Colorado-Stürmer Sven Andrighetto
«Mein Auto ist der grösste Luxus»

Nach schwierigen Zeiten in Montreal hat der Zürcher Stürmer Sven Andrighetto (24) in Denver ein neues Zuhause gefunden.
Publiziert: 07.12.2017 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:10 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Denver

Steve Yzerman war Sven Andrighettos Kindheitsidol. Als der legendäre Center mit der Nummer 19 im Frühling 2002 mit den Detroit Red Wings in der Halbfinal-Serie Titelverteidiger und Erzrivale Colorado Avalanche abschoss, lebte der neunjährige Sven mit seinen Eltern in Bassersdorf. In der Zwischenzeit hat sich dieser «Züri-Bueb» ausgerechnet bei dem Klub zu einer grossen Hoffnung entwickelt, welcher vor 15 Jahren von Yzerman und Co. als Stanley-Cup-Champion entthront wurde – Andrighetto stürmt seit neun Monaten in Denver für die Colorado Avalanche. In dieser Zeit hat der Flügelstürmer mit der Nummer 10 zehn Tore und 19 Assist produziert.

Andrighetto vor der Skyline «Mile High City» Denver.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Ziemlich verträumt schaut er auf die Skyline von Denver: «Ich bin sehr glücklich hier. Es läuft nicht nur sportlich gut, die Lebensqualität in dieser Region ist sehr hoch. Ich kann von hier aus in die Berge sehen, es scheint meistens die Sonne und die Temperaturen sind auch im Winter sehr mild.»

Andrighetto setzt sich an diesem Dezembertag zum Mittagessen auf die Terrasse des Restaurants «Ocean Prime» am gemütlichen Larimer Square. Er gönnt sich ein Lachsfilet mit Reis. Das Thermometer kratzt die 16-Grad-Marke.

«Bei Montreal nie richtig integriert»

Im letzten Jahr musste sich der einstige ZSC-Junior um dieselbe Zeit noch in einem deutlich unterkühlteren Umfeld behaupten. Der Mann mit dem Spitznamen «Ghetto» stand damals in Montreal unter Vertrag. Und bei den Canadiens haben ihm nicht nur die Minus-Temperaturen in der Stadt, sondern auch das frostige Ambiente in der Team-Garderobe zu schaffen gemacht. «Ich fühlte mich bei den Canadiens nie richtig integriert, ich bin mir dort immer wie ein Lückenbüsser vorgekommen», offenbart Andrighetto.

Deshalb wird er seinem Agenten Andy Rufener ewig dankbar dafür sein, dass er ihm eine Vertrag bei Colorado aushandelte: «Als ich im letzten März hier gelandet bin, gehörten die Avalanche zwar zu den schlechtesten NHL-Teams. Trotzdem habe ich mich hier auf Anhieb viel wohler als in Montreal gefühlt. Man hat mir sofort zu spüren gegeben, dass man hier auf mich setzt.»

Andrighetto ist seinem Agenten André Rufener dankbar, dass er ihm einen neuen Vertrag bei Colorado ausgehandelt hat.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Dankbar für klare Ansage des Trainers

Doch vor ein paar Wochen dreht für Andrighetto auch in Denver zumindest kurzfristig der Wind. Nachdem er in den ersten sechs Spielen drei Tore und drei Assists gebucht hatte, wird er am 22. November beim Spiel gegen Dallas plötzlich auf die Tribüne verbannt. «Headcoach Jared Bednar hat mir klipp und klar mitgeteilt, dass er nach dem guten Start nicht mehr zufrieden mit meinem Spiel ohne Puck sei. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er so deutlich mit mir gesprochen hat. Auch solch klärende Gespräche haben mir in Montreal gefehlt.»

Downtown Denver: In der Larimer Street geniesst Andrighetto die Sonne und die Reize der Stadt.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Nach dem Denkzettel hat Andrighetto in seinem Spiel sofort die entsprechenden Korrekturen angebracht und erhält jetzt auch wieder ordentlich Eiszeit.

Damit kann der Sohn eines Treuhänders auch seinem Jahresgehalt von 1,25 Millionen Dollar gerecht werden. Wie geht ein 24-Jähriger mit so viel Geld um? «Eigentlich bin ich ein eher sparsamer Mensch. Aber den Luxus eines Mercedes der G-Klasse habe ich mir trotzdem geleistet.»

Der Stürmer mit der Nummer 1o schwingt sich über die Bande.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Andrighettos Traumauto hat rund 150'000 Franken gekostet und verbirgt 700 PS unter der Haube. «Ich habe mit diesem Auto sehr viel Spass, obwohl ich es hier aufgrund der Höchstgeschwindigkeit von 75 Meilen pro Stunde nicht wirklich ausreizen kann.»

Football, Baseball oder Tennis im Park

75 Meilen entsprechen 120 km/h. Andrighettos Fahrt vom pulsierenden Stadtzentrum bis zu seinem Wohnort am Stadtrand dauert eine Viertelstunde. «Mein Haus steht in einer Wohnsiedlung, die an einen herrlichen Naturpark grenzt. Ich mag die Ruhe hier. Und hier wohnen einige meiner Teamkollegen. Wir spielen im Park oft gemeinsam Football, Baseball oder Tennis. Das stärkt den Zusammenhalt in unserer Mannschaft noch mehr.»

Im Fokus des BLICK-Fotografen: Sven Andrighetto in Denver.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Und dieser neue Teamgeist macht sich in der Tabelle bemerkbar. Die Avalanche, die in der letzten Saison in 82 Spielen gerade Mal 48 Punkte ergattert haben, weisen nun nach 27 Spielen 26 Punkte auf. Damit liegen sie derzeit lediglich vier Punkte hinter einem Playoff-Platz.

Ein ganz besonders Spiel stand für Andrighetto in der Nacht auf Freitag auf dem Programm, in Tampa Bay, wo Andrighettos Jugendidol Yzerman jetzt General Manager ist. Colorado unterliegt zwar 2:5, doch Andrighetto glänzt mit dem Assist zum 2:2, schon der achte in dieser Saison.

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