«Besser als erwartet, aber schlechter als erhofft»
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So reagiert SCB-Lüthi auf die Lockerungen
«Besser als erwartet, aber schlechter als erhofft»

Zwei Drittel der Sitzplätze in den Stadien dürfen ab Oktober gefüllt werden. Draussen und drinnen. Im Fussball ist man happy, im Eishockey atmet man auf.
Publiziert: 02.09.2020 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2020 um 11:47 Uhr
Stephan Roth und Max Kern

Der Bundesrat hat den Fussball- und Eishockey-Klubs Klarheit verschafft. Wenn am 1. Oktober das Grossveranstaltungsverbot fällt, dürfen die Sitzplätze der Stadien zu zwei Dritteln gefüllt werden. Die Kantone können allerdings Einschränkungen verfügen, «wenn sich die epidemiologische Lage massgeblich verschlechtert».

Schon klar war, dass keine Stehplätze und Gästesektoren zur Verfügung stehen würden, in den Stadien Maskenpflicht herrschen wird und Schutzkonzepte eingehalten werden müssen. Der Bundesrat hat sich nun gegen ein Alkoholverbot in den Arenen entschieden. Es muss allerdings am Platz konsumiert werden.

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YB-Boss Wanja Greuel ist froh, dass er ab Oktober zwei Drittel der Sitzplätze im Wakdorf-Stadion füllen darf.
Foto: keystone-sda.ch
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Im Fussball ist man zufrieden mit dem Entscheid, im Eishockey froh, dass man mit einem blauen Auge davon kommt, weil man befürchten musste, nur die Hälfte der Sitzplätze belegen zu dürfen, wie es der Vorschlag von Bundesrat Alain Berset vorgesehen hatte.

FCSG-Hüppi «sehr erfreut über den Entscheid»

«Wir sind über den Bundesratsentscheid grundsätzlich sehr glücklich und erleichtert», sagt Wanja Greuel, der CEO von Meister YB. «Wir haben bisher knapp über 15’000 Saisonkarten verkauft. Wir sind deshalb froh, dass wir ab dem 1. Oktober alle Abonnenten bei uns willkommen heissen dürfen.»

St. Gallens Präsident Matthias Hüppi sagt: «Der FCSG ist sehr erfreut über den Entscheid des Bundesrates. Er eröffnet uns die Chance, den Saison-Abonnenten, die uns mit ihrer Solidarität in den letzten Monaten so geholfen haben, den Zutritt zum kybunpark zu ermöglichen. Jetzt geht es darum, dass bestehende Schutzkonzept zu erweitern – in enger Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden.» Der FCSG hat bisher 8500 Abos verkauft.

SCB kann nur 6000 Fans reinlassen

Die Einschränkungen treffen das Eishockey härter. Während die Fussball-Stadien im Schnitt nur zu etwas mehr als der Hälfte ausgelastet sind, kam die National League letzte Saison trotz zwei Geisterrunden auf eine Auslastung von 83 Prozent. Zudem werden in der Super League nur 36 Runden gespielt, während es im Hockey 52 (plus Playoffs) sind.

«Das ist besser als erwartet, aber schlechter als erhofft», sagt SCB-Boss Marc Lüthi zum Bundesrats-Entscheid. Ähnlich sieht es Lions-CEO Peter Zahner: «Im Grundsatz muss man es positiv werten, auch wenn man hoffte, dass man hundert Prozent der Sitzplätze besetzen kann.»

Die Lions haben knapp 7000 Saisontickets verkauft und werden rund 7500 Plätze (statt 11'200) belegen können. Härter trifft es Zuschauer-Krösus SCB. Nur rund 6000 Plätze (von normalerweise 17'031) können vergeben werden. 10'500 Saisonabos sind schon verkauft. Lüthi denkt deshalb an eine Rotation. So könnten die Abonnenten die Hälfte der Spiele sehen.

Jetzt geht es den Spielern ans Portemonnaie

NL-Direktor Denis Vaucher hatte in den letzten Tagen die Behörden bearbeitet und auch bei den Bundesräten Viola Amherd und Berset vorgesprochen. «Ich denke, es ist uns gelungen, in persönlichen Gesprächen Vertrauen bei den Behörden aufzubauen.» Er sagt aber auch, dass man nun «in der Verantwortung und in der Pflicht» stehe. «Wir haben vom Bundesrat die Chance bekommen, zu zeigen, dass unsere Schutzkonzepte gut sind und wir sie auch umsetzen können.» Der zentrale Punkt sei die Eigenverantwortung. «Jeder muss seinen Beitrag leisten und sich an die Vorgaben halten.»

Klar ist, dass die Hockey-Klubs auch mit der 2/3-Regel Millionen-Verluste einfahren werden. Sie wollen nun Lohnverzichte bei Spielern und Belegschaft durchsetzen und hoffen auf Staatshilfe. Noch diese Woche soll in der Sicherheits- und Gesundheitskommission der nächste Schritt gemacht werden, damit das neue Hilfspaket (ohne Solidarhaftung, Darlehen mit Rangrücktritt, längere Rückzahlungsfristen) noch in der Herbstsession von den Räten beschlossen werden könnte.

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