Gerüchte und Mercedes-Show in Sao Paulo
Kubica oder Kvyat bei Williams – Wirbel bei Sauber!

Weltmeister Hamilton (32) hat 2008 hier in Brasilien seinen ersten WM-Titel geholt. Versucht er mit Mercedes seinen treuen Teamkollegen Bottas (nur 15 Punkte hinter Vettel) vielleicht sogar zum Vizechampion zu machen? Das Duo dominierte beide Trainings.
Publiziert: 10.11.2017 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:15 Uhr
Weltmeister Hamilton im Mercedes.
Foto: Lukas Gorys
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Roger Benoit, Sao Paulo

Der Finne war am Morgen im ersten Training von Sao Paulo nur 0,127 Sekunden hinter Hamilton. Am Nachmittag lag dann Bottas nur noch 0,048 hinter Tagessieger Hamilton.

Es dauerte am Morgen keine 20 Minuten, da hatten das Mercedes-Duo Bottas und Hamilton sowie Vettel im Ferrari schon mal die Pole-Zeit von Hamilton 2016 mit 1:10,736 klar unterboten. Nach den zweimal 90 Minuten hatten schon 12 Piloten die letztjährige Quali-Bestzeit unterboten.

Ja, die Formel 1 wird auch hier auf 800 Meter Höhe um über zwei Sekunden schneller als im Vorjahr sein. Nur lauter sind die Autos immer noch nicht geworden…

Quali: Alle jagen Mercedes

Nach der Titelentscheidung auf 2250 Metern in Mexiko hat sich das Bild an der Spitze natürlich nicht verschoben. Mercedes macht die Musik, Ferrari und Red Bull rasen mit mehr oder weniger Hoffnungen hinterher. Die Qualifikation am Samstag (TV live 17 Uhr MESZ) wird kaum Überraschungen bieten.

Gut: Russell und Leclerc

Bei Sauber-Ferrari durfte im ersten Training wieder der neue Stammpilot Charles Leclerc (20, Monaco) für Wehrlein ran. Bei Force India-Mercedes sass der Brite George Russell (19) erstmals an einem Grand-Prix-Weekend in einem Formel-1-Boliden. Russell wurde kürzlich GP3-Meister.

Erst am Nachmittag ersetzte dann der zweite Ferrari-Schützling neben Leclerc, Antonio Giovinazzi (23), im Haas-Ferrari den Dänen Magnussen. Den stärksten Eindruck hinterliessen Russell und Leclerc.

Wehrlein klagt Sauber an

Auch nach dem nicht ganz freiwilligen Abgang von Monisha Kaltenborn (45) ist in Hinwil offenbar immer noch keine grosse Ruhe eingekehrt. Und neues Öl ins Feuer schüttete jetzt Pascal Wehrlein (23), der am Ende Saison gehen muss. Er machte aus seinem Frust keine Mördergrube mehr, regte sich öffentlich darüber auf, dass ihm das Team zwar seit langer Zeit ein neues Chassis versprochen hat, dieses aber auch hier in Brasilien nicht zur Verfügung steht.

Die neue «Schnelligkeit» des Teams führt Wehrlein auf neue Motoren aus Maranello zurück. Dass in den letzten Rennen der Schwede Marcus Ericsson (seit 46 Rennen ohne Punkte) gegen Wehrlein plötzlich besser aussieht, hat sicher auch seine Gründe. Ericsson (18.) war im ersten Training jetzt 0,096 Sekunden langsamer als Leclerc. Am Nachmittag war auch Wehrlein (18.) schneller als Ericsson – um 0,132 Sekunden. Doch nach einem Dreher drehte der Schwede am Ende 26 Runden weniger als der Deutsche.

Jetzt muss Vasseur handeln

Im Zürcher Oberland sollte der neue, in vielen Rennserien erprobte Chef Frédéric Vasseur (49) langsam Nägel mit Köpfen machen – und zuerst einmal seine Fahrerpaarung 2018 offiziell bekanntgeben. Die internen Probleme sind sicher nicht so leicht zu lösen.

Doch bei den achttägigen Tests im Februar/März in Barcelona muss auch nach aussen Ruhe herrschen. Wenn man mit Wehrlein nicht mehr zufrieden ist, kann man ihn ja schon beim Finale am 26. Novemer in Abu Dhabi durch Leclerc ersetzen!

Wehrlein chancenlos?

Wehrleins letzte Option scheint  nun Williams-Mercedes. Doch der Silberpfeil-Schützling (wie Ocon und Russell) hat längst nicht mehr alle Sympathien auf seiner Seite. Grosse Hilfe darf er nicht mehr erwarten. Wie meistert der Deutsche (2015 noch DTM-Meister) diese neue Situation?

Bei Williams hofft man weiter auf das Sensations-Comeback des Polen Robert Kubica (32). Doch das Team will den Montreal-Sieger 2008 im Sauber-BMW nach dem Finale in Abu Dhabi nochmals testen. Andere reden sogar von einem Ausscheidungsrennen in der Wüste gegen Wehrlein. Ein Wunschgedanke?

Kubica will jetzt einen Vertrag

Klar, dass Kubica sich auf solche Spielchen nicht einlässt – und einen Vertrag vor dem letzten GP in Abu Dhabi fordert! Der Pole muss sicher sein, dass er eine Saison fahren kann. Denn schon nach dem ersten Grand Prix muss er wohl viel Geld an seine Versicherung zurükzahlen. Dieses Geld soll er seit seinem Rallye-Unfall im Februar 2011 als Lohnausfall erhalten haben!

Kvyat muss warten…

Williams hat offenbar schon einen Plan B, falls man die vielen offenen Fragen über die bei Kubica vielleicht auftretenden gesundheitlichen Probleme (rechte Hand fast gelähmt) nicht klären kann. Der Russe Daniil Kvyat, bei Red Bull und Toro Rosso ausgebildet, ist jetzt erste Wahl. Und der Mann, der sogar zweimal aufs Podest klettern durfte, soll auch das bei Williams nötige «Kleingeld» aus Russland mitbringen.

Toro Rosso im Stillstand

Am meisten Unruhe herrscht seit Wochen bei Toro Rosso (immerhin schon 53 Punkte) – und daran ist Renault mitschuldig! Zuerst haute Sainz zum französischen Werksteam ab, dann wurde Kvyat freigestellt. Jetzt ist man mit dem Franzosen Pierre Gasly (21) und Brendon Hartley unterwegs. Zusammen fuhren sie erst fünf WM-Rennen!

Der Neuseeländer bekam zum 28. Geburtstag am Freitag gleich nach drei Runden ein rauchendes Geschenk von Renault – kaputter Turbolader. Beim nächsten Turbo-Schaden haben die Franzosen keine Ersatzteile mehr. Und bei Gasly verreckte ein gestern eingebautes Energie-Rückgewinnungs-System aus dem Abgasstrom (MGU-H)…

Sauber dankt Renault…

Und da Hartley, Gasly und Ricciardo nochmals eine neue MGU-H einbauen müssen, bekommen sie für das Rennen am Sonntag (TV live 17 Uhr MESZ) momentan je zehn Strafplätze. Die beiden Sauber-Fahrer lassen schon jetzt danken.

In Mexiko hatten die sechs Autos mit dem Antriebsstrang von Renault fast ein Dutzend Schäden… Zum Glück erwischte es den Sieger nicht, Max Verstappen!

Wird Honda wirklich besser?

Toro Rosso muss 2018 übrigens mit Honda fahren – ob dann die Probleme im Heck kleiner werden? Seit ein paar Rennen kommen Alonso und Vandoorne mit dem McLaren-Honda wenigstens regelmässig ins Ziel… Das Team wechselt nach drei Jahren mit den Japanern mit grossen Hoffnungen – zu Renault! Bonne chance.

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