Tigers-Berger vor Tatzen-Derby
«In Bern war jede Niederlage eine kleine Krise»

Das Tatzen-Derby zwischen den SCL Tigers und dem SC Bern wird am 2. Januar im Stade de Suisse unter freiem Himmel ausgetragen. Die beiden Captains Pascal Berger (Langnau) und Simon Moser (Bern) sprechen über die spezielle Affiche.
Publiziert: 02.01.2019 um 01:10 Uhr
|
Aktualisiert: 21.01.2019 um 12:13 Uhr
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Wann haben Sie das letzte Mal unter freiem Himmel gespielt?
SCL-Captain
Pascal Berger: Das dürfte beim letzten Tatzen-Derby gewesen sein.
SCB-Captain Simon Moser: (überlegt lange) Ich kann mich nicht erinnern. Vermutlich als Junior bei Brandis. Als Kind war ich ständig draussen. Im Sommer spielten wir auf dem Pausenhof Fussball. Im Winter verwandelten wir den Platz in ein Eisfeld. Zudem ging ich Hornussen.
Berger: Ich bin in Burgdorf direkt neben der Eisbahn aufgewachsen. Damals gab es noch kein Dach. Hatte ich keine Schule, war ich von morgens bis abends dort. Bei jedem Wetter. Am Mittwochnachmittag durfte man nur Schlittschuh laufen. Da hatte ich keine Freude.
Moser: Wir hatten in Schlosswil kein Eis. Ich brauchte jemanden, der mich fuhr. Oder dann nahmen meine Brüder und ich das Postauto.

Was haben Sie für Erinnerungen ans Tatzen-Derby?
Berger: Ich spielte 2007 beim SCB. Das wird wieder cool. Von der Garderobe bis ins Stade de Suisse sind es vielleicht 300 Meter. Trotzdem fuhren wir mit dem Car rüber. Der Weg aufs Eis dauerte länger als üblich. Zudem war die Atmosphäre speziell. 30'000 Leute befanden sich im Stadion und dennoch nahm man sie kaum wahr. Man hörte uns auf dem Eis reden. Weshalb hast eigentlich du nicht gespielt?
Moser: Weil ich zu schlecht war. Meine Brüder Christian und Stephan spielten. Ich kam erst später zu ersten Einsätzen und musste als Langnau-Junior in der Champions Lounge oben Schals, Kappen und andere Fanartikel verkaufen. Doch ich hatte Glück und konnte das Spiel schauen. Andere standen vor dem Stadion oder in den Gängen.

Und Sie konnten etwas sehen?
Moser:
Den Puck sah man tatsächlich nicht oft. Aber als Spieler weiss man, wo man ungefähr hinschauen muss. Man muss halt mitdenken.

Das Stade de Suisse verwandelt sich für das Tatzen-Derby in ein Hockey-Stadion.
Foto: Keystone
1/6

Was haben Sie für einen Bezug zum Fussball?
Berger:
Ich kenne ein paar Spieler. Wir haben einen Mittagstisch ins Leben gerufen, tauschen uns aus.

Verraten Sie uns, um wen es sich handelt?
Berger:
Zunächst waren es Wuschu (YB-Sportchef Christoph Spycher, damals noch Spieler Anm. d. Red.), Stéphane Chapuisat und Raphaël Nuzzolo und von SCB-Seite Philippe Furrer, Ivo Rüthemann und ich. Dann kam Marco Bührer dazu. Die Gruppe wurde immer grösser. Und nun sind auch Steve von Bergen , Ramon Untersander und ‹Mösu› dabei.

Wie unterscheidet sich das Leben eines Fussballer mit jenem eines Hockey-Spielers?
Moser:
Sie reagierten überrascht, als sie hörten, dass wir unsere Ausrüstung und die Trikots selbst mitnehmen müssen. Bei ihnen liegt jeweils alles in der Kabine bereit. Sie hingegen erzählen davon, wie sie vor Spielen in Hotels einchecken. Wir fahren hin, spielen und kehren wieder heim.

Schauen Sie sich Fussballspiele an?
Berger:
Wenn möglich, besuche ich die YB-Spiele. Es freut mich, hat es endlich geklappt mit dem Titel.
Moser: Ich schaue sie mir im Fernsehen an. YB ist derzeit in aller Munde in Bern. Aber das haben sie sich verdient.

Spielen Sie Fussball, um sich aufzuwärmen?
Berger: Nicht wirklich. Es ist gefährlich, wenn ich spiele.
Moser: Aber lustig. Als wir in Bern während den Sommertrainings Fussball spielten, standen Päscu und ich in der Abwehr...
Berger: ... Und waren eine Wand!

Sie spielten beide beim Gegner. Wie gross sind die Mentalitätsunterschiede?
Berger: Gross. Als ich nach Langnau kam, hiess es nach Niederlagen gegen Bern: ‹Kein Problem. Gegen den SCB darf man verlieren.› In Bern aber war jede Niederlage immer eine kleine Krise. Man ist im Selbstverständnis stets Favorit, also muss man stets gewinnen. Wir sind in Langnau dran, die Mentalität zu verändern. Wir sind auch jemand. Natürlich kann Bern mit der grösseren Kelle anrühren. Aber mit Geld alleine wirst du nicht Meister.

Und trotzdem holten zuletzt immer dieselben Teams den Titel.
Berger:
Nun gut, sonst würde ja etwas nicht stimmen. Zug muss früher oder später auch Meister werden.

Gab es nach Ihrem Wechsel viele negative Reaktionen?
Berger:
Eigentlich nicht.
Moser: Bei mir schon eher. Wenn du als Captain von Langnau nach Bern wechselst, kommen nicht nur Glückwünsche. Insbesondere wenn du abgestiegen bist. Die NLB war für mich keine Option. Es war ein Olympia-Jahr und ich wollte mich in Übersee versuchen.

Es gab abenteuerliche Vorwürfe. Sie wurden kritisiert, weil Sie nicht in Langnau wohnten.
Moser:
Eben. Von überall her kamen Dinge, die mit der Sache nichts zu tun hatten. Leute in meinem Umfeld haben sich darüber geärgert, weil sie gesehen haben, was ich trotz allem für den Verein geleistet habe. Sie empfanden die Kritik als unfair.
Berger: Simu ist einfach ein guter Spieler. Solche Spieler wollen die Fans in ihren Teams sehen. Geht einer, heisst es halt: ‹Du bisch e huere Lööu!› Es gab auch Leute, die meinen Wechsel nicht verstanden.
Moser: Schaut man sich die Entwicklung an, war es sicher richtig. Du bist jetzt der Leader in Langnau. Man sollte nicht zu viel darauf geben, was andere sagen.

Wie haben Sie sich in den drei Jahren in Langnau verändert?
Berger:
Ich wurde reifer, überlegter, abgeklärter. In den zehn Jahren in Bern bin ich stets mit dem Strom mitgeschwommen. Ich hatte zwar Ambitionen, aber die Hierarchien waren nicht so, dass ich den nächsten Schritt hätte machen können.

Wie sehen Sie Ihre Entwicklung seit dem Abstieg?
Moser:
Es war sicher nicht optimal, dass ich damals in Langnau zum Captain ernannt wurde und beim Saisonstart aufgrund einer Verletzung nicht beim Team war. Vielleicht war ich auch zu jung. Martin Plüss hat mir in Bern die Augen geöffnet und gezeigt, was es braucht, ein Leader zu sein. Plüss war vom Umgang und vom Wesen her eine Inspiration. Seine Anwesenheit brachte jeden Spieler weiter.

Das meint BLICK: Hockey unter freiem Himmel ist echter

Die Bühne ist riesig, wenn die SCL Tigers und der SC Bern am 2. Januar um 15.45 Uhr das Schweizer Eishockeyjahr im Stade de ­Suisse eröffnen.

Doch nicht nur die Aussicht auf einen Mega-Event mit Show, Gölä-Gastauftritt, ­Legendenspiel und bis zu 30 000 Zuschauern macht den Reiz des zweiten Tatzen-Derbys nach 2007 in der Berner Fussballarena aus.

Hockey unter freiem Himmel ist purer, echter. Wenn man die Schlittschuhe schnürt und raus an die Kälte geht, sodass jeder Atemzug sichtbar wird, kribbelt es wohlig im Inneren.

Dann ist Eishockey nicht mehr der Sport, den man inzwischen zwölf Monate im Jahr betreiben kann. Dann ist es Wintersport in seiner ursprünglichen Form.

Leuchtende Augen und Spass

Bei der Freiluftpartie kommen bei vielen Spielern Erinnerungen an die Kindheit auf, als sie stundenlang dem Puck nachhetzten, kein Trainer taktische Vorgaben machte und niemand auf die Uhr schaute. Ohne Druck und Müssen, nur aus Spass an der Freude. Unter ­solchen Bedingungen entstand oft ihre Leidenschaft für diesen Sport, den sie inzwischen für gutes Geld als harten Beruf mit Entbehrungen ausüben.

Die Spieler werden auch im ­Stade de Suisse leuchtende ­Augen und Spass haben. Und die Zuschauer bestimmt auch. Deshalb möchten wir Sie mit dem Extra auf diesen speziellen Anlass einstimmen. (SR)

Die Bühne ist riesig, wenn die SCL Tigers und der SC Bern am 2. Januar um 15.45 Uhr das Schweizer Eishockeyjahr im Stade de ­Suisse eröffnen.

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