Hat der SCB die Bodenhaftung verloren?
«Da fehlte die gute Schweizer Bescheidenheit»

Der SCB hat den Vorteil gegen Zug verspielt. Trainer Mario Kogler stört sich ob den Aussagen einzelner Spieler.
Publiziert: 18.04.2021 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2021 um 10:47 Uhr
Angelo Rocchinotti

Abhaken. Nach vorne schauen. Spiel für Spiel nehmen. Für gewöhnlich überbieten sich Trainer und Spieler in den Playoffs im Phrasendreschen. Ganz anders der SCB. Er geizte nicht mit markigen Worten, versuchte früh, den scheinbar übermächtigen Gegner, der ganze 63 Punkte mehr holte, mit Sticheleien zu verunsichern.

«Die werden schon noch nervös, keine Angst», meinte etwa Stürmer Jan Neuenschwander. Man müsse hart spielen, forderte Ramon Untersander. «Unser physisches Spiel mögen sie nicht», so der Verteidiger. «Sie schlagen den Puck weg, nur um keine weiteren Checks mehr zu kassieren», ergänzte Mika Henauer. Bloss: Die Einschüchterungstaktik scheint nicht aufzugehen.

«Die Berner können sagen, was sie wollen. Wir gewinnen nichts, wenn wir uns auf solche Diskussionen einlassen», gab sich EVZ-Coach Dan Tangnes in der «Luzerner Zeitung» unbeeindruckt. Und genauso abgeklärt trat Zug im dritten Spiel am Samstag (3:0) auch auf, bestand den mentalen Härtetest nach der 2:6-Klatsche mit Bravour.

Auf und davon: SCB-Stürmer Jan Neuenschwander kann Tobias Geisser nicht stoppen.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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«Nicht mit Worten markieren»

«Wie will man das erklären?», fragt Untersander rhetorisch. «Es lag an uns. Wir brachten nicht mehr dieselbe Intensität hin.» Der Nati-Back mutmasst: «Vielleicht waren die Emotionen zu hoch. Vielleicht fühlten wir uns zu gut und kamen so den entscheidenden Schritt zu spät. Dabei sprachen wir noch davon, dass die Emotionen stets ausbalanciert sein sollten.»

Trainer Mario Kogler spricht gar von Überheblichkeit. «Die Aussagen einzelner Spieler in den Medien haben mir nicht gefallen. Da fehlte die gute Schweizer Bescheidenheit. Dieses ‹am Boden bleiben› war nicht bei allen da», kritisiert der Österreicher. «Es gibt nichts Schöneres, als der Underdog zu sein und dann zu überraschen. Aber man braucht nicht mit Worten zu markieren.»

Man müsse sich wieder auf die eigenen Tugenden besinnen. «Viel laufen und den Körper einsetzen. Das ist ermüdend und verlangt einen gewissen Zoll von jedem. Doch wenn wir gewinnen wollen, müssen wir genau das tun. Denn Zug ist einfach besser», sagt Kogler.

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