Nach Saisonabbruch im Schweizer Eishockey
Wie gehts jetzt weiter?

Gibt es einen Meister? Steigen Kloten oder Visp oder sogar beide auf? Diese und weitere Fragen müssen die Klubs am Freitag beantworten.
Publiziert: 13.03.2020 um 08:40 Uhr
|
Aktualisiert: 13.03.2020 um 10:34 Uhr
Angelo Rocchinotti, Stephan Roth und Nicole Vandenbrouck

Donnerstagmorgen. Kurz nach halb zehn. Die Telefonkonferenz der Klubbosse ist beendet, der Entscheid historisch. Die Meisterschaft wird abgebrochen. Eine andere Wahl blieb kaum noch, nachdem der Kanton Tessin am Mittwoch den Notstand ausgerufen hatte.

Bis Ende März dürfen wegen des Coronavirus keine Sportveranstaltungen durchgeführt, geschweige denn trainiert werden. Die Massnahmen dürften demnächst auf die ganze Schweiz ausgeweitet werden. Heute um 13 Uhr treffen sich die Ligavertreter in Ittigen BE zur ausserordentlichen Versammlung. Sie müssen folgende Fragen beantworten:

Gibt es einen Aufsteiger?

Das erste Traktandum! Der EHC Kloten, der sich gegen einen Abbruch der Meisterschaft ausgesprochen hat, um seine Ziele auf sportlichem Wege zu erreichen, versucht, den Aufstieg nun am grünen Tisch zu realisieren. Der Quali-Sieger würde nächste Saison gar komplett auf die TV-Gelder verzichten, damit andere NL-Klubs keine finanziellen Einbussen hinnehmen müssten. Nach dem Zürcher Antrag haben die Bosse über das Gesuch des EHC Visp zu befinden. Auch die Walliser haben sich für den Halbfinal qualifiziert und wollen aufsteigen. Kloten und Visps Chancen sind gering. Zumal es eine Dreiviertelmehrheit benötigt. «Egal, wie die Entscheidung ausfallen wird, es gilt sie zu respektieren und zu akzeptieren», sagt Klotens CEO Pascal Signer.

Leere Ränge? War gestern! Die Saison ist vorbei.
Foto: Getty Images
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Gibt es einen Meister?

Ist die Frage nach dem Aufsteiger geklärt, kommt die Meisterfrage. Für ZSC-Sportchef Sven Leuenberger ist klar: «Wenn man einen Meistertitel vergibt, dann sicher an die ZSC Lions.» Die Zürcher sind Quali-Sieger. Leuenberger: «Man sagt immer, die 50 Quali-Spiele seien nichts wert. Jetzt könnte man zeigen, dass sie doch etwas wert sind.» Unterstützung erhält der ZSC vom SCB. EVZ-CEO Patrick Lengwiler hingegen sagt: «Die Saison konnte nicht ausgespielt werden. Es gibt somit keinen Meister. Niemand ist Gewinner. Wer aufsteigen wollte, bekam keine Chance. Man hätte noch drei Serien gewinnen müssen. Es ist für alle einen Kack und bleibt ein Kack.» Für Stirnrunzeln sorgte, dass Liga-Direktor Denis Vaucher all diese Fragen bereits anlässlich der Telefonkonferenz abhandeln wollte. Vaucher wurde daraufhin von den Klubs zurückkommandiert.

Gibt es einen Aufsteiger in die Swiss League?

Als drittes Traktandum muss das Aufstiegsgesuch des EHC Basel behandelt werden. Auch der Klub aus der MySports League würde auf die TV-Gelder verzichten.

Erübrigt sich nach dem Entscheid der (Tessiner) Behörden die Diskussion, ob weniger TV-Gelder an die Liga fliessen?

MySports-Chefin Steffi Buchli: «Dazu kann ich im Moment noch nichts sagen. Dieser Entscheid ist noch relativ frisch. Das wird sicher eine längere Geschichte, zu der ich im Moment noch keine Antwort geben will.»

Wird nun auch die Heim-WM abgesagt?

Die Entscheidung, die Saison abzubrechen, habe natürlich Signalwirkung, heisst es von Seiten des WM-OK. «Aber wir warten auf die weiteren Informationen des Bundesrats von Freitag.» Die Optionen bei einer Absage? «Eine definitive Absage oder eine Annullierung und Neuansetzung.»

Auch über die 14er-Liga kann man diskutieren

Am Donnerstag blieb den Klubs nichts anderes übrig, als die Saison abzubrechen. Und heute treffen sich die Bosse zur ausserordentlichen Ligaversammlung. Entscheide müssen her.

Klar muss sein: In einer Saison, in der wegen des Virus alle Verlierer sind, kann man nicht einfach Sieger erfinden. Das gilt auch für den ZSC und Kloten. Sie haben die Quali gewonnen, Hut ab. Aber mit Meister sein, hat das nichts zu tun. Die Reglemente lassen auch keine Fragen offen.

Und wenn Kloten und Visp nun im Virus-Chaos noch schnell aufsteigen wollen, ist das absurd.

Sinnvoll ist es jedoch, darüber zu diskutieren, wie unser Hockey in Zukunft aussehen soll, Visionen zu entwickeln. Nicht heute, aber in den nächsten Wochen. Mehr Zeit hat man jetzt ja.

Das aktuelle System hat Mängel. Der Flaschenhals zwischen den beiden Profi-Ligen sorgt dafür, dass die Angst vor dem Abstieg permanent hoch ist, weil es fast unmöglich ist, wieder aufzusteigen. Das kostet viel Geld und manchem Trainer den Job – zuweilen für nichts und wieder nichts, wenn der B-Meister gar nicht hoch will: «April, April!»

Obwohl die NL-Klubs Angst haben, weniger TV-Geld zu bekommen, sollte auch die Diskussion geführt werden, ob eine 14er-Liga unser Hockey voranbringen würde. Dass dafür die Spieler fehlen würden, lässt sich leicht fabulieren, solange man den Talenten keine Chance gibt, das Gegenteil zu beweisen.

BLICK-Eishockeychef Stephan Roth.

Am Donnerstag blieb den Klubs nichts anderes übrig, als die Saison abzubrechen. Und heute treffen sich die Bosse zur ausserordentlichen Ligaversammlung. Entscheide müssen her.

Klar muss sein: In einer Saison, in der wegen des Virus alle Verlierer sind, kann man nicht einfach Sieger erfinden. Das gilt auch für den ZSC und Kloten. Sie haben die Quali gewonnen, Hut ab. Aber mit Meister sein, hat das nichts zu tun. Die Reglemente lassen auch keine Fragen offen.

Und wenn Kloten und Visp nun im Virus-Chaos noch schnell aufsteigen wollen, ist das absurd.

Sinnvoll ist es jedoch, darüber zu diskutieren, wie unser Hockey in Zukunft aussehen soll, Visionen zu entwickeln. Nicht heute, aber in den nächsten Wochen. Mehr Zeit hat man jetzt ja.

Das aktuelle System hat Mängel. Der Flaschenhals zwischen den beiden Profi-Ligen sorgt dafür, dass die Angst vor dem Abstieg permanent hoch ist, weil es fast unmöglich ist, wieder aufzusteigen. Das kostet viel Geld und manchem Trainer den Job – zuweilen für nichts und wieder nichts, wenn der B-Meister gar nicht hoch will: «April, April!»

Obwohl die NL-Klubs Angst haben, weniger TV-Geld zu bekommen, sollte auch die Diskussion geführt werden, ob eine 14er-Liga unser Hockey voranbringen würde. Dass dafür die Spieler fehlen würden, lässt sich leicht fabulieren, solange man den Talenten keine Chance gibt, das Gegenteil zu beweisen.

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Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
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1
3
3
2
SC Bern
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1
2
3
2
ZSC Lions
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1
2
3
4
EV Zug
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1
1
3
4
Lausanne HC
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1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
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