Gaydoul verkauft Kloten Flyers
«Meine Mission ist zu Ende»

Flyers-Retter Philippe Gaydoul (43) erklärt, warum er den Klub jetzt verkauft hat.
Publiziert: 29.04.2015 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:31 Uhr
Von Felix Bingesser

Blick: Philippe Gaydoul, Sie haben die Kloten Flyers gerettet. Verlassen Sie jetzt das sinkende Schiff?
Philippe Gaydoul: Ganz und gar nicht! Ich war da, als ein 80-jähriger Traditionsverein in arger Schieflage war. Wenn die Kloten Flyers in Konkurs gegangen wären, wäre dies ein riesiger Verlust für das Schweizer Hockey gewesen. Ich habe immer gesagt, dass dieses Engagement für mich eine zeitlich beschränkte Mission ist. Und ich laufe ja nicht einfach weg. Ich bleibe Verwaltungsrat und damit auch weiter in der Verantwortung. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass es vernünftiger ist, wenn ein Klub nicht auf Dauer von einer einzelnen Person abhängig ist.

Sie verkaufen an ausländische Investoren. Da denken wir an Leute wie Bulat Tschagajew und Volker Eckel.
Glauben Sie, dass ich das Schicksal der Flyers in Hände von Scharlatanen lege? Nie und nimmer. Und es gibt ja auch positive Beispiele. Die Anschutz-Gruppe hat einst bei Genf-Servette investiert. Und es hat geklappt.

Wer garantiert den Anhängern, dass es mit den kanadischen Investoren auch in Kloten klappt?
Garantien gibt es keine. Aber die ganze Übernahme ist gut vorbereitet. Die neuen Kloten-Besitzer sind solvente und seriöse Partner aus Kanada, dem Mutterland des Eishockeys. Sie haben klare Visionen und werden den Klub weiterentwickeln. Ferner haben sie in Portland schon bewiesen, dass sie einen Klub sanieren und auf neue Beine stellen können.

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Sie mussten jedes Jahr ein strukturelles Defizit decken und haben rund 20 Millionen Franken in Kloten investiert. Was kann das Motiv von Investoren sein, in den Schweizer Sport zu investieren?
Die Hockey-Schweiz war seit Jahren im Fokus dieser Investoren. Spieler wie Niederreiter, Sbisa und Bärtschi wurden da auf die NHL vorbereitet. Sie glauben an den Schweizer Nachwuchs und waren schon länger auf der Suche nach einer Möglichkeit, in der Schweiz einen Klub zu übernehmen. Es spricht doch für das Niveau unseres Eishockeys, dass Kanadier hier investieren.

Investoren wollen Geld verdienen. Aber im Schweizer Sport kann man kein Geld verdienen, da kann man nur Geld verlieren.
Ganz offensichtlich sehen die Kanadier dies anders. Ich bin überzeugt, dass sie das Geschäft in allen Bereichen verstehen. Auch punkto Show und Unterhaltung bringen sie aus Kanada ganz neue Impulse mit. Diesbezüglich stecken wir in der Schweiz ja noch in Kinderschuhen.

Nochmals: Im Schweizer Sport verdient nur der FC Basel Geld.
Ja. Aber vor allem dank Transfererlösen und der Champions League. Diese Einnahmemöglichkeiten gibt es im Hockey nicht. Die neuen Besitzer haben alles genau analysiert, sie haben ihren Plan. Und es gibt sicher Synergieeffekte mit ihrem Klub in Kanada.

Sie haben in drei Jahren in Kloten eine Berg- und Talfahrt erlebt.
Ja, das ist so im Sport. Und das macht ihn auch so faszinierend. Wir hatten im ersten Jahr einen schwierigen Start, sind im zweiten Vizemeister geworden. Die letzte Saison hingegen war wieder harzig.

Sie haben auch einiges einstecken müssen. Hat Sie die Kritik getroffen?
Ich habe gelernt, damit umzugehen. Der BLICK hat mich damals, als ich noch Verbandspräsident war, aufgefordert: Wann entlassen Sie Sean Simpson? Wir hielten trotz grossen Drucks an Simpson fest, dann wurde er Vize-Weltmeister.

Werden Ihnen diese Emotionen aus dem Sport nicht fehlen?
Ich bleibe Verwaltungsrat und behalte mein Sportlerherz.

Sie hätten jetzt Zeit für ein neues Engagement. Beispiels­weise im Fussball, bei GC.
Das musste ja kommen. Das ist derzeit überhaupt kein Thema.

Man soll nie nie sagen.
Stimmt.

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