenn du die Pole erobert hast, darfst du dir selbst auf die Schultern klopfen. Denn hier zählt fast nur der Fahrer. In Monte Carlo werden oft Helden in unterlegenen Kisten geboren. Auf den meist langweiligen neuen und zu breiten Strecken ist so etwas gar nicht möglich – und dort sind die Leitplanken so weit weg wie die Zuschauer! In Monaco bist du fast zwei Stunden wie in einem Käfig gefangen!»

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