Beinamputierter Billy in Silverstone
Hamilton zeigt Herz – Bottas fünf Startplätze zurück

Die Formel 1 ist auf dem früheren Kriesgflughafen von Silverstone unterwegs. Bei windigen 16 Grad. Und Lewis Hamilton, nur von Bottas geschlagen, zeigte einmal mehr sein grosses Herz: Er lud Billy Monger (18) für drei Tage als Gast bei Mercedes ein.
Publiziert: 14.07.2017 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:25 Uhr
Der beinamputierte Billy Monger wurde in die Mercedes-Garage eingeladen.
Foto: Lukas Gorys
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Roger Benoit, Silverstone

Am Freitagabend dann die Schock-Nachricht für alle Bottas-Fans: Beim Finnen muss das Getriebe unerlaubterweise (nicht in der 6-Rennen-Regel) ersetzt werden.

Somit muss Bottas am Sonntag beim GP Grossbritannien fünf Startplätze zurück. Das gleiche Schicksal hat ja vor einer Woche in Österreich seinen Teamkollegen Hamilton ereilt.

Das Drama um Billy

Die ganze Sportwelt erfuhr am 16. April 2017 vom bösen Unfall des britischen Formel-4-Piloten in Donington. Damals knallte Monger einem Gegner ins Heck und zerschmetterte sich dabei beide Beine: Amputation.

Sofort wurde weltweit Geld für den armen Jungen gesammelt. Auch Hamilton, Verstappen, Hülkenberg und Button leisteten sofort eine finanzielle Ersthilfe für die nötigen Operationen. Nach zwei Wochen kamen mit dem Crowdfunding weit über eine Million Euro zusammen.

«Euch verdanke ich mein Leben, meinen neuen Mut und die Motivation», sagte Billy, der im November wieder in einen Rennwagen mit Lenkrad-Schaltung (Gas und Bremse) unterwegs sein wird.

Noch fällt es Billy sichtlich schwer, etwas zu lachen. Doch die grosse Anteilnahme im Fahrerlager tat ihm sichtlich gut.

Andere Menschen hinter den Boxen waren genau so wichtig – die vielen Polizisten mit ihren «Bombenhunden». England ist nicht nur seit den letzten Wochen ständig in Alarmbereitschaft. Die Sicherheit bei sportlichen Grossereignissen (wie auch beim kaum 80 Kilometer entfernten Wimbledon-Turnier) hat Vorrang.

Vettel: «Als würde man schielen»

Auf der 5,891 km langen Strecke kam es gleich um 9 Uhr morgens zu einer Premiere: WM-Leader Vettel testete im Ferrari als erster Fahrer offiziell die neue Windschtzscheibe (Shields) für nächstes Jahr. Ein 6 Kilogramm schweres Unding, das mit der Befestigung rund 8 Kilogramm wiegt.

Schön sieht es nicht aus, aber immerhin klar eleganter als dieser unselige Heiligenschein (Halo), den die Fahrer kürzlich zu Grabe getragen haben.

Vettel drehte mit dem «Shields» nur eine Runde. Die Sicht war offenbar nicht besonders gut: «Es war als würde man beim Geradeausfahren schielen», gab Vettel zu.

Achtung, Becketts…

Nun, kurz darauf drehte sich Vettel in Becketts, einer dieser heissen und superschnellen  Rechtskurve. Er konnte aber den roten Boliden bei über Tempo 200 rauchend wieder unter Kontrolle bringen... dies gelang am Nachmittag dort auch seinem finnischen Freund Kimi Räikkönen.

Mercedes gibt Ton an

Bereits nach einer halben Stunde blieben die erneut favorisierten Silberpfeile unter der 1:30er-Grenze. Mercedes gewann hier mit Hamilton (3) und Rosberg (1) die letzten vier WM-Rennen!

Nach 50 Minuten wurde die letztjährige Pole-Zeit von Hamilton (1:29,287) unterboten – durch den zweifachen Saisongewinner Valtteri Bottas mit 1:29,106. Hamilton konterte nur mit 1:29,184. Der Brite weiss, dass ihm der finnische Teamkollege schon dieses Jahr gefährlich werden kann. Der WM-Stand: 1. Vettel 171, 2. Hamilton 151, 3. Bottas 136…

Am Nachmittag das gleiche Bild: Bottas vor Hamilton. Am Morgen waren es 0,078 Sekunden, im zweiten Training lag der Österreich-Sieger noch 0,047 vorne. Dahinter das Ferrari-Duo (Räikkönen vor Vettel) und das Red Bull-Paar (Verstappen vor Ricciardo)

Ferrari fördert Giovinazzi

Bei Haas-Ferrari sahen wir einen alten Bekannten für 90 Minuten als Magnussen-Ersatz: Antonio Giovinazzi (23). Der Italiener, Ersatzfahrer bei Ferrari, hatte ja 2017 in den ersten zwei Rennen bei Sauber den verletzten Pascal Wehrlein ersetzt – und in Australien mit Platz 12 alle überrascht. Giovinazzi wird dieses Jahr noch sechsmal als Freitagsfahrer eingesetzt! Und für 2018 sucht Ferrari für ihn oder GP2-Leader Charles Leclerc ein Formel-1-Cockpit.

Die Schweizer Seile…

Ärger gab es vor dem Training. Die FIA hatte am Donnerstag (endlich) entdeckt, dass Toro Rosso offenbar seit Jahren mit verknoteten Seilen, die die Räder befestigen, herumfahren. Verboten, aber die Schweizer Firma C. liefern diese Befestigungsseile immer so ab ihrem Werk! Eine Strafe gab es (noch) nicht, weil Toro Rosso die Sache nothelfermässig verbessert und die Seile erneuert hat.

Sauber: Wunder in Ungarn?

Bei Sauber (wo Teamchef Vasseur am nächsten Montag beginnt) wartet alles ungeduldig auf den GP Ungarn am 30. Juli in Mogyorod bei Budapest. Dort soll laut Wehrlein mit vielen Updates «gleich eine Sekunde gewonnen werden.» Das sagte der Deutsche dem «Motorsport-Magazin». Da sind nicht nur die Fans gespannt. Wie die andern Teams. Denn eine Sekunde Verbesserung hat bis jetzt noch kaum ein Team auf einen Schlag geschafft. Und selbst bei Sauber zweifelt man an dieser doch sehr optimistischen Wehrlein-Aussage…

Die sichere «positive» Meldung für die Hinwiler, erneut auf den zwei letzten Plätzen in beiden Trainings: Alonso hat im McLaren-Honda für den zehnten WM-Lauf bis jetzt 5 Strafplätze auf dem Konto (Batterie wechseln). Alonso: «Aber wir werden noch mehr Elemente tauschen, damit wir in Ungarn straffrei sind!» Das heisst, der Spanier wird in Silverstone aus der letzten Reihe starten…

McLaren-Honda: Auf gehts!

Allerdings sind bei der Motoren-Entwicklung von Honda klare Verbesserungen erkennbar. Alonso und Vandoorne haben sich mit jetzt noch rund 50 PS weniger als Mercedes/Ferrari ins Mittelfeld abgesetzt. Platz 8 und 10 am Morgen, die Positionen 9 und 16 am Nachmittag. McLaren kann etwas aufatmen.

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Resultate des 1. Trainings

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Resultate des 2. Trainings

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