Krisen-SCB muss nach Rappi
Gibt es wieder ein Mitternachts-Straftraining?

Auch 2012 musste Bern in der Krise nach Rappi. Und floppte. CEO Marc Lüthi schickte die Spieler um ein Uhr früh nochmals aufs Eis.
Publiziert: 17.11.2020 um 17:30 Uhr
Angelo Rocchinotti

Jetzt müsse etwas passieren, forderte SCB-Sportchefin Florence Schelling nach der vierten Pleite in Serie. «Jetzt muss wirklich etwas passieren», verlangt sie nach der fünften Pleite. Den Trainer will CEO Marc Lüthi nicht wechseln. Doch was kann der SCB tun, sollte er auch heute in Rapperswil-Jona floppen? Greift Lüthi bald zu einer ähnlich skurrilen Massnahme wie 2012?

Auch vor acht Jahren muss der SCB in der Krise zu den Lakers. Und verliert 0:3. Lüthi schimpft wie ein Rohrspatz, stampft 35 Sekunden vor Schluss in die Kabine. «Ich wollte in die Gesichter schauen», sagt er. Als einer mutmasst, die Spieler könnten gehemmt sein, nimmt Lüthi Fahrt auf. «Gehemmt? Wovon? Vom Geldverdienen? Ach, die armen Millionäre! Ich hab ja so Erbarmen!»

Lüthi verlässt das Stadion, zündet sich eine Zigarette an und entscheidet: «Die gehen noch einmal aufs Eis!» Als die Spieler gegen ein Uhr früh in Bern eintreffen, heisst es: Ausrüstung anziehen und ab aufs Eis! Lüthi: «Die Jungs liefen drei Runden, dann sprach ich über Teamwork. Dann liefen sie weiter. Die Feldspieler voraus. Die Goalies, die armen Kerle in der Ausrüstung, hinterher.» Eine halbe Stunde lang.

2012 verdonnerte SCB-CEO Marc Lüthi sein Team nach einer Pleite in Rappi zu einem mitternächtlichen Straftraining.
Foto: keystone-sda.ch
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Es war Lockout. Die NHL-Stars John Tavares, Mark Streit und Roman Josi trauten ihren Augen nicht. «Das habe ich noch nie erlebt. Ich ging aufs Eis und erledigte meine Sache. Die Stimmung war schlecht», sagt Streit, heute wie Josi SCB-Aktionär, im BLICK.

Dreimal in der Kabine

Das Team sei keine Einheit gewesen, meint Lüthi später: «Bildlich gesprochen spielte der eine Fussball, der andere Handball, der Dritte feilte seine Fingernägel.»

Acht Jahre später ist Lüthi noch milde gestimmt. Dreimal sei er heuer in der Garderobe gewesen. «Um die Spieler über die Corona-Situation zu informieren», sagt er und fügt schmunzelnd an: «Der SCB ist wohl die am besten informierte Mannschaft.»

Übrigens: Nach dem mitternächtlichen Straftraining gewann Bern 2012 acht der folgenden zehn Partien und wurde später Meister. Allerdings hiess der Trainer Antti Törmänen und nicht Don Nachbaur. Und der Finne war im Team beliebt.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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