3 Punkte könnten Vettel die WM vermiesen
Rächt sich der Ferrari-Verzicht auf Stallorder?

Räikkönen Zweiter, Vettel Dritter. Ferrari verzichtet in Spielberg auf eine Stallorder, sie war nicht einmal ein Thema. Wegen den bösen Erinnerungen an 2002?
Publiziert: 02.07.2018 um 11:55 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2018 um 16:05 Uhr
Roger Benoit und Stefan Meier

Es geschah in Österreich 2002. Der jetzige Fia-Präsident Jean Todt funkt als Ferrari-General Leader Barrichello ins Cockpit: «Let Michael pass for the championship!» Lass Schumi vorbei für den WM-Titel. Es war die ultimative Demütigung für den Brasilianer. Die Teamorder damals ein Skandal – und auch heute noch ein sensibles Thema.

Vielleicht ist die «Mutter aller Stallorder» der Grund, weshalb Ferrari in Spielberg am Sonntag darauf verzichtete. Während Max Verstappen siegte, holte Ferrari-Oldie Kimi Räikkönen (38) hinter ihm Rang zwei. Noch vor Teamkollege Sebastian Vettel, der gegen Lewis Hamilton um den Titel kämpft.

Räikkönen, ohnehin schon angefressen weil er eine mögliche «Entlassung» aus den Medien erfahren musste, hätte den Funkspruch gestern sicher überhört. Trotzdem könnten diese drei Punkte, die Vettel mit Rang zwei mehr gewonnen hätte, am Ende die WM zu Gunsten von Hamilton entscheiden. 146:145 stehts momentan für Vettel.

Vettel zur Stallorder-Frage: «Nein, warum?»

Doch trotz des engen WM-Duells: Eine Stallorder sei gestern bei Ferrari nicht einmal ein Thema gewesen. Vettel wurde gefragt, ob ein Platzwechsel in Erwägung gezogen worden sei. Sein knappe Antwort: «Nein, warum?»

Bei Barrichello damals war es noch anders. Rundenlang wurde über Funk diskutiert, der Brasilianer hat sich gewehrt. Bis zum entscheidenden Funkspruch. «Ich habe vor Wut gekotzt», sagt Barrichello rückblickend. «Wir als Brasilianer sollten stolz darauf sein, dass es nichts war, was ich in dem Moment wollte.»

Gestern herrschte also stillschweigender Konsens. «Kimi hat alles gemacht, was er konnte. Ich habe versucht, beide zu jagen», erzählt Vettel. «Kimi hat so hart gepusht wie er konnte. Und ich habe so hart gepusht wie ich konnte. Wie kamen beide näher ran, aber es war nicht genug.»

Mercedes hat Thema ausdiskutiert

Auch Mercedes will zumindest vorläufig auf eine Stallorder verzichten. Um einem Drama vorzubeugen, wurde das Thema intern eingehend diskutiert, erzählt Toto Wolff. «Wir sind erst beim neunten Rennen, es liegen noch viele weitere vor uns. Wir schulden es den Fans, ausserdem ist unsere Herangehensweise ohnehin so, dass wir nicht schon im Juni oder Juli mit solchen Spielchen anfangen.»

Anders sieht es aus, wenn es im letzten Saisondrittel um die Wurst geht. Dann würde bei Mercedes das Thema Stallorder wieder aufkommen – und auch bei Ferrari würde es sicher zu Diskussionen kommen.

Bei Sauber hiess es: «Tauscht wieder die Plätze!»

Übrigens war in Spielberg auch bei Sauber das Thema aktuell. Als Leclerc und Ericsson den Franzosen Gasly im Toro Rosso überholten und kurz vor Schluss plötzlich in den Punkten lagen, bat der schnellere Ericsson um einen Platzabtausch, um vielleicht noch Alonso zu überholen.

Chef Vasseur reagierte schnell – und schon stieg Leclerc vom Gas, liess Ericsson vorbei. Als dieser Alonso aber nicht ernsthaft angreifen konnte, kam erneut Vasseur ins Spiel: «Tauscht wieder die Plätze!» Der Chef zu BLICK: «Das war alles politisch korrekt! Wir lassen da keine Unruhe ins Team kommen!»

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