Jetzt gehen die fiktiven Playoffs los
Der ganze Druck lastet auf dem EVZ

Puck Fiction – BLICK schiebt die störende Realität mit dem Coronavirus beiseite. Und lässt die acht für die Playoffs qualifizierten Teams fiktiv doch um den Meistertitel kämpfen.
Publiziert: 17.03.2020 um 01:33 Uhr
Dino Kessler

In der dunklen Wirklichkeit sind die Playoffs dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Doch BLICK schiebt die Realität für einmal beiseite. Und lässt die Spieler und Teams fiktiv doch um den Meistertitel kämpfen. Hockey-Experte Dino Kessler schreibt Runde für Runde, wie es gelaufen wäre, wenn das Virus nicht dazwischen gefunkt hätte und krönt zum Schluss den einzig wahren, wenn auch fiktiven, Schweizermeister 2020.

Jetzt: Die Vorschau. Am Dienstagabend: Runde 1 der Viertelfinals.

ZSC Lions (1.) – Lugano (8.)

Im Normalfall enthält diese ­Begegnung neben viel Unberechenbarkeit auch schön viel Zündstoff. Aber was ist gerade noch normal? Die ZSC Lions ­haben über weite Strecken einen sattelfesten Eindruck hinterlassen, überzeugten mal mit Tempo-, mal mit Rhythmuswechseln, dominierten die ­Gegner allein mit Raffinesse oder auch im Verbund mit Muskelkraft. Der Erfolgsdruck hält sich in Zürich in Grenzen – der ganze Druck lastet auf dem EVZ.

Zug-Stürmer Lino Martschini hat Fribourgs Matthias Rossi im Rücken.
Foto: Manuel Geisser
1/10

Allerdings wäre ein Aus gegen dieses Lugano doch ein Schlussbouquet mit Sprengkraft. Dieses Lugano hat auch nach der Rückkehr in den Trainerwechsel-Modus einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen, im abschliessenden (Geister-)Derby löste sich die Mannschaft vor der (unter diesen Umständen glücklicherweise menschenleeren) Curva Nord in Einzelteile auf. Es ist wieder mal von internen Machtkämpfen die Rede und von (teilweise) etablierten Spielern, die auf der Abschussliste des Sportchefs stehen.

Im HC Lugano schlummert allerdings immer auch die Eigenschaft von fulminantem Quecksilber: Viel braucht es nicht, und dieses ­Pulverfass könnte den ZSC Lions um die Ohren fliegen.

Zug (2.) – Fribourg (7.)

In einem Spaghetti-Western wäre Lino Martschini nur schon aufgrund seines Namens die ­Idealbesetzung für den Scharfschützen der Stadt. Mindestens auf der Leinwand ist eine Konkurrenzsituation in diesem ­Berufszweig aber nicht per se förderlich für die Karriere, meist bleibt einer auf der Strecke.

Grégory Hofmann hat sich nach dem Wechsel aus Lugano (30 Tore) sofort auch in Zug (24) als erste Adresse etabliert, Martschini (von 22 runter auf 10 Tore) muss sich jetzt mit einer Statistenrolle begnügen. Der EVZ konnte die Abwehrleistung in der zweiten Saisonhälfte merklich steigern, liefert aber trotzdem noch Angriffsflächen und verlor sich zuletzt in ­einiger Nervosität.

Auf dem Papier hat Zug sämtliche Vorteile auf seiner Seite, aber was auf dem Papier steht, ist in dieser Phase der Meisterschaft höchstens von akademischem Wert. Für den Titelfavoriten ist der Viertelfinal vor allem ein Crashtest für das eigene Nervenkostüm, Gottéron kann sich mit ­etwas Unbeschwertheit leicht ­einen Vorteil verschaffen. Zu verlieren haben die Üechtländer nichts mehr.

Davos (3.) – Lausanne (6.)

Der HC Lausanne hat den enigmatischen Ville Peltonen und seine Philosophie (eine Blaupause von Jalonens 1-4-Abwehrriegel) im Zwischenlager für erstgescheiterte Trainer entsorgt. Der Nachfolger Craig MacTavish (61) stellt mit seinem Palmarès als vierfacher Stanley-Cup-Sieger die ­gesamte Liga in den Schatten, nur datieren diese Erfolge aus ­seinem früheren Leben als Spieler.

Danach wirkte er in unterschiedlichen Funktionen inmitten des Old-Boys-Netzwerks der Edmonton Oilers (Trainer, GM, Vize-Präsident), die sich in dieser ­Phase den Ruf einer miserabel geführten Organisation erwarben. Lausanne ist gegen den intensiv getakteten HCD nur auf Augenhöhe, wenn MacTavish das orientierungslose Team innert nützlicher Frist auf ein geradliniges Nord-Süd-Eishockey trimmen kann – und dafür dürfte die Zeit ordentlich knapp werden.

Im normalen Leben kann Davos diesen Viertelfinal allein mit ­seiner Pace entscheiden und dem Gegner damit aufzeigen, dass Mobilität auf der ganzen ­Linie gerade die überlegene ­Variante dieses Spiels ist.

Servette (4.) – Biel (5.)

Die Erwartungshaltung im Seeland ist nach zwei verlorenen Halbfinals (oder nach zwei gewonnenen Viertelfinals, je nach Optik) sehr gross, ein Out in der ersten Runde wäre ein arger Rückschritt. Man muss bei der Vergabe um den Titel in dieser Saison ein Wörtchen mitreden, das bedeutet: Biel muss eigentlich in den Final.

Die Mittel stehen zur Verfügung: Eine gut ausbalancierte Equipe mit ordentlich Wasserverdrängung, ein erstklassiger Torhüter und raffinierte Stürmer. In Genf wurde von Neo-Trainer Patrick Emond nicht mal e­xplizit eine Playoff-Teilnahme gefordert, das übergeordnete Ziel war die Integration und Entwicklung von Nachwuchsspielern. Dass sich parallel dazu (und mit erstklassigen Ausländern und drei starken Torhütern) auch noch eine Spitzenposition erobern lässt, darf in einer grundsätzlich nachwuchsresistenten Liga (Ausnahmen bestätigen die Regel) als Signal verstanden werden.

Servette ist mit der dichtesten Abwehr der Regular Season (28 Gegentore weniger als Biel) die härteste Knacknuss für Favoriten.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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