SCB-Coach Leuenberger
Von Anfang an unterschätzt

Lars Leuenberger coachte den SCB sensationell in vier Spielen in den Halbfinal. Trotzdem muss er gehen. Es passt zur Karriere des 40-Jährigen.
Publiziert: 13.03.2016 um 15:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:20 Uhr
Angelo Rocchinotti

Schon als Spieler wurde Lars Leuenberger als Leichtgewicht wahrgenommen. «Er kam als schmächtiger Junge. Wir dachten sofort: den müssen wir mästen», erinnert sich Berns Goalie-Legende Renato Tosio. «Lars verbrachte viel Zeit im Kraftraum, wurde auf legalem Wege dank Eiweissen und Proteinen zu einem gestandenen Mann.»

Doch Leuenberger, 1997 Meister mit Bern, stand stets im Schatten seines sechs Jahre älteren Bruders Sven, war immer der kleine Lars. «Zu Beginn war das nicht leicht. Aber bei Brüder-Paaren ist halt immer einer der Kleine. Und bei mir kommt noch die Körpergrösse dazu», sagt Lars. Er ist 172, sein Bruder 183 Zentimeter gross.

Seine Blütezeit erlebte der pfeilschnelle Stürmer während seinen beiden Jahren in Fribourg, machte dort seinem Spitznamen «Laser» alle Ehre. Die Freizeit verbrachte er oft mit Marc Reichert. «Wir sind befreundet», gibt der 35-Jährige zu. «An den freien Nachmittagen schauten wir Talkshows. Arabella, Bärbel Schäfer und solche Dinge. Es kam ja nichts anderes.»

Bern Trainer Lars Leuenberger und TV-Star Nicole Brechtold haben zwei Kinder.
Foto: Bruno Voser
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Gemeinsam spielten sie für den SCB. Nun ist Leuenberger Reicherts Chef. «Als er zum Head-Coach aufstieg, sassen wir sofort zusammen. Hockey und Privates trennen wir konsequent», sagt Reichert. Seinen Trainer beschreibt er als emotionalen Menschen. «Er lebt voll mit, arbeitet sehr hart für seinen Traum und kann auch toben.»

Das tat er auch als Spieler. Während eines Sommertrainings organisierte Tosio eine Moutainbike-Tour aufs Churer Joch, 2020 Meter über Meer. «Lars fuhr nicht gerne Velo. Er fluchte wie ein Rohrspatz, fragte, ob ich eigentlich spinne», so Tosio. Rauf gings noch. Doch runter kam Leuenberger nicht mehr. «Er hatte eine Reifenpanne. Doch nur Vincent Léchenne hat ihn gesehen. Und der fuhr vorbei, weil er Lars nicht verstand. Am Ende musste ihn Sven mit dem Auto holen.»

Heute ist die Familie Leuenbergers Ein und Alles. Seit neun Jahren ist er mit «Glanz & Gloria»-Moderatorin Nicole Berchtold verheiratet, hat zwei Söhne. Luis ist vier. Milo zwei. Lars, der sehr gerne Pasta, Pommes Frites und Panierte Schnitzel, aber ja kein Gemüse isst, ist auch bekannt für seine Schlagfertigkeit. Als ihn ein TV-Reporter vor dem vierten Playoff-Spiel an seine starke Bilanz gehen die ZSC Lions (5:2-Siege) erinnerte, sagte der Uzwiler cool: «Dann gewinnen wir heute also ein sechstes Mal.»

Er hielt Wort, steht nun im Halbfinal. Und muss trotzdem gehen. Es scheint, als hätte man Lars erneut unterschätzt. Obwohl Sven, der für seinen Bruder den Job als Sportchef aufgab, sagt: «Lars hat einiges auf dem Kasten. Taktisch macht ihm so schnell keiner was vor.» Doch schon vor den Playoffs hat der SCB den Stab über Leuenberger gebrochen. Der finnische Nati-Coach Kari Jalonen ersetzt ihn Ende Saison.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
2
5
6
2
EHC Kloten
EHC Kloten
2
2
5
2
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
2
2
5
4
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
2
0
4
5
EV Zug
EV Zug
1
1
3
6
SC Bern
SC Bern
2
1
3
7
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
2
2
3
8
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
8
ZSC Lions
ZSC Lions
2
1
3
10
SCL Tigers
SCL Tigers
2
-1
3
11
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
13
EHC Biel
EHC Biel
2
-3
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
2
-7
0
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