Jetzt redet Haas-Chef Steiner nach dem Boxen-Drama
«Es gibt keine Entlassungen!»

Die TV-Welt sah geschockt zu: Boxen-Drama bei Haas-Ferrari. Das sagt Chef Günther Steiner zu BLICK: «Es war zweimal menschliches Versagen. Wir haben zu wenig Boxenstopps geübt, da wir immer kleinere Probleme am Auto hatten!»
Publiziert: 26.03.2018 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:10 Uhr
Roger Benoit, Melbourne

Formel-1-Rennen werden leider immer mehr an den Boxen entschieden. Wie am Sonntag in Melbourne. Wer versagt oder zu langsam ist, wird dann auf der Strecke bestraft – oder scheidet wie Haas-Ferrari eben mit zwei nicht genug befestigten Rädern aus.

Zweimal an 4. Stelle liegend! Und innerhalb von vier Minuten. Vielleicht ist es einfacher, im WM-Final beim Fussball zwei Elfmeter innert vier Minuten zu verschiessen.

Günther Steiner: «Was sollen wir jetzt lange klagen. Die verantwortlichen Leute wissen, dass sie schuld sind, dass die Schlagschrauber mit der Radmutter und die Naben die gleichen sind wie 2017. Nein, es wird auch niemand entlassen. Vielleicht war einfach der Druck bei den zwei wichtigsten Boxenstopps seit unserem Einstieg 2016 zu gross. Wir müssen jetzt mit der gleichen Crew noch härter ­arbeiten. Das Auto ist sehr gut – und darum können wir optimistisch nach Bahrain und zu allen andern Rennen fliegen! Die sehr positiven Tests in Barcelona hatten ja auch uns alle überrascht!»

Haas-Chef Steiner sagt nach dem Boxen-Drama: «Es gibt keine Entlassungen.»
Foto: Getty Images
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Haas-Chef Steiner: «Wir müssen jetzt mit der gleichen Crew noch härter arbeiten.»
Foto: imago

Einer der versagenden Mechaniker, der sich natürlich am liebsten in Luft aufgelöst hätte, lief noch eine halbe Stunde ­später mit dem Helm durch die ­Garage und das Fahrerlager …

Das Haas-Debakel mit vielleicht 22 verschenkten WM-Punkten hat alle anderen Teams aufgeschreckt. Der doppelte Albtraum des Rivalen als eigene Motivation.

Sauber-Manager Beat Zehnder gestern zu BLICK: «Bei uns machen wir sicher über 1000 Boxenstopps im Jahr. Daheim in Hinwil durch den ganzen Winter, dann beim Testen sowie während und zwischen den WM-Rennen.» 

Da läuft jedes Mal die Stoppuhr. Reifenwechsel klar unter drei Sekunden sind bald die Norm. Wer vier oder fünf Sekunden braucht, muss eben noch mehr Reifenwechsel üben.

Frust und Trost

Die beiden Haas-Fahrer waren nach dem doppelten Drama am Boden zerstört. Der Däne Kevin Magnussen blickte im Motorhome versteinert in den TV-Kasten, als Vettel, Hamilton und Räikkönen zur Podest-Konferenz erschienen: «So ein Ende und dann diese TV-Bilder brechen dir das Herz. Melbourne hätte unsere grosse Stunde werden können!» 

Der Genfer Romain Grosjean, in 122 Rennen schon zehnmal auf dem Podest: «Ich hatte in der Formel 1 noch nie ein so gutes Auto. Das ist der einzige Trost an einem solchen schwarzen Sonntag!»

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Das meint BLICK-Benoit zum Technik-Wahn

Die «Fahrer» sitzen an den Boxen!

Solange die Telemetrie in der Formel 1 nicht abgeschafft wird, bleiben die Piloten die Marionetten der Boxen-Generäle. Die immer präzisere Datenübertragung nimmt den Rennen die Spannung.

Es war direkt eine Erlösung, dass für einmal die Software bei Mercedes wegen einer falschen Dateneingabe alles auf den Kopf stellte.

Der klar führende Hamilton wurde eingebremst («Reifen und Motor schonen»). Der Mercedes-Computer hatte ausgerechnet, dass Lewis auch bei einer virtuellen Safety Car Phase (die dann durch Grosjeans liegen gebliebenen Haas auch eintraf) vor Vettel bleibt! Also in einer Phase, wo den Fahrern im Cockpit für gewisse Abschnitte genaue Zeitangaben gezeigt werden. Beim normalen Safety Car müssen dann ja alle hinter dem SC-Auto hinterherfahren.

Der Millionen teure Mercedes-Computer narrte also Hamilton und krönte Ferrari. Der Weltmeister wunderte sich noch: «Man hat mir nichts von Vettels Boxenstopp gesagt. Ich hätte doch locker schneller fahren können!» Doch die wahren Chefs im Cockpit sitzen leider schon lange im Kommandostand.

Hamilton: «Wir verlassen uns in dieser komplexen Formel 1 auf die Computer und Daten. Ich würde lieber meinem Instinkt folgen!» So geht die Formel 1 in eine ungute Zukunft. Und kaum noch eine Strecke lässt die für die Fans so wichtigen Überholmanöver zu.

Jeder Hintermann versauert, weil ihm der Vordermann die dreckige Luft (Dirty Air) entgegenwirbelt. So ruiniert der Verfolger seine Reifen und überhitzt vor allem den Motor.

Melbourne war ein schreckliches Beispiel dafür. Obwohl Hamilton schneller als Sieger Vettel war, konnte er ihn am Ende nicht attackieren oder überholen. Das Gleiche galt für Ricciardo (4.) gegen Räikkönen, Verstappen (6.) gegen Alonso und Bottas (8.) gegen Hülkenberg.

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