Nathan Gerbe, 163 cm
Von diesem Zwerg erwartet Servette Grosses

Der ehemalige NHL-Center Gerbe soll Servette auf Vordermann trimmen. Er ist der kleinste Spieler der Liga.
Publiziert: 21.10.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:58 Uhr
Dino Kessler

Lügen haben kurze Beine. Campingtisch. Opfer fürs Zwergewerfen. Flachwitze dieser Art bekommt Nathan Gerbe andauernd zu hören. Und als Supplement noch derbere Sprüche. Der Amerikaner misst fünf Fuss und vier Inches. Umgerechnet und aufgerundet sind das 163 cm. Klein für einen Mann. Sehr klein für einen Eishockeyspieler. Geradezu winzig für einen Eishockeyspieler in der NHL. Trotzdem bringt es der 29-Jährige Amerikaner auf rund 400 Spiele in der besten Liga der Welt.

Sein Trick: Speed. Härte. Physische Präsenz. Mentale Widerstandskraft. Und Prävention: «Ich suchte mir jeweils den grössten Gegenspieler aus und verpasse ihm bei der ersten Gelegenheit einen Crosscheck», sagt Gerbe in einem Beitrag der «Players Tribune». Ist er auch mit Zdeno Chara so verfahren? Der Captain der Boston Bruins ist mit 205 cm der Gigant der NHL. «Den hätte ich schon umhauen können, allerdings nur, wenn er gerade zur Seite blickt.»

Sein Körper sollte einen Menschen nicht daran hindern, sein Ziel zu erreichen, sagt Gerbe. «Ein paar Zentimeter können doch nicht über deine Zukunft entscheiden.»

David vs. Goliath: Zwischen den NHL-Extremen Nathan Gerbe (1,63 m) und Zdeno Chara (2,05 m) liegen satte 42 Zentimeter.
Foto: Getty Images

Unten durch muss Gerbe, seit er auf dem Eis steht. Buchstäblich. Da sind die permanenten Zweifel. Und da ist der Trashtalk, die verbalen Prügel, die Provokationen. «Du wirst beschimpft, sie sorgen dafür, dass du dich fühlst wie das letzte Stück Dreck.» Und wie geht man dagegen an? «Lachen, nicht heulen. Grinsen, nicht zuschlagen.»

«Normal» grosse Sportler müssten die Zweifler nur einmal zum Schweigen bringen, kleine wie er hingegen immer wieder von Neuem. Auch in der Schweiz wird Gerbe der Kleinste im Umzug sein. Kürzer noch als EVZ-»Zauberzwerg» Lino Martschini (167 cm), der sich in der Liga längst Respekt verschafft hat.

Gerbe wurde schon im Kindesalter auf Widerstand getrimmt. Sein Vater liess ihn in Oxford (Michigan) einen Chevrolet-Kleinlaster schieben oder auch mal nach einem Spiel neben dem Auto nach Hause laufen. Ein Konditionstest als Abhärtung. «Meine Eltern wussten, dass mir das später helfen würde, mein Ziel zu erreichen. Und das war immer die NHL.»

Buffalo. Carolina. Ziel erreicht. Acht Saisons. Zuletzt war er bei den New York Rangers unter Vertrag (600'000 Dollar), wurde aber in die AHL abdetachiert. Den Weg nach Genf hatte er schon im Sommer vorgespurt, auf die zweite Liga hatte er keine Lust. Die Servette-Premiere? Sobald die Spielberechtigung eintrifft.

Die Grössten in der NLA
1. Colin Fontana  (Lugano)  2,01
2. Romain Chuard  (Servette) 1,98
Ryan Gardner  (Lugano) 1,98
Philipp Wetzel  (Biel) 1,98
5. Eliot Antonietti  (Servette) 1,96
6. Igor Jelovac (Ambri) 1,95
Gilles Senn (Davos) 1,95
8. Fabien Currit  (SCL Tigers) 1,94
Reto Schäppi  (ZSC Lions) 1,94
Dave Sutter (Biel) 1,94

Die Kleinsten in der NLA
1. Nathan Gerbe (Servette) 1,63
2. Lino Martschini  (Zug) 1,67
3. Ryan Lasch (Bern) 1,70
4. Eliot Berthon (Ambri) 1,71
5. Mark Arcobello (Bern) 1,73
Andrej Bykow  (Fribourg) 1,73
Kevin Fey (Biel) 1,73
Steve Kellenberger (Kloten) 1,73
Jacob Micflikier (Biel) 1,73
Inti Pestoni (ZSC Lions) 1,73
Julian Schmutz (Biel) 1,73
Mathieu Tschantré (Biel) 1,73

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