Verschleppte Infektion – der Magen rebellierte
Die Leidensgeschichte von SCB-Stürmer Lehmann

Statt beim SCB durchzustarten, hinderte ihn eine Infektion am Spielen: Marco Lehmann (24) konnte über Monate kein Essen bei sich behalten. Er verlor an Körpergewicht – aber nie die Zuversicht. Wieder gesund, startet er in die Saisonvorbereitung.
Publiziert: 09.05.2023 um 16:33 Uhr
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Marco Lehmanns grosser Traum hätte der nächste Schritt in seiner Karriere werden sollen: Bei Bern gross aufspielen. Als SCB-Juwel angekündigt, schafft der Stürmer letzte Saison gerade mal vier Spiele. Der Grund: Sein Magen rebelliert. Die Beschwerden einer Infektion machen nicht nur Eishockey für ihn unmöglich, auch der Alltag wird für den 24-Jährigen zur Herausforderung. Ein Sozialleben ist kaum mehr möglich.

Von vorne: 2020 von Kloten nach Rappi gewechselt, entwickelt er sich dort weiter, wird zum «Youngster des Jahres» gekürt. Das weckt Begehrlichkeiten. In der Altjahreswoche 2021 unterschreibt Lehmann einen Dreijahres-Vertrag beim SCB. Der Grossklub hat das Talent den Lakers abgeluchst. Sportchef Andrew Ebbett sagte damals: «Wir wollen ihn zu einem unserer besten Spieler und zu einem Kandidaten für die Nati entwickeln.»

Im Sommertraining der Berner macht Lehmann, der bei den Lakers an einer Hirnerschütterung laboriert hat, eine gute Figur. Er ist topfit und beim Lauf auf den Gurten als auch beim berüchtigt-langen Niesen-Treppenlauf der Schnellste des Teams. Dann die verhängnisvollen Ferien im Juli 2022 in Griechenland.

Magenprobleme! SCB-Stürmer Marco Lehmann hat eine monatelange Leidenszeit hinter sich.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Infektion in Griechenland

Der einstige Junioren-Internationale erinnert sich: «Am zweiten Tag konnte ich nichts mehr essen, litt die ganze Zeit an Übelkeit.» Drei Tage lang kann der Hockeyprofi kaum Nahrung zu sich nehmen, weil er nichts bei sich behalten kann. Erbrechen und Durchfall plagen ihn. Lehmann denkt sich nichts Schlimmes, «sondern einfach, dass ich etwas Falsches gegessen habe». Doch die Beschwerden klingen nicht ab. Er entscheidet, den Rückflug vorzuverschieben.

In Zürich gelandet, lässt er sich im Spital umgehend durchchecken. Da wird primär kontrolliert, ob etwas Lebensbedrohliches vorliegt. Kaum in Bern folgen weitere Untersuchungen. Die Ärzte stellen fest, dass bei Lehmann post-infektiöse Beschwerden ausgelöst worden sind, die Virus-Infektion hat Schäden hinterlassen. Trotz Diagnose: Die Magenprobleme bleiben. Der SCB-Spieler verliert fast zehn Kilo Körpergewicht.

Die Vorbereitungsspiele muss Lehmann sausen lassen, «es ging einfach nicht». Weil er sich so auf den Saisonstart freut, schiebt er seine Beschwerden dann einfach beiseite, «ich wollte sie nicht wahrhaben». In den ersten beiden Saisonspielen inklusive erstem Heim-Auftritt steht er auf dem Eis, «in diesen Emotionen schaffte ich, alles auszublenden».

Normal essen aber kann der sonst wirblige Stürmer zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht. Nach zwei weiteren Partien Anfang Oktober realisiert er: «Mein Zustand ist nicht vereinbar mit dem Profi-Sport.» Denn die verlorenen Kilos kann sich der sonst schon eher leicht gebaute Lehmann nicht einfach wieder anfuttern.

«Erst im Januar in der Lage, Alltag zu meistern»

«Ich wollte diese Chance beim SCB wahrnehmen, aber es ging nicht. Die Enttäuschung war riesig. Es war belastend», gesteht er. Doch die Zuversicht, eines Tages wieder aufs Eis zurückzukehren, verliert er nicht. Weil die Ärzte betonen, dass diese Genesung nicht von heute auf morgen geht. Und ihn Teamkollegen sowie Klub unterstützen. «Sie haben mich nie im Stich gelassen, das hat mich motiviert.» Seine Nächsten sorgen zu Hause für ihn, «sie haben alles miterlebt in dieser schwierigen Zeit. Sie waren für mich da».

Nur schleichend bessert sich Lehmanns Zustand. «Erst im Januar war ich wieder in der Lage, den Alltag zu meistern.» Doch von einem Comeback ist er noch weit entfernt. Erst jetzt, vier lange Monate später, kann er sagen: «Für den Saisonstart sieht es gut aus.» Das Sommertraining mit Bern hat er begonnen. Mit einem Jahr Verspätung will er sich nun beim SCB beweisen.

Aus dieser monatelangen Leidenszeit hat er vieles für sich gelernt. Dankbarkeit für seine wieder erlangte Gesundheit. «Und», sucht Lehmann nach den richtigen Worten, «mit meinem Anspruch, alles perfekt machen zu wollen, besser umgehen zu können, wenn es nicht läuft.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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