SCB-Boss über A-fonds-perdu-Gelder
Deshalb kämpfen die Hockey-Präsidenten für eine Änderung

Die Präsidenten der zwölf NL-Klubs fordern vom Bund eine Veränderung der Bedingungen für A-fonds-perdu-Gelder. SCB-Boss Beat Brechbühl (51) erklärt, warum.
Publiziert: 21.02.2021 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2021 um 18:50 Uhr
Stephan Roth

Die Präsidenten der National-League-Klubs fordern von Bundesrat und Parlament, dass die Hürden für A-fonds-perdu-Gelder gesenkt werden. Wollen die Profi-Klubs Gratis-Geld vom Staat ohne Auflagen?
Uns ist aus Gründen der Volksgesundheit verboten worden, vor Publikum zu spielen. Dafür muss uns der Staat entschädigen. Wir fordern nicht mehr und nicht weniger als die Gleichbehandlung mit anderen betroffenen Branchen.

Sind die Klubs nicht willens, die Löhne über 148’200 Franken pro Jahr während fünf Jahren um 20 Prozent zu reduzieren?
Doch. Wir haben die Löhne bereits letztes Jahr um rund 20 Prozent gesenkt. Wir wollen auch das Lohnniveau in Zukunft reduzieren. Das hat nichts mit Corona zu tun – dafür haben wir die Ligareform angestossen und ein innovatives Financial-Fairplay-Konzept erarbeitet. Doch das ist eine langfristige Reform. Kurzfristig geht es ums Überleben aller Klubs.

Können Sie konkret sagen, weshalb die Bedingungen für A-fonds-perdu-Gelder nicht erfüllt werden können?
Erstens weil man es auf den Durchschnittslöhnen abstellt statt auf der Gesamtlohnsumme, zweitens weil die Härtefallklausel mit 30 Prozent (des Salär-Durchschnitt der Liga, die Red.) so hoch angesetzt wurde, dass nicht alle wirtschaftlich schwächeren Klubs davon profitieren können.

SCB-Präsident Beat Brechbühl sagt: «Wir fordern nicht mehr und nicht weniger als die Gleichbehandlung mit anderen betroffenen Branchen.»
Foto: keystone-sda.ch
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Wo liegt das Problem, wenn man auf den Durchschnitt abstützt?
Ein Klub hat zum Beispiel in der Referenz-Saison 2018/19 eine Gesamtlohnsumme von neun Millionen Franken und dabei 15 Spieler mit einem Einkommen von über 148'200 (nur um diese Löhne geht es, die Red.), mit einem Durchschnittseinkommen von 240'000. Dieser Klub hat auf die Saison 2020/21 im Vergleich zur Referenz-Saison seine Löhne um drei Millionen auf sechs Millionen gesenkt und dabei noch zehn Spieler mit einem Einkommen von über 148'200. Obwohl die Lohnsumme und die Anzahl Spieler mit Löhnen über 148'200 um je einen Drittel gesenkt wurden, hat sich der Durchschnittslohn der verbleibenden Löhne über 148'200 zum Beispiel auf 250'000 erhöht. Noch grotesker kann es werden, wenn ein Klub beispielsweise nur einen oder ein paar wenige Spieler mit einem Lohn über 148'200 hat.

Warum haben elf von zwölf Klubs A-fonds-perdu-Gelder beantragt, wenn die Bedingungen nicht erfüllbar sind?
Weil die primär ihre Existenz sichern müssen. Nun kann man nachbessern; das passiert ja in allen anderen Branchen auch. Krise ist auch «trial and error»; da braucht es Flexibilität. Nochmals: Es ist nicht so, dass wir die hohle Hand machen und einen Almosen vom Staat fordern – das entspräche nicht meiner Grundhaltung und nicht derjenigen meiner Kolleginnen und Kollegen. Wir wollen nur eine faire Entschädigung für ein staatliches Verbot unseres Geschäftes.

Welche Änderungen schlagen die Klubs Bundesrat und Parlament vor?
Die Vorschläge wurden von der Liga den zuständigen Kommissionen unterbreitet. Es geht in erster Linie darum, dass man die Löhne um 20 Prozent senkt und als Basis die gesamte Mannschaft nimmt. Eine Gesamtbetrachtung ist vernünftig aus Sicht des Gesetzgebers und aus Sicht der Klubs. Das ergibt die Flexibilität, auslaufende teure Spieler mit günstigeren zu ersetzen.

Können Sie nachvollziehen, dass Fans und Öffentlichkeit Mühe damit bekunden, dass Klubs weiterhin Geld für Personal investieren, während man gleichzeitig Steuergelder beantragt und bei den Fans auf Rückzahlungsverzichte drängt? Auch der SCB hat mitten in der Krise eine zusätzliche Management-Stelle für Raeto Raffainer geschaffen.
Das eine ist das kurzfristige Überleben – da sitzen alle Klubs im gleichen Boot; das andere ist die langfristige Ausrichtung – und hier hatten wir beim SCB eine organisatorische Schwäche, die wir ausgemerzt haben. Weitere Anpassungen werden folgen, aber lassen wir doch den neuen Sportdirektor nun seinen Job machen. Was ich ihnen aber sagen kann: Diese Stelle wird längstens durch anderweitige Kosteneinsparungen kompensiert; zudem tragen wir als Mitbesitzer des Klubs mit der Deckung des hohen Defizits wesentlich dazu bei. Es braucht alle gemeinsam für die Zukunftssicherung – wir sollten nicht die einen gegen die anderen ausspielen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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