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Mit Pascal Wehrlein als Fahrer
Zürcher Coiffeur plant Formel-1-Einstieg!

Wird 28 Jahre nach Peter Sauber wieder ein Zürcher F1-Teamchef? Wenn, dann ist es Geschäftsmann Salvatore Gandolfo.
Publiziert: 13.11.2019 um 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2019 um 18:06 Uhr
Matthias Dubach

Welch verrückte Tellerwäscher-Geschichte!

Salvatore Gandolfo (51) wächst in Zürich-Altstetten als Sohn italienischer Gastarbeiter auf. Jetzt lebt er in Monaco – und will 2021 mit einem Team in die Formel 1 einsteigen.

Die Geschichte beginnt in einem Zürcher Coiffeur-Geschäft. Hier macht Gandolfo eine Lehre. Monatslohn: 220 Franken. Er verkauft den Kundinnen so viele Pflegeprodukte, dass er den Lohn durch Provisionen vervielfacht.

Märchenhaft: Salvatore Gandolfo (51) machte eine Tellerwäscher-Karriere.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Mit diesem Geschäftssinn steigt Gandolfo auf Versicherungen um und macht Karriere. Der Geschäftsmann gründet und führt Firmen in verschiedenen Sektoren. Im Rennsport fasst er per Zufall Fuss. Der Sohn seiner heutigen Frau, ­Giorgio Mecattaf (39), träumt als Teenager von der Formel 1 und schaffts bis in die Formel 3.

CEO und Teilhaber in der Formel 2

Mecattaf fährt längst nicht mehr, sein Stief­vater bleibt im Fahrerlager. Seine Firma Monaco Increase Management berät Rennfahrer wie Pascal Wehrlein, der als F1-Stammpilot zurückkehren könnte – und Gandolfo ist CEO und Teilhaber im Formel-2-Rennstall von Ex-F1-Pilot Adrian Campos.

Jetzt träumt das Team aus Spanien vom Aufstieg. Ihren Plan tut es im Oktober auch ­öffentlich kund – darauf meldet die Formel 1, dass es keine ernsthaften Diskussionen mit neuen Teams gebe.

Was gilt nun? Gandolfo zu BLICK: «Am 4. Dezember wollen sie über neue Teams entscheiden. Aber bisher konnte man noch gar keinen Antrag einreichen. Alle Bedingungen kenne ich nur vom Hören­sagen. Genauso geht es den Motorherstellern. Wir haben mit Renault und Honda geredet. Aber alle warten auf Infos. Erst dann entscheiden wir, ob ein Einstieg Sinn macht.»

«Müsste noch 20 Millionen auftreiben»

Das Campos-Team hat nur dann Interesse, wenn im Zuge der neuen Regeln für mehr Chancengleichheit ab 2021 die TV- und Preisgelder gleichmässig verteilt werden. Dann winken womöglich 70 bis 80 Mio. Euro pro Rennstall.

Gandolfo: «Dann müsste ich für ein 100-Mio.-Budget noch rund 20 Mio. auftreiben. Nur das ist realistisch und als Business interessant.» Der Italo-Zürcher hat für seinen Traum schon lange 2021 im Visier, wenn die F1 neu aufgegleist wird. Seit kurzem sind das technische Reglement und die neue Budget-Obergrenze von 172 Mio. Franken fix.

Gandolfo: «Mit einem Budget zwischen 100 und 110 Mio. Franken lässt sich ein schnelles Auto zusammenstellen, das zeigt Haas.» Aber der Weg an den GP-Start 2021 bleibt für Gandolfo und Co. noch weit.

Schweizer Teams in der Formel 1
  • 1967: Vögele
    Mode-Unternehmer Charles Vögele geht mit seinem Rennstall und Pilot Silvio Moser († 33) bei sechs Grand Prix an den Start.
  • 1970: Bellasi
    Nach dem F1-Austieg von Vögele arbeitet Silvio Moser 1970 mit Guglielmo Bellasi und Beat Schenker zusammen. Sie bauen den Schweizer Rennwagen Bellasi F1 – aber das Projekt bleibt erfolglos.
  • 1977: Apollon
    Der Tessiner Loris Kessel († 60) baut einen Williams um, nennt ihn Apollon und ist als Team «Jolly Club of Switzerland» 1977 beim Italien-GP dabei. Aber Kessel zerlegt das drei Jahre alte Auto im Training.
  • 1988: EuroBrun
    Der Rennstall von Walter Brun (77) verbündet sich mit den Italienern von Euroracing. Die Piloten von EuroBrun verpassen in drei Jahren aber meistens die Quali für die Rennen.
  • 1960/1990: Monteverdi
    Peter Monteverdi aus Binningen BL baut 1960 das erste Schweizer F1-Auto. Aber der MBM kommt nie in einem GP zum Einsatz. Dreissig Jahre danach kauft Monteverdi mit Karl Foitek das britische Onyx-Team, Gregor Foitek sitzt im Cockpit. Nach 10 GPs ohne Punkte folgt der Rückzug.
  • 1993: Sauber
    Peter Sauber wagt nach erfolgreichen Langstrecken-Jahren den Einstieg in die Königsklasse. Hinwil ZH etabliert zu einem Fixpunkt der GP-Szene. Zwischen 2005 bis 2009 führt BMW das Team. In Montreal 2008 erklingt das erste und einzige Mal die Schweizer Hymne für den GP-Sieg von Robert Kubica. Ab 2019 nennt sich das Team nach dem Hauptsponsor – Alfa Romeo.
Team Onyx 1990: Pilot Gregor Foitek (l.) und Besitzer Peter Monteverdi.
Team Onyx 1990: Pilot Gregor Foitek (l.) und Besitzer Peter Monteverdi.
RDB
  • 1967: Vögele
    Mode-Unternehmer Charles Vögele geht mit seinem Rennstall und Pilot Silvio Moser († 33) bei sechs Grand Prix an den Start.
  • 1970: Bellasi
    Nach dem F1-Austieg von Vögele arbeitet Silvio Moser 1970 mit Guglielmo Bellasi und Beat Schenker zusammen. Sie bauen den Schweizer Rennwagen Bellasi F1 – aber das Projekt bleibt erfolglos.
  • 1977: Apollon
    Der Tessiner Loris Kessel († 60) baut einen Williams um, nennt ihn Apollon und ist als Team «Jolly Club of Switzerland» 1977 beim Italien-GP dabei. Aber Kessel zerlegt das drei Jahre alte Auto im Training.
  • 1988: EuroBrun
    Der Rennstall von Walter Brun (77) verbündet sich mit den Italienern von Euroracing. Die Piloten von EuroBrun verpassen in drei Jahren aber meistens die Quali für die Rennen.
  • 1960/1990: Monteverdi
    Peter Monteverdi aus Binningen BL baut 1960 das erste Schweizer F1-Auto. Aber der MBM kommt nie in einem GP zum Einsatz. Dreissig Jahre danach kauft Monteverdi mit Karl Foitek das britische Onyx-Team, Gregor Foitek sitzt im Cockpit. Nach 10 GPs ohne Punkte folgt der Rückzug.
  • 1993: Sauber
    Peter Sauber wagt nach erfolgreichen Langstrecken-Jahren den Einstieg in die Königsklasse. Hinwil ZH etabliert zu einem Fixpunkt der GP-Szene. Zwischen 2005 bis 2009 führt BMW das Team. In Montreal 2008 erklingt das erste und einzige Mal die Schweizer Hymne für den GP-Sieg von Robert Kubica. Ab 2019 nennt sich das Team nach dem Hauptsponsor – Alfa Romeo.
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Das ist alles neu

  • die tiefe Nase, in die der Frontflügel integriert ist
  • der geschwungene Frontflügel, bestehend aus drei Elementen
  • die L-förmigen Flügel über den Vorderrädern
  • der komplette Verzicht auf Leitbleche
  • die grossen Tunnel unter dem Auto, die von den Seitenkästen bis zum Diffusor reichen
  • der Heckflügel, der an zwei zentralen Pfeilern aufgehängt ist. Er besteht aus zwei Elementen oben und einem unten
  • die verkleideten 18 Zoll-Räder und Niederquerschnittsreifen

Allgemein

  • Breite Auto: 2000 mm
  • Breite Frontflügel: 2000 mm
  • Breite Verkleidung zwischen den Rädern: 1600 mm
  • Höhe Auto: 950 mm
  • Max. Radstand: max. 3550 mm
  • Mindestgewicht: 768 kg
  • Motor: 1,6 Liter Monoturbo mit MGU-K und MGU-H
  • Gewicht Antriebseinheit. min. 150 kg
  • Getriebe: 8 Gänge+Rückwärtsgang

Das ist alles neu

  • die tiefe Nase, in die der Frontflügel integriert ist
  • der geschwungene Frontflügel, bestehend aus drei Elementen
  • die L-förmigen Flügel über den Vorderrädern
  • der komplette Verzicht auf Leitbleche
  • die grossen Tunnel unter dem Auto, die von den Seitenkästen bis zum Diffusor reichen
  • der Heckflügel, der an zwei zentralen Pfeilern aufgehängt ist. Er besteht aus zwei Elementen oben und einem unten
  • die verkleideten 18 Zoll-Räder und Niederquerschnittsreifen

Allgemein

  • Breite Auto: 2000 mm
  • Breite Frontflügel: 2000 mm
  • Breite Verkleidung zwischen den Rädern: 1600 mm
  • Höhe Auto: 950 mm
  • Max. Radstand: max. 3550 mm
  • Mindestgewicht: 768 kg
  • Motor: 1,6 Liter Monoturbo mit MGU-K und MGU-H
  • Gewicht Antriebseinheit. min. 150 kg
  • Getriebe: 8 Gänge+Rückwärtsgang
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