Die Leidenschaft fürs Hockey äussert sich bei Visp-Sportchef Bruno Aegerter so: «Auf der Tribüne verzweifle ich manchmal schier, wenns auf dem Eis nicht läuft.» Oder: «Manchmal drehe ich sogar vor dem TV innerlich durch, wenn ich ein Spiel schaue.» Eine Laufbahn als Trainer einzuschlagen, das hat den Zürcher schon vor über vier Jahrzehnten gepackt.
Als 20-Jähriger coacht er die Elite-Junioren der GCK Lions und spielt noch in deren Fanionteam. Insgesamt 17 Jahre kann der Klub auf seine Dienste zählen. In jener Zeit, etwa Mitte der 80er Jahre, kreuzen sich erstmals die Wege von Aegerter und HCD-Trainer Arno Del Curto (61), der in jener Zeit den SC Küsnacht trainiert. Und sie sollten sich fast 30 Jahre später erneut kreuzen.
Dazwischen jedoch, da schwört Aegerter dem Hockey kurzzeitig ab. Schweizer Trainer haben in unseren Ligen Ende der 90er Jahre einen schweren Stand. «Deshalb brauchte ich eine Auszeit», erinnert sich Aegerter. Gerade als Del Curto seine erste Saison mit dem HC Davos hinter sich hat, verabschiedet sich Aegerter 1997 für drei Jahre nach Florida.
Und macht etwas ganz Anderes: Aegerter kauft einen Nachtklub, veranstaltet mehrmals wöchentlich Live-Konzerte, sogar die Band «Nickelback» spielt beim Schweizer! «Ich liebte Musik», erzählt Aegerter, «gleichzeitig vermisste ich das Hockey.»
Darum kehrt er als Trainer in seine Heimat zurück und heuert 2000 ein erstes Mal bei Visp an. Weil er im Wallis die Chance sieht, etwas aufbauen zu können. «Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen. Obwohl ich ein komischer Kerl aus Zürich mit Hawaiihemd war.» Auch darum fühlt sich die diesjährige Rückkehr für den 62-Jährigen wie ein Heimkommen an. «Als wäre ich erst gestern weggegangen.» Für seinen Herzensklub ist Aegerter sogar aus einem laufenden Vertrag ausgestiegen – beim heutigen Cup-Gegner Davos!
2012 hat ihn sein langjähriger Freund Del Curto in seinen Staff geholt, offiziell ausgewiesen als Scout. «Aber was sind schon solche Titel», sagt Aegerter. «Das Scouting war ein Teil meiner Arbeit, irgendwie war ich der Assistent vom Sportchef.» Also von Arno Del Curto, der beim HCD die Entscheide fällt. «Meistens aus dem Bauch heraus», beschreibt Aegerter. Wer mit Del Curto zusammenarbeite, lerne schnell, dass ihn die Leidenschaft fürs Hockey leite.
Ansonsten hat Aegerter während seiner Zeit in Davos sein Netzwerk vergrössert und international bei vielen Klubs hinter die Kulissen blicken können. Alles hilfreich für sein jetziges Amt. Und was hilft dem EHC Visp im Cup-Duell gegen den HCD? «Der HDC müsste uns eigentlich auf dem linken Bein wegputzen, wir dürften keine Chance haben – und die nutzen wir!»