Die Streit-Frage
Setzt Nati-Coach Hanlon zu stark auf die NHL-Stars?

Vom Nati-Coach forciert und gepusht: Aber Captain Mark Streit bleibt an dieser WM bisher sehr vieles schuldig.
Publiziert: 08.05.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:21 Uhr
Von Stephan Roth aus Prag

Bitter, ausgerechnet Captain Mark Streit leitete in der Verlängerung gegen Lettland den Untergang ein. Dem 37-Jährigen unterlief ein Fehlpass, die Letten konterten mustergültig und trafen zum Sieg.

Generell konnte Streit bisher hier in Prag noch nicht überzeugen. Zuweilen bekundet er Mühe mit dem Eisfeld, das grösser ist als in der NHL, zumal er im Alter mindestens einen Schritt an Schnelligkeit verloren hat.

Kein Schweizer Spieler hat eine schlechtere Plus-Minus-Bilanz als der Star der Philadelphia Flyers (–2). Dennoch hat ihn Glen Hanlon bisher 23 Minuten pro Spiel eingesetzt.

Es läuft nicht rund: Streit (l.) hat die schlechteste Plus-Minus-Bilanz der Schweizer Spieler.
Foto: AFP PHOTO
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Auch gelingt es dem Routinier nicht, das Spiel mit öffnenden Pässen zu lancieren. Nati-Chef Raeto Raffainer führt das auf die destruktive Spielweise der bisherigen Gegner zurück. «Geben wir ihm noch die nächsten Spiele», plädiert er.

Auch im Powerplay geigt es nicht. Die Schweizer haben bisher erst einen Treffer in Überzahl erzielt – das Kontertor von Denis Hollenstein gegen Frankreich. Trotz 19 Gelegenheiten!

Dabei ist Streit ein Powerplay-Spezialist. Bei allen organisatorischen Fragen ist Streit – zusammen mit NHL-Kollege Roman Josi – der erste Ansprechpartner von Nati-Coach Hanlon.

Auch nach Streits Bock gegen die Letten liess sich der Nati-Coach nicht aus der Reserve locken: «Ich werde jetzt sicher nicht Mark kritisieren.»

Schon im Herbst hatte der Kanadier klargemacht, welches Standing die NHL-Spieler für ihn haben. «Wenn ich solche Leute nicht mitnehme, können wir über das Thema meiner Entlassung sprechen», sagt er.

Entsprechend setzt er voll auf seine NHL-Söldner. Reto Berra (Colorado) erhielt beim Start gegen Österreich (3:4 n.P.) den Vorzug vor HCD-Meistergoalie Leonardo Genoni und sah bei zwei Treffern nicht gut aus. Beide Spiele mit Berra im Tor haben die Schweizer verloren.

Bereits im ersten Spiel gegen Österreich forcierte Hanlon Streit und Roman Josi, um den Sieg über die Zeit zu bringen. Vergeblich. Und auch Nashville-Talent Kevin Fiala (18) erhält, ungeachtet seines Alters und seiner leichtsinnigen Spielweise, viel Eiszeit.

Auf der anderen Seite bleiben die NLA-Spieler teilweise auf der Strecke. Der überzeugende Julian Walker, Morris Trachsler, Dino Wieser oder Reto Schäppi dürfen nur selten zeigen, was sie draufhaben. Hanlon spielt fast nur mit drei Linien. Und das im Jahr 2015!

So ist die Gefahr da, dass die Nati zur Neidgenossenschaft wird. Auch wenn sich natürlich keiner öffentlich beklagt.

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