Philippe Furrer ist der neue Rottaris
«Ich will die Begeisterung transportieren»

Eigentlich befindet sich Philippe Furrer seit dem Playoff-Aus mit Fribourg im Hockey-Ruhestand. Doch er ist weiterhin mittendrin. An der WM überzeugt der frühere Nati-Verteidiger als neuer Co-Kommentator für SRF.
Publiziert: 26.05.2022 um 18:27 Uhr
Grégory Beaud und Marcel Allemann

Am Morgen vor den Schweizer Spielen beobachtet in Helsinki jeweils ein aufmerksamer Zuschauer das Warm-Up von der Tribüne aus: Philippe Furrer. Der ehemalige Verteidiger ist eigentlich seit einem Monat im Hockey-Ruhestand – aber ist dem Sport trotzdem erhalten geblieben. Als Nachfolger von Mario Rottaris kommentiert er die Schweizer Spiele an der Seite von Reto Müller für SRF. «Das ist eine tolle Gelegenheit für mich», sagt Furrer. Ich hatte schon immer den Wunsch, eine WM auch mal anders zu erleben als mit der Mannschaft.»

«Emotionaler als auf dem Eis»

Sechs Weltmeisterschaften hat der Berner als Spieler auf dem Buckel. Nun findet er sich in einer neuen Rolle an seiner siebten WM wieder. «Es macht Spass, hier zu sein», zeigt sich der 36-Jährige begeistert. Die Partie gegen Kasachstan war Furrers Vor-Ort-Premiere, die ersten beiden Matches hatte er noch aus dem Studio begleitet. «Die Spiele im Stadion sind sehr intensiv. Um ehrlich zu sein, habe ich bei den Schweizer Toren fast mehr Emotionen erlebt als früher als Spieler», sagt er mit einem breiten Lachen.

Doch ist Furrer als frischgebackener Hockey Rentner nicht immer noch fast zu nahe dran, um das Spiel für die Zuschauer zu analysieren? Furrer dazu: «Das ist eine Herausforderung, klar. Wenn es zu technisch wird, versuche ich sofort eine Erklärung zu liefern. Mein Ziel ist es, meine Leidenschaft fürs Eishockey zu vermitteln.»

Philippe Furrer hat einen neuen Platz in der Eishalle entdeckt, der höher liegt als zuvor.
Foto: keystone-sda.ch
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Ob es mit SRF weitergeht, ist offen

Der Anruf von SRF kam für Furrer überraschend. «Ich kann mich noch gut daran erinnern. Das war am 15. Dezember des letzten Jahres. Am Vormittag hatte ich den Entschluss gefasst, meine Karriere nach der Saison zu beenden. Am Nachmittag wurde ich kontaktiert. Welch ein Zufall!»

Er hörte sich das Angebot an und beriet sich anschliessend mit seiner Frau. «Sie hat gelacht und gemeint, dass ich gerade meine Karriere beende und schon wieder ins Stadion zurück will. Aber ich habe grosses Glück – sie freut sich, dass ich diese Erfahrung in vollen Zügen geniessen kann.»

Zumal er sich bewusst ist, dass das Engagement von kurzer Dauer ist. «Ich möchte kein Mandat, das mich jede Woche zwei oder drei Tage in Anspruch nimmt», stellt der in Murten lebende Vater dreier Töchter klar. Denn nach der WM steigt Furrer vollumfänglich ins Immobiliengeschäft ein. Bei SRF verpflichtet hat er sich nur für diese drei Wochen. Wird es an der WM 2023 eine Fortsetzung geben? Furrer: «Darüber haben wir bisher noch nicht gesprochen.»

Beim ersten Silber-Wunder dabei

Die Begeisterung, mit der Furrer seinen Temporär-Job erfüllt, erfreut auch viele Zuschauer. Er überzeugt mit seinem Insider-Wissen, seiner Sprache, seiner klaren Ansage, seiner Lebendigkeit, seiner Selbstironie und stets auch mit einer Prise Humor. «Es freut mich, das zu hören», sagt Furrer zum positiven Feedback. «Aber während meiner ganzen Karriere habe ich immer versucht, mich ständig zu verbessern. Also hoffe ich, dass ich auch kritisiert werde, damit ich mich in dieser neuen Rolle weiterentwickeln kann.»

Taktisch geht Furrer als Experte wie folgt vor: «Ich möchte versuchen, die Begeisterung zu transportieren. Das schliesst Kritik nicht aus, aber ich finde es wichtig, die positiven Sachen hervorzuheben und nicht die negativen. So habe ich auch als Spieler gearbeitet.»

Das dürfte ihm anhand der bisherigen Leistungen der Nati auch nicht allzu schwer gefallen sein. «Es ist ein tolles Team. Es ist alles vorhanden, um etwas Grosses zu erreichen», zeigt sich Furrer entzückt. Etwas Grosses mit der Nati hat auch er selbst erreicht. 2013, beim ersten Silber-Wunder in Stockholm, war er als Verteidiger in tragender Rolle dabei.

Seinen «WM-Kultmoment» hatte Furrer indes 2008 in Québec. Mit einem spektakulären Eigentor im Viertelfinal gegen Russland. «Ja, das ist halt so. Keine Sorge, ich kann stets mit einem Lächeln darüber sprechen.» Wie übrigens auch über sein neues TV-Abenteuer.

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