Mitverantwortlich ist sein Sohn
Darum will Handball-Legende Schärer Hockey-Boss werden

Einst hat Stefan Schärer die Schweizer Olympia-Delegation als Fahnenträger angeführt. Nun soll er im Eishockey als neuer Boss vorangehen.
Publiziert: 21.06.2023 um 00:12 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Am Mittwoch wird an der gemeinsamen Sitzung der Klubs der National League und der Swiss League der Kandidat für die Nachfolge von Michael Rindlisbacher (67), dem abtretenden Verwaltungsratspräsidenten der Swiss Ice Hockey Federation (SIHF), nominiert. Alles deutet darauf hin, dass es Stefan Schärer (58) ist. Und dieser im September an der Verbands-Generalversammlung offiziell zum neuen Hockey-Boss gewählt wird.

Stefan Schärer ist ein bekannter Name. Allerdings nicht im Eishockey. Der in Luzern wohnhafte Aargauer ist eine Handball-Legende. Er bestritt für die Schweiz über 200 Länderspiele, erreichte 1993 mit der Nati an der WM den sensationellen 4. Platz und war ihr Captain an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Dort hatte er auch die Ehre, die Schweizer Delegation an der Eröffnungsfeier als Fahnenträger anzuführen. Sein Name kann daher in diesem Zusammenhang im selben Atemzug wie jener von Roger Federer genannt werden, der an den Olympischen Spielen 2004 und 2008 die Schweizer Fahne trug.

Mehr in Eis- als in Handballhallen

Schärer begann seine Handball-Karriere bei Endingen, spielte später für Amicitia Zürich und Pfadi Winterthur. Insgesamt wurde er in den 80er- und 90er-Jahren neunmal Schweizer Meister und prägte als Schlüsselspieler die grossen Jahre der beiden Zürcher Vereine. Nach seiner Spielerkarriere war er von 2002 bis 2006 Präsident von Pfadi Winterthur, 2009 dann auch noch kurz Sportchef der Handball-Sektion von GC.

Stefan Schärer soll neuer Verwaltungsratspräsident der SIHF werden.
Foto: zVg
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Und nun soll die Handball-Legende also der oberste Hockey-Boss werden. Wie kommt es dazu? «Ich war in den letzten 15 Jahren mehr in Eishallen als in Handballhallen. Ich fühle mich dem Eishockey sehr nahe», sagt Schärer zu Blick. Dies, weil sein Sohn Matteo (26) Eishockey spielt. Zunächst im Nachwuchs von Winterthur und Kloten, inzwischen in der 1. Liga bei Wil. «Eishockey und Handball sind beides zwei sehr dynamische Mannschaftssportarten und sich ähnlich», glaubt Schärer.

Kontakt entstand auf beruflichem Weg

Eishockey habe ihm immer gefallen und eigentlich, so findet er, hätte er aufgrund seiner körperlichen Konstitution als bulliger Typ mit einer Grösse von 180 cm fast besser zum Eishockey gepasst als zum Handball. «Doch als Sohn eines Handballlehrers in Endingen, ohne Eishalle in der Nähe, war das aussichtslos.» Er habe sich aber sehr gefreut, als sein Sohn unbedingt Hockey spielen wollte und ihn mit viel Freude auf diesem Weg begleitet.

Schärers Kontakte zum Hockeyverband und sein Interesse an der Rindlisbacher-Nachfolge sind jedoch nicht in einer Eishalle, sondern durch sein berufliches Umfeld als Unternehmer entstanden. Der Verwaltungsrat eines National-League-Vereins, mit dem er auf geschäftlicher Ebene intensiv zu tun hatte, habe eine entsprechende Anfrage an ihn gestartet. Und Schärer war sogleich Feuer und Flamme: «Sie hat mein Sport-Herz getroffen.»

Vom Sportler zum Unternehmer

Schärer ist ein kommunikativer Macher, der etwas bewegen will. So hat er als ehrgeiziger Sportler funktioniert und so funktioniert er auf beruflicher Ebene. Er war mitunter für Ringier Digital und als CEO von ImmoScout24 sowie Moneyhouse tätig. Seit 2017 ist Schärer als Unternehmer, Investor und Verwaltungsrat beschäftigt, unter anderem als Verwaltungsratspräsident der von ihm gegründeten, aber inzwischen weiterverkauften Houzy AG in der digitalen Immobilienbranche und der Credit Exchange AG (Hypotheken-Marktplatz).

Es würde Schärer gemäss eigenen Aussagen enorm reizen und sein Leben bereichern, durch dieses Mandat als Verwaltungsratspräsident bei der SIHF in den Sport zurückkehren. Insider gehen davon aus, dass diese Rückkehr bevorsteht und seine Wahl eigentlich nur noch Formsache ist. Stefan Schärers Auftritt bei der Vorstellungsrunde soll sehr überzeugend gewesen sein.

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