Es geht um Milliarden
Wie der Krypto-Hype die Sportwelt erobert

Man sieht sie fast bei jedem grossen Sportanlass: die Werbung für Krypto-Unternehmen. Die digitale Währung verzeichnete in den letzten Jahren einen Boom. Davon profitiert nun auch die Sportwelt im grossen Stil.
Publiziert: 02.01.2022 um 01:54 Uhr
|
Aktualisiert: 26.01.2022 um 09:40 Uhr
Sven Micossé

Beim packenden Formel-1-Finale vor einigen Wochen waren die Augen vor allem auf zwei Piloten gerichtet: Lewis Hamilton und Max Verstappen. Die Fans schauten den beiden Runde für Runde zu, wie sie den Titel unter sich ausmachten. Und Runde für Runde tauchte auf den TV-Geräten auch das grosse Werbebanner von Crypto.com auf, einer Handelsbörse für Kryptowährungen.

Das digitale Geld ist Mainstream geworden, und vereinzelt kann mit Bitcoin, Ethereum und Co. bereits im Alltag gezahlt werden. Nun hält der Krypto-Hype auch in der Sportwelt Einzug. Kaum ein Sportanlass geht mehr ohne Werbung einer Krypto-Tauschbörse oder -währung über die Bühne: neben der Formel 1 auch in der NBA, NFL, UFC und im Fussball. Dabei spielen grosse Geldsummen eine tragende Rolle.

Das sind Kryptowährungen

Eine Kryptowährung ist eine verschlüsselte digitale Währung. Alle Daten zu Besitzern und Zahlungen werden verschlüsselt auf mehreren Tausend Servern gleichzeitig gespeichert. Jede neue Transaktion wird an die bereits bestehenden angehängt. Dieses System nennt sich Blockchain und macht es fast unmöglich, Transaktionen zu fälschen.

Somit benötigt das digitale Geld keine Banken mehr, die Inhaber werden selber zur Finanzanstalt. Es gibt somit kein zentrales Organ, das Geldfluss und Währung kontrolliert. Die Käufer behalten die Aufsicht, die Sicherheit des Vermögens liegt aber in ihrer Verantwortung.

Mittlerweile gibts über 3000 Kryptowährungen. Bitcoin ist die erste Kryptowährung und gleichwohl die bekannteste. Aber auch Ethereum, Ripple oder Litecoin werden immer populärer.

Eine Kryptowährung ist eine verschlüsselte digitale Währung. Alle Daten zu Besitzern und Zahlungen werden verschlüsselt auf mehreren Tausend Servern gleichzeitig gespeichert. Jede neue Transaktion wird an die bereits bestehenden angehängt. Dieses System nennt sich Blockchain und macht es fast unmöglich, Transaktionen zu fälschen.

Somit benötigt das digitale Geld keine Banken mehr, die Inhaber werden selber zur Finanzanstalt. Es gibt somit kein zentrales Organ, das Geldfluss und Währung kontrolliert. Die Käufer behalten die Aufsicht, die Sicherheit des Vermögens liegt aber in ihrer Verantwortung.

Mittlerweile gibts über 3000 Kryptowährungen. Bitcoin ist die erste Kryptowährung und gleichwohl die bekannteste. Aber auch Ethereum, Ripple oder Litecoin werden immer populärer.

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Beim packenden Formel-1-Finale vor einigen Wochen war Runde für Runde die Werbung einer Krypto-Plattform zu sehen.
Foto: Lukas Gorys
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«Ich bin überrascht, dass der Sport nicht früher auf Kryptowährungen gesetzt hat», sagt Krypto-Experte Daniel Diemers. Die Corona-Pandemie hat hierbei wie ein Verstärker gewirkt. Sport-Organisationen müssen massive Finanzlöcher stopfen. Und so kommt der digitale Rubel genau zum richtigen Zeitpunkt angerollt. Auch für die Krypto-Unternehmen lohnen sich die Kooperationen mit dem Sport: «Er ist ein gutes Fenster. Sie können mit dem Sport mehr Kunden erreichen.»

700 Millionen Dollar fürs Staples Center

Das ist beispielsweise Crypto.com viel Geld wert – sehr viel. So wird die Handelsplattform 700 Millionen US-Dollar für die Namensrechte des Staples Center in Los Angeles berappen. Die Heimstätte der L.A. Lakers und L.A. Kings wird die nächsten 20 Jahre Crypto.com Arena heissen. Gemäss der «L.A. Times» handle es sich um das grösste Namenssponsoring der Geschichte.

Nur einige Monate vor Bekanntwerden des Deals ging die Formel 1 einen Vertrag über 100 Millionen US-Dollar mit der Crypto.com ein. Daraus entstand auch der neue Überholmanöver-Award, den Sebastian Vettel (132 Manöver) einheimste.

Die Trikotsponsoren sind für Fussballvereine eine grosse Einnahmequelle. 26 Jahre lang prangte zum Beispiel der Schriftzug der Reifenmarke Pirelli auf der Brust der Spieler von Inter Mailand. Seit dieser Saison ist damit Schluss. Nun steht der Schriftzug ihres Fan-Tokens drauf. Die Nerazzurri bewerben somit – wie auch der spanische Verein Valencia – ihre eigene Kryptowährung.

Fans sollen mitbestimmen

Der Fussballkosmos möchte mit der Zeit gehen, aber gleichzeitig die pandemiebedingten Einbussen kompensieren. Um die Löcher in den Kassen zu stopfen, verkaufen grosse Fussballklubs eigene Kryptowährungen – auch unter dem Namen Fan-Token bekannt.

Solche Fan-Token sind nicht mit Aktien gleichzusetzen. Eine Gewinnbeteiligung gibt es keine, sie sollen aber die Fans näher zu den Klubs bringen. So dürfen Token-Besitzer bei gewissen Entscheiden mitbestimmen. Zum Beispiel welche Tor-Musik im Stadion gespielt wird oder welche Botschaft in der Spielerkabine stehen soll. Und ihre Besitzer bekommen auch die Möglichkeit, bestimmte Sonderangebote ihres Klubs zu nützen.

Zahlreiche Fussballklubs wie Barcelona, Paris Saint-Germain, Juventus haben bereits Fan-Token herausgegeben. Aber auch Organisationen wie der Davis Cup, die UFC oder die Formel-1-Rennställe Alfa-Sauber und Aston Martin. Serienmeister YB ist dabei der erste und bisher einzige deutschsprachige Verein auf der Liste.

«Mittels der Token kann Geld eingenommen werden – wie bei einem Crowdfunding», so Diemers. Doch die klassischen Einnahmequellen wie Ticketing und Sponsoring werden damit noch nicht verdrängt.

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YB-Token fast 760'000 Euro wert

Den Bernern sei es ohnehin nicht ums Geld gegangen: «Wir finden das Medium mit den Abstimmungen toll. Diese Entscheidungen müssen im Verein sowieso gefällt werden, da können wir es genauso gut den Fans überlassen», sagt Reto Steffen, der Chief Digital Officer von YB. Aktuell liegt der Wert eines YB-Tokens bei rund 70 Cent, was einen Gesamtwert für alle bisher verkauften YB-Tokens von 760'000 Euro ergibt.

Einer BBC-Studie zufolge seien bereits 300 Millionen Euro für Fan-Token ausgegeben worden. Dem Vernehmen nach soll rund die Hälfte der Verkaufserlöse an die Vereine gehen. Barça zum Beispiel habe rund eine Million Euro eingenommen – nur eine Stunde nachdem der Verkauf ihres Tokens losging.

Einige Vereine nutzen die Fan-Währungen als Spekulationsobjekt. So werden beispielsweise die Tokens von Juventus und PSG auf gängigen Krypto-Plattformen gehandelt. Events aus der realen Fussballwelt haben natürlich einen Einfluss auf ihren Wert, was sich zum Beispiel beim Transfer von Superstar Lionel Messi zeigte, als der PSG-Kurs stark anstieg.

Foto: Blick Grafik

Auch wenn die Kryptowährung von YB nicht auf allen Plattformen gehandelt wird, verzeichnet auch sie Kursschwankungen. Bestes Beispiel: Zwei Tage nach dem sensationellen Sieg gegen Manchester United (2:1) in der Champions League verdreifachte sich der Wert des Tokens.

Foto: Blick Grafik

Sportler werden in Kryptos bezahlt

Messi erhielt einen Teil seiner Provision für seinen ablösefreien Wechsel zu PSG in Form der hauseigenen Fan-Token. In Übersee sind sie schon einen Schritt weiter. In der NFL lassen bereits vereinzelte Profis ihre Löhne in Kryptos umwandeln. Football-Superstar Odell Beckham Jr. tauscht sein Salär in Bitcoin um, und Tom Brady hat öffentlich gemacht, gerne einen Teil seines Mega-Lohns von 25 Millionen US-Dollar teilweise in Kryptos zu beziehen.

Besonders Ligen in den USA scheinen diesen Trend zu unterstützen. Aber es gibt auch Organisationen, denen diese Entwicklung Sorgen macht. So hat die englische Premier League angekündigt, die zunehmende Anzahl an Deals mit Krypto-Firmen zu untersuchen. 17 der 20 britischen Erstligisten sind schon mindestens eine solche Vereinbarung eingegangen. Den Skeptikern zu denken gibt, dass die Digitalwährung nicht staatlich reguliert ist.

Viele Finanzexperten warnen auch, dass der Wert der Kryptowährungen über Nacht verpuffen kann. Was würde dies für die daran beteiligte Sportwelt bedeuten? Diemers: «Für die Klubs sind Kursschwankungen weniger relevant, weil sie die Kryptos in herkömmliches Geld umwandeln lassen.»

Nicht unumstrittene Entwicklung

Nicht nur die Schwankungen der digitalen Währungen wird von Kritikern an den Pranger gestellt, auch die unzureichenden Vorteile der Fan-Token. «Am Schluss muss jeder selbst wissen, wie er sein Geld ausgibt. Wichtig ist aber, dass Minderjährige geschützt werden», meint Diemers.

Einer der grössten Kritikpunkte an Kryptowährungen ist aber der massive Energieverbrauch. Ein Beispiel: Die Universität Cambridge schätzt, dass das Entwickeln der Bitcoins pro Jahr mehr Energie verbraucht, als ganz Holland beansprucht. Dies weil enorme Rechenleistungen nötig sind. IT-Experte Alex de Vries beschäftigt sich seit Jahren mit dem immensen Energieverschleiss der Kryptos. Der Holländer setzt seine Hoffnung aber in eine aufkommende neue Art, die Währung herzustellen. «Sie reduziert den Energiebedarf fast vollständig», so de Vries gegenüber der «Zeit».

In einer finanziell schwierigen Zeit hat sich für die Sportwelt eine neue Möglichkeit der Finanzierung und Fanbeziehung eröffnet. Wie lange der Krypto-Hype anhalten wird, ist nicht absehbar.

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