Umzug eines NLA-Klubs ist unrealistisch
Ein Kloten ohne Flyers wäre die Lösung

Für lokale Investoren wird die Zeit knapp. Ein Umzug ist trotzdem unrealistisch.
Publiziert: 22.03.2016 um 17:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:25 Uhr
Dino Kessler

Der Traum eines ausländischen Investoren, im Wallis quasi im Handstreich eine NLA-Organisation aus dem Boden wachsen zu lassen – wie realistisch ist dieses Szenario?

Nur schon die Lizenz für die höchste Spieklasse ist eine grosse Hürde.

Die Lizenz kann in Tat und Wahrheit gar nicht verkauft oder vererbt werden, wie das von der Avenir-Gruppe als Alternative zu einer lokalen Übernahme geplant ist. Die Lizenz wird von der entsprechenden Kommission jedes Jahr aufs neue vergeben – falls die Begleitumstände (Wirtschaftlichkeit, Nachwuchskonzept, Infrastruktur) den Anforderungen entsprechen. Ein Investor könnte also höchstens die Aktienmehrheit der Kloten Flyers Sport AG übernehmen, nicht aber die Spielberechtigung für die NLA.

Bei einem Umzug (egal wohin) müssten zudem sämtliche Arbeitsverträge gekündigt werden, damit diese angepasst werden können. Werden Arbeitsort und Gerichtsstand geändert, hat der Arbeitnehmer das Recht, auszusteigen.

Boxt die Avenir-Gruppe den Umzug trotzdem durch, wird die Liga in einem Justiz-Chaos versinken. Es drohen jahrelange Prozesse vor Sport- und Zivilgerichten.

Eine weitere Frage: Wenn ausländische Milliardäre schon in Kloten auf Ablehnung und Misstrauen stossen – was erwartet sie dann wohl im Wallis? Konfetti-Regen und ein kantonaler Feiertag? Eher nicht. Eine NLA-Organisation im Wallis wäre tatsächlich eine Möglichkeit, müsste aber von den Wallisern selbst aufgegleist werden. Dazu braucht es ein nachhaltiges Projekt und den sportlichen Aufstieg. Ober- und Unterwalliser haben bis jetzt aber keine Lust verspürt, am gleichen Strick zu ziehen.

Ähnliches gilt für einen möglichen Umzug nach Rapperswil-Jona: Die Lakers sind nach jahrelanger sportlicher Schindluderei stabil auf Kurs, haben die Anhänger wieder auf ihrer Seite und stehen vor einer soliden Zukunft. Eine NLA-Lizenz würden sie wohl ohne grössere Probleme bekommen, aber wieso nicht den Wiederaufstieg mit Nachhaltigkeit auf dem sportlichen Parkett anstreben? Eine Übernahme der Kloten Flyers Sport AG wäre höchstens ein Nährboden für neue Probleme. 

In Kloten lässt sich mit Bescheidenheit und strenger Kostenkontrolle eine NLA-Mannschaft finanzieren. Ist der Grössenwahn erstmal kuriert, wird dem Dorfgeist frisches Leben eingehaucht und der läppische Appendix «Flyers» kann ersatzlos gestrichen werden. Der EHC Kloten braucht keinen Anglizismus. So kann er als Widerstandsnest gegen die reichen ZSC Lions wieder zum echten Derby-Rivalen werden. 

Mit diesen Emotionen und als vereinigtes Dorf im Kampf gegen das Kapital liesse sich ein 12-Millionen-Budget stemmen. Die neuen Eigentümer müssen ja nicht bei Null beginnen, Sponsorenverträge und Einnahmemöglichkeiten sind vorhanden. Der erste Aktivposten sind dann wieder die Zuschauer: Bei einem solchen Projekt ziehen die Klotener garantiert mit. Auch wenn eine Playoff-Teilnahme dann ein Wunder wäre – sie wäre wenigstens im Dauerkarten-Preis inbegriffen.

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