Der BLICK-Finalcheck
Der SCB bodigt Zug mit 4:3

Jetzt geht es um den Titel. BLICK nimmt die Finalisten aus Bern und Zug unter die Lupe.
Publiziert: 11.04.2019 um 14:12 Uhr
|
Aktualisiert: 11.04.2019 um 16:51 Uhr
Dino Kessler

Energiereserven

Hm. Wir sprechen hier über bestens betreute Berufssportler in hervorragender Verfassung, die (einige jedenfalls) noch eine Weltmeisterschaft vor sich haben. Energiereserven sind bei den Kaffeesatzlesern im Dunstkreis der Teams ein gern aufgebauschtes Thema, in den Garderoben selbst wird diese Theorie allerdings höchstens von denen bemüht, die sich selbst aus irgendwelchen Gründen Mut zusprechen müssen. Finalisten haben im Verlauf der Meisterrunde Momente des Glücks erlebt und/oder schwerste Widerstände gebrochen. Bessere Energiespender gibt es nicht.
Keine Punkte, 0:0.

«Ich erwarte schönes Hockey»
1:27
Scherwey über Playoff-Final:«Ich erwarte schönes Hockey»

 

Torhüter

Der eine Torhüter ist ein Thema für die lokale Hall of Fame, der Name des anderen fällt, wenn über die fünf besten Schweizer Torhüter überhaupt diskutiert wird. Wer das nicht glaubt, darf zur Bestätigung die Transfermeldungen vom letzten Herbst durchblättern. Im SRF-Interview nach dem Finaleinzug umschifft Vizeweltmeister ­Leonardo Genoni (der aus den Top 5) die delikate Zug-Frage wie ein Monsieur, der über gewisse Dinge nicht spricht. Mal ehrlich: Gab es für zwei Finaltorhüter schon mal eine unangenehmere Situation als die hier?
1:0 für Bern.

Zug-Trainer Dan Tangnes trifft im Playoff-Final auf den SC Bern.
Foto: Keystone
1/12

Trainer

Es ist eine verkehrte Welt: Während Dan Tangnes (Bild) in Zug (nach einem Cupsieg und gewonnenen Playoff-Serien gegen angeschlagene oder überschätzte Gegner) verehrt wird wie ein Sehender unter Blinden, steht Kari Jalonen nach einem Meistertitel, einer Regular Season mit weniger als zwei Gegentoren und der zweiten Finalteilnahme in drei Jahren im Gegenwind einiger vom Leben enttäuschten Berufsnörgler. Da fehlt die Unterhaltung? Och. Das wird sich spätestens in einem halben Jahr ändern: Dann ist Genoni weg und Pestoni da. Die zuletzt erfolgsverwöhnten Berner können von Glück reden, wenn sich Kari Jalonen (Bild) nicht mit dem Pokal unter dem einen Arm, einem hoch erhobenen Mittelfinger und einem schelmischen Lächeln aus dem Berner Staub macht.
Für beide gibts einen Punkt, 2:1 für Bern.

«Wir haben seit zwei Jahren eine Rechnung offen.»
3:17
Tangnes vor dem Playoff-Final:«Wir haben seit zwei Jahren eine Rechnung offen»

 

Abwehr

Die Leistungen von Vizeweltmeister Ramon Untersander waren zuletzt – es gibt kein besseres Wort dafür: über­ragend. Die Spielauslösung? ­Variantenreich, präzise und mit Spielwitz versehen. Und seit Untersander zurück ist, schreibt auch das SCB-Powerplay schwarze Zahlen. Erstaunlich: seine Körpersprache. Untersander strahlt Selbstvertrauen und Überlegenheit aus, was für die Totalverweigerung des Konzepts der Nervosität steht. Untersander ist spitze, die von Alatalo und Diaz dirigierte EVZ-Abwehr überzeugt aber im breit aufgestellten Kollektiv.
Zug gleicht aus, 2:2.

Angriff

Genug Star-Power haben beide. Aber so ausgesprochen raffinierte und formschöne Angriffe wie der EV Zug konnte der SCB in diesem Frühling bisher nur ausnahmsweise bieten. Was bei den Zentralschweizern mit entwaffnender Leichtigkeit erfüllt ist, scheint für die Berner nur mit mühseliger Arbeit möglich: Tore schiessen. Der Schwung des Moments ist bei Zug während einer Woche vor der Glotze zwar nur noch im Rückspiegel zu erkennen, aber diese ­variable und breit ausgewalzte Offensive braucht höchstens
einen kurzen Anlauf, um wieder Fahrt aufzunehmen.
Zug geht in Führung, 2:3.

Erfahrung

Wer zum ersten Mal durch ­einen Lozziwurm krabbelt, erfährt irgendwann, dass an der tiefsten Stelle immer eine Pisslache steht. Eine unbezahlbare Erfahrung, spätestens nach dem dritten Mal klettert man über die Pfütze hinweg. Der EVZ hat sich vor zwei Jahren im Final zwar schon mal nasse Füsse beim SCB geholt (länger zurückzuschauen macht keinen Sinn), aber Widerstände musste er in diesem Frühling bisher noch keine überwinden (hören Sie bloss mit Lausanne auf). Der EHC Biel wirkte im entscheidenden Spiel des Halbfinals wie vom Moment überwältigt, während der SCB mit meisterlicher ­Abgebrühtheit die Lotte flott machte. Lampenfieber gehört zum Geschäft, aber der EVZ darf dem Favoriten keine Schwächen zeigen.
Bern ist wieder dran, 3:3.

Overall

Zug managte den Puck im bisherigen Verlauf der Playoffs stilsicherer als der SCB – auf beiden Seiten des Spielfelds. Im Quervergleich schneidet der SCB im Rückraum trotzdem insgesamt etwas besser ab, einfach darum, weil Genoni erwiesenermassen der bessere und nervenstärkere Torhüter ist. Diese kleine Dysbalance gleicht der EVZ allerdings mit seiner schwungvollen und ­kreativen Offensive wieder aus. Aber da ist ja noch Vizeweltmeister Tristan Scherwey. Und für den ist der Spruch «Mit dem Kopf durch die Wand» keine Metapher für eine besondere Anstrengung, sondern einfach Business as usual.
Punkt und Sieg für Bern, 4:3.

Das meint BLICK: Der SCB kämpft gegen die Zeit

von Stepan Roth

Erstmals seit 2013, als der SC Bern Rivale Fribourg schlug, stehen sich wieder die beiden Ersten der Qualifikation im Playoff-Final gegenüber. Bern gegen Zug. Das ist auch das Duell zwischen jenem Klub, der politisch, wirtschaftlich und sportlich in den letzten Jahren zusammen mit den ZSC Lions an der Macht war, und der starken Kraft der Zukunft.

Die Zuger setzen der Konkurrenz mit ihrer Vorwärtsstrategie zu und sorgen in Bern oder Zürich für säuerliche Bemerkungen. Selbst ohne Goalie Leonardo Genoni (Bern) und Torschützenkönig Grégory Hofmann (Lugano), die im Sommer zum EVZ stossen werden, stehen sie diese Saison im Final.

Sie spielen unter Trainer Dan Tangnes ein modernes, attraktives Eishockey. Die Zeit ist auf ihrer Seite. Klappt es jetzt noch nicht, dann höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahren. Doch noch stemmt sich der SCB gegen den Machtwechsel, ist partout nicht zur Wachablösung bereit. Das musste am Dienstag auch der EHC Biel, ein anderer aufstrebender Klub, als es um alles oder nichts ging, schmerzhaft erfahren.

Die Zeit läuft aber gegen die Berner. Der SCB wird sich nicht mehr lange als eine der ersten Eishockey-Adressen des Landes halten können, wenn er nicht neue Mittel findet, um in den Sport investieren zu können. In dieser Saison haben sie noch eine Mannschaft, einen Goalie und einen Trainer, welche die Qualität haben, um den Lauf der Zeit noch etwas aufzuhalten.

von Stepan Roth

Erstmals seit 2013, als der SC Bern Rivale Fribourg schlug, stehen sich wieder die beiden Ersten der Qualifikation im Playoff-Final gegenüber. Bern gegen Zug. Das ist auch das Duell zwischen jenem Klub, der politisch, wirtschaftlich und sportlich in den letzten Jahren zusammen mit den ZSC Lions an der Macht war, und der starken Kraft der Zukunft.

Die Zuger setzen der Konkurrenz mit ihrer Vorwärtsstrategie zu und sorgen in Bern oder Zürich für säuerliche Bemerkungen. Selbst ohne Goalie Leonardo Genoni (Bern) und Torschützenkönig Grégory Hofmann (Lugano), die im Sommer zum EVZ stossen werden, stehen sie diese Saison im Final.

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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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