Lettland steht nach Halbfinal-Einzug Kopf
«Uns ist ein kleines Wunder gelungen»

Das Out der Schweiz gegen Deutschland war überraschend. Der Viertelfinal-Triumph von Lettland gegen Schweden dagegen eine Sensation. Er lässt die Menschen im baltischen Staat vor Freude weinen.
Publiziert: 27.05.2023 um 08:29 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 11:45 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Sie sangen, sie lachten, sie umarmten sich, sie weinten. Und das alles gleichzeitig. Die lettischen Fans badeten nach dem sensationellen 3:1-Sieg im Viertelfinal gegen Schweden in Riga im Glück, waren emotional aber völlig überfordert. Den Spielern unten auf dem Eis ging es genau gleich. «Ich habe nicht wirklich verstanden, was da passiert ist. Aber ich bin einfach nur stolz. In einer solchen Mannschaft habe ich noch nie gespielt», erklärte Rodrigo Abols (27), der neben dem bärenstarken Goalie Arturs Silovs (22) vielleicht beste Einzelspieler dieser verschworenen Einheit.

Lettland, der zwischen Estland und Litauen liegende baltische Staat mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern, hat sich erstmals für einen WM-Halbfinal qualifiziert. Im 18. Anlauf war das erst der zweite Sieg gegen Schweden. Es ist ein Triumph für die Ewigkeit. Der Co-Gastgeber spielt am Wochenende in Tampere (Fi) um die Medaillen.

Zahlreiche «Schweizer» im Erfolgsteam

«Obwohl es in den letzten Jahren nie geklappt hat, haben wir nie aufgehört, daran zu glauben, dass wir dies schaffen können», sagt Captain Kaspars Daugavins (35). Noch vor einem Jahr musste der Stürmer unten durch, wurde beim SC Bern trotz weiterlaufendem Vertrag aussortiert und zu den Iserlohn Roosters in die DEL verschachert.

Ein Trainer, der sein Handwerk in der Schweiz gelernt hat – der jubelnde Lettland-Headcoach Harijs Vitolins.
Foto: keystone-sda.ch
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Er ist nicht der einzige Lette im Wunder-Team mit einem Schweiz-Bezug. Miks Indrasis (32), der gegen Schweden mit einem Traumtor glänzte, war im vergangenen Frühling als Notnagel in Biel. Toms Andersons (29) fiel bei den SCL Tigers durch und ist nun bei La Chaux-de-Fonds in der Swiss League der Topskorer. Deniss Smirnovs (24) wurde gerade mit Servette Meister und wechselt auf nächste Saison zu Kloten.

Vitolins startete Trainerkarriere bei Oberthurgau

Ronalds Kenins (32) und Ivars Punnenovs (28), wie Andersons und Smirnovs Letten mit einer Schweizer Lizenz, haben gerade ein schwieriges Jahr mit Lausanne hinter sich. Im Viertelfinal gegen Schweden waren die beiden indes überzählig. Und dann ist da noch Trainer Harijs Vitolins (55), der für Chur, Rappi und Thurgau spielte. Er ging dann seine ersten Schritte als Coach von 2005 bis 2008 bei den Pikes Oberthurgau (2. Liga), ehe er im Dezember 2018 zurückkehrte und als Nachfolger von Arno Del Curto bis Ende Saison Davos übernahm.

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«Uns ist ein kleines Wunder gelungen, das wird mit goldenen Buchstaben in die Geschichte Lettlands eingehen», erklärte Vitolins, der im Land gerade zum Nationalheld gemacht wird, überglücklich nach dem Spiel. Trotz des ganzen Freudentaumels versucht er aber, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben, und mahnt: «Es ist noch nicht fertig, die WM geht weiter. Diese Mannschaft ist bereit für den nächsten Schritt.»

Dieser ist der Halbfinal am Samstag um 13.20 Uhr gegen Kanada (live auf SRF2). In der Gruppenphase sind die Letten den Ahornblättern mit 0:6 noch hoch unterlegen. Aber vor diesem Donnerstag hatten sie ja jeweils auch gegen Schweden nicht viel zu bestellen. Folgt das nächste Hockey-Märchen?

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