Buda-Test: Platz 4 beim Comeback
Kubica: Schock – dann 142 Runden!

Testende in Budapest – und Sommerpause! Robert Kubica (32) kam nach fast sieben Jahre Zwangspause stark im aktuellen Renault zurück. Die polnischen Medien jubeln wie seine Fans: 142 Runden mit nur einem Zwischenfall. «Ich habe Scheisse gebaut», so der Pole.
Publiziert: 02.08.2017 um 18:10 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:49 Uhr
Roger Benoit, Budapest

Was für ein Schock vor der ersten Runde! Genau als Kubica um 9.19 Uhr die Boxen im Renault mit der Startnummer 46 verlassen wollte, streifte er beim Garagen-Ausgang mit dem rechten Hinterrad die Mauer!

Und was passierte? Von oben knallte ihm das Namensschild von Hülkenberg auf den Heckflügel. Vielleicht wäre jenes von Palmer das bessere Omen für die weiter unbekannte Zukunft des Polen gewesen…

Robert macht alles mit links…

Der GP-Sieger von 2008 in Montreal (mit BMW-Sauber) zeigte dann sofort, dass er trotz seiner lädierten rechten Hand (18 mal operiert) immer noch tüchtig Gas geben kann. Alle Schaltwippen sind für ihn auf der linken Seite angebracht.

Robert Kubica winkt seinen Fans zu bei den Tests in Budapest.
Foto: KEY
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Der seit Jahren in Monte Carlo lebende Pole drehte allein bis zur Mittagspause auf dem 4,3 km langen Kurs fast unheimliche 74 Runden – vier mehr als beim GP! Am Nachmittag wurde er nach weiteren 68 Runden nochmals schneller – 1:18,572. Was Kubica zu seinem Test-Comeback sagt, lesen Sie unten!

Kubica mit Supersoft

Als nicht ganz fairer Vergleich die Quali-Zeit von Hülkenberg (Renault) am letzten Samstag – 1:17,468. Aber hier auch jene von Palmer – 1:18,415… Nun, Kubica war mit Ultra Soft unterwegs, die Formel 1 hatte nur Supersoft und Soft zur Verfügung! Der Unterschied, so Pirelli, zwischen drei und vier Zehntel!

Klar, dass ihn die polnischen Medien trotzdem bereits beim GP von Belgien (27. August) im gelbschwarzen Werksauto sehen wollen. Doch den Briten  Jolyon Palmer (26), der sich mit einigen Millionen eingekauft hatte, wird man bei Renault nicht so einfach los. Da müssten – wie früher bei Sauber – die Gerichte bemüht werden.

Neunmal als Freitags-Fahrer?

Bekommt Kubica (wie bereits in Valencia und Le Castellet) nochmals eine Chance zum Testen in einem alten Formel-1-Auto? Denn die nächsten offiziellen Formel-1-Tests steigen erst nach dem Finale in Abu Dhabi Ende November.

Doch es gibt ja die Chance, den Polen ab Spa für die letzten neun Rennen jeweils am Freitagmorgen (90 Minuten) in den Renault zu setzen. Da würde der Mann ohne Grenzen wirklich seine Grenzen ausloten können – zeitmässig und im dichten Verkehr mit den andern Formel-1-Stars.

Ehrgeiz die erste Motivation

Denn hier war Kubica meist allein unterwegs, musste kaum einmal einen Fahrer überholen – oder wurde selbst ausgebremst. Der Ehrgeiz wird den WM-Vierten vor neun Jahren natürlich weiter begleiten. Das Problem sind nicht die Fitness oder die schnellen Runden, sondern die Konstanz über eine Grand-Prix-Dauer von rund 100 Minuten und über 300 Kilometer. Und die grosse Frage: Wieviel Vertrauen hat Renault wirklich in den Superstar von gestern?

Vettel: Spass nach 50. GP

Gleich hellwach war um 9 Uhr Sebastian Vettel (30) im Ferrari. Drei Tage nach seinem Ungarn-Sieg an gleicher Stätte brauchte der Deutsche nur neun Runden, um die Dienstag-Bestzeit von Ferrari-Ersatzmann Charles Leclerc (19, Monaco) um einen Zehntel zu unterbieten – 1:17,646.

Kurz darauf verbesserte er sich locker auf 1:17,142. Ein wahrer Champion! Vettel fuhr am Sonntag übrigens seinen 50. Grand Prix für Ferrari (bisher sieben Siege).

Kimi: Test ohne Reiz

Nach 40 Runden machte Vettel hier um 11.20 Uhr Schluss – und übergab das Auto an Kimi. Der Finne, der sich immer noch ärgert, dass er am letzten Samstag hier die Pole-Position (und dadurch den Sieg?) verschenkte, liess es gemütlich angehen, teste brav alle Teile, die  man ihm anschraubte. Neuer Unterboden, andere Flügel und immer dazu verschiedene Reifen. Etwas Langweiligeres kann sich kein Fahrer vorstellen.

Matsushita dank Kaltenborn

Ferrari-Tester Leclerc gilt ja für 2018 als heissester Nachfolger für Pascal Werhrlein bei Sauber. Die Hinwiler setzten am Mittwoch den Japaner Nobuharu Matsushita (23) ein. Er ist praktisch das «Abschiedsgeschenk» von Ex-CEO Monisha Kaltenborn (46).  Als sie  noch den Honda-Deal einfädelte, war diese Testfahrt von Matsushita wohl ein Teil davon.

Der Asiate hat hier am letzten Sonntag das Formel-2-Rennen gewonnen. Und mit Claire Williams (40), im achten Monat schwanger, hat die Formel 1 seit sechs Wochen nur noch eine Teamchefin. Das wird nach Kaltenborns Abgang oft verschwiegen oder vergessen!

Sauber: Ausser Spesen…

Matsushita kam trotz 111 Runden nicht über den letzten Platz hinaus. Bilanz: Weder Malja (108 Runden) noch Matsushita (121 Runden) haben den C36 auf jeweils dem letzten Platz einen Schritt nach vorne gebracht. Was ja auch niemand erwartet hatte.

Und die Fans wissen es schon lange: Erst der C37 wird bei den ersten Tests 2018 in Spanien  erste Hinweise auf die Zukunft des Teams geben können. Zu grosser Optimismus ist (noch) nicht abgebracht. Ein Geduldspiel, das bis 2019 oder länger dauern könnte! 

Achtung auf Lando Norris (17)

Bei McLaren-Honda bekam der erst 17jährige Lando Norris eine Chance. Und der Brite nutzte sie in dem Team, das beim GP Ungarn erstmals 2017 beide Autos in die Top Ten brachte. Der Formel-3-Pilot steht nach seinem Sensations-Auftritt (zweiter Platz) jetzt sicher nicht nur bei McLaren auf der Zukunfstliste. «Ein echt guter Mann», lobte selbst der sehr kritische Toro Rosso-Chef Franz Tost.

Kommt Toro Rosso-Honda?

Der Österreicher dementierte gestern gegenüber BLICK nicht, dass die Japaner von Honda im italienischen Werk von Toro Rosso in Faenza bald einziehen. Tost: «Alles offen!» Vor allem der grosse Bruder Red Bull ist an diesem Deal von Toro Rosso interessiert, nachdem sich ja Sauber und Honda kürzlich wieder getrennt haben. Sollte nämlich Honda (mit dem Schweizer Berater Mario Illien) weiter so grosse PS-Fortschritte machen, dann würden die Japaner ab 2019 plötzlich auch für Red Bull als Motorenpartner ein heisses Thema.

Austria hofft auf Auer

Auch der Tiroler Lucas Auer (22), dessen Onkel Gerhard Berger hier die Fahrten seines Neffen verfolgt,  hat jetzt im Force India-Mercedes schon mal seine Visitenkarte in der Formel 1 abgegeben. Der dreifache DTM-Sieger («In der Formel 1 kannst du bei jeder Kurve 25 Meter später bremsen») hofft auf eine baldige Chance. Aber die meisten Formel-1-Teams sind für 2018 schon besetzt. Seit Abu Dhabi 2010 (Klien) wartet Austria wieder auf einen Formel-1-Piloten…

Keine Budget-Obergrenze

Bei Mercedes sah man George Russell (19) mit dem Halo («Heiligenschein») herumfahren. Das Team der Silberpfeile mit 57 Siegen in der Hybrid-Ära seit 2014 (70 Rennen) überlässt für nächste Saison nichts dem Zufall. Da wird fast jeden Tag weiterentwickelt, gebaut und im Werk getestet –von einer von einigen Teams verlangten Budget-Obergrenze redet schon lange keiner mehr. Die Schlacht der grossen Werke verschlingt bereits gegen 500 Millionen Euro im Jahr. Pro Hersteller! Und der Trend geht nach oben.

Halbzeit-Sieger: Force India

Trotzdem grüsst vor den zweiwöchigen Formel-1-Zwangsferien (ab Freitag) Force India-Mercedes mit 101 Punkten als WM-Vierter. Das Team mit Pérez und Ocon hat nach der Sauber-Rettung vor über einem Jahr jetzt neben Haas-Ferrari sicher das kleinste Budget im Feld!

Die Stimmen zum BudaTest

Robert Kubica (Renault): «Ich habe heute grosse Scheisse gebaut! Ich war so konzentriert, dass ich nicht jemanden vor mir überfahre, dass ich die Leute hinter mir vergass. Aber naja, das war der einzige Fehler an diesem Tag – das ist das Positive daran. Es war aber ein sehr produktiver Tag – sowohl für mich, als auch für das Team. Es war ziemlich heiss hinter dem Steuer. Die anderen sind echt schnell. Diese Autos haben nichts mehr mit jenen zu tun, die ich damals fuhr. Daher ist es normal, dass ich etwas Zeit brauchte, um mich anzupassen. Natürlich will man immer mehr, aber man muss realistisch bleiben. Ungarn ist eine schwierige Strecke. Nico Hülkenberg sagte mir, wenn ich hier fahren kann, kann ich überall fahren. Aber es war für alle hart heute hinter dem Steuer. Mein Fitness-Level ist gut, was ein gutes Zeichen ist. Ich bin also glücklich, wenn auch nicht 100 Prozent.»

Nobuharu Matsushita (Sauber): «Das war ein sehr interessanter Tag für mich. Ich habe 121 Runden absolviert, so viel wie noch nie an einem Tag in einem Formel-1-Auto. Das war fantastisch. Der Anpressdruck ist hier viel höher, als ich es von der Formel 2 gewohnt bin. Und die Möglichkeit, so spät bremsen zu können fühlte sich grossartig an. Ich habe heute viel gelernt und bin überglücklich, dass ich an diesem Test teilnehmen durfte.»
 

Test-Resultate, Ungarn II

(4,3 km, sonnig, 35 Grad)

1. Vettel (Ferrari) 1:17,124

2. Norris (McLaren) 1:17,385

3. Räikkönen (Ferrari) 1:17,842

4. Kubica (Renault) 1:18,572

5. Sainz (Toro Rosso) 1:18,850

6. Kvyat (Toro Rosso) 1:19,116

7. Auer (Force India) 1:19,242

8. Russell (Mercedes) 1:19,391

9. Mazepin (Force India) 1:19,692

10. Gasly (Red Bull) 1:20,337

11. Ghiotto (Williams) 1:20,414

12. Ferrucci (Haas) 1:20,994

13. Matsushita (Sauber) 1:21,998

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