Direkte Folge der sechs Ausländer
Zu wenige junge Talente – Nati sagt Prospect-Camp ab

Das Prospect-Camp soll junge Spieler an die Nati heranführen. Nun hat der Verband den Sommer-Anlass für dieses Jahr gestrichen. Ein deutliches Alarmzeichen!
Publiziert: 04.07.2023 um 14:36 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2023 um 09:04 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Das Prospect-Camp fand erstmals im Sommer 2017 statt. Die Grundidee: Jungen Spielern unter 25 Jahren soll der Übertritt von den Junioren-Auswahlen in das A-Nationalteam erleichtert werden. Sie sollen mit dem Spielsystem von Trainer Patrick Fischer (47) vertraut gemacht werden sowie dieses vertiefen können und man soll einander besser kennenlernen.

Immer wieder nutzten auch NHL-Stars wie Nico Hischier (24), Timo Meier (26) und Jonas Siegenthaler (26) das Prospect-Camp, um im Rahmen ihrer Saisonvorbereitung mit einem Team auf dem Eis trainieren zu können. Für die jungen Nati-Neulinge war es natürlich eine zusätzliche Motivationsspritze, mit ihren Vorbildern auf dem Eis zu stehen und von ihnen direkten Anschauungsunterricht zu erhalten.

In den vergangenen sechs Jahren trafen sich Talente mit Nati-Perspektiven stets zum Prospect-Camp.
Foto: keystone-sda.ch
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Nur drei Spieler kamen infrage

Doch damit ist es nun vorerst vorbei. Swiss Ice Hockey hat das Prospect-Camp in diesem Jahr abgesagt. Nati-Direktor Lars Weibel (49) begründet: «Es gibt aktuell von allen Prospect-Kandidaten drei Spieler, die etwa 10 Minuten Eiszeit haben. Diese drei Spieler können wir auch in die bestehenden Nati-Programme während der kommenden Saison integrieren. Alle anderen haben aktuell in ihren Vereinen deutlich zu wenig Eiszeit. Da ist der Sprung, sie bei uns einzubauen und auf die WM vorzubereiten, zu gross. Spielpraxis ist essenziell.»

Es ist ein deutliches Alarmzeichen, dass ein Jahr nach der Erhöhung der Zahl der einsetzbaren Ausländer in der National League von vier auf sechs das Prospect-Camp mangels junger Talente abgesagt werden muss. «Es ist logisch, dass da ein Kausalzusammenhang besteht», sagt auch Weibel. Trotzdem ist es ihm wichtig, zu betonen, dass das Prospect-Camp nicht abgeschafft, sondern nur für dieses Jahr ausgesetzt wird. «Es ist ein sehr wichtiges Programm für uns. Aber wir müssen die weitere Entwicklung abwarten und je nachdem ein anderes Gefäss finden, das glaubwürdig ist und Sinn macht.» Er denkt dabei zum Beispiel an ein Camp auf U20-Stufe.

Rückschritt drei Jahre vor Heim-WM

Das Prospect-Camp wurde 2017 auch mit der Idee ins Leben gerufen, Talente im Hinblick auf die Heim-WM 2020 in die Nati zu integrieren. Wegen der Pandemie musste diese dann bekanntlich jedoch abgesagt werden. Doch das Prospect-Camp blieb, wurde sogar im Corona-Sommer 2020 unter erschwerten Bedingungen abgehalten und entwickelte sich zum traditionellen Termin. Insgesamt gab es sechs Austragungen in Folge. Zunächst in der Postfinance-Arena in Bern, später am OYM in Cham ZG. Dass nun der Anlass ausgerechnet drei Jahre vor der nächsten geplanten Heim-WM 2026 in Zürich und Freiburg nicht stattfindet, ist als grosser Rückschritt zu werten.

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