Er lässt die Muskeln spielen
Bodybuilding rettete Hockey-Karriere von Basel-Verteidiger Hermkes

Wie ein Abstecher ins Bodybuilding die Hockeykarriere von Stephan Hermkes (24) wieder angekurbelt hat. Und was er mit dem EHC Basel erreichen will.
Publiziert: 04.10.2020 um 16:50 Uhr
Nicole Vandenbrouck (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Als Stephan Hermkes als Junior im Basler Nachwuchs Stufe um Stufe durchläuft, gehört der Klub noch der NLB (heutige Swiss League) an. Natürlich will es auch der Verteidiger ins Fanionteam schaffen. Doch just als Hermkes als Elite-Junior an der Schwelle dazu steht und im Training mittun darf, sind die Basel Sharks 2014 zahlungsunfähig und gehen konkurs. Die Liga entzieht die Lizenz. «Die Enttäuschung war gross, die ganze Situation surreal», erinnert er sich.

Cup-Hit live auf BlickTV

Am Montag geht in Basel der grosse Cup-Hit zwischen dem EHC Basel aus der dritthöchsten Spielklasse, der MySports League, gegen Gigant SC Bern über die Bühne. BlickTV überträgt das Spiel, das um 19.45 Uhr beginnt, exklusiv im Livestream aus der St. Jakob-Arena. Kommentiert wird die Partie vom Duo Emanuel Gisi/Dino Kessler. Als Studiogäste bei Damian Betschart werden erwartet: NHL-Verteidiger Jonas Siegenthaler (23) von den Washington Capitals, der 2016 mit den ZSC Lions den Cup gewann, und Davos-Sportchef und Ex-Nati-Direktor Raeto Raffainer (38), dessen Team letztes Jahr erst im Final in Lausanne gegen Underdog Ajoie gestoppt wurde.

Am Montag geht in Basel der grosse Cup-Hit zwischen dem EHC Basel aus der dritthöchsten Spielklasse, der MySports League, gegen Gigant SC Bern über die Bühne. BlickTV überträgt das Spiel, das um 19.45 Uhr beginnt, exklusiv im Livestream aus der St. Jakob-Arena. Kommentiert wird die Partie vom Duo Emanuel Gisi/Dino Kessler. Als Studiogäste bei Damian Betschart werden erwartet: NHL-Verteidiger Jonas Siegenthaler (23) von den Washington Capitals, der 2016 mit den ZSC Lions den Cup gewann, und Davos-Sportchef und Ex-Nati-Direktor Raeto Raffainer (38), dessen Team letztes Jahr erst im Final in Lausanne gegen Underdog Ajoie gestoppt wurde.

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Weil der Stammverein EHC Basel/Kleinhüningen nicht vom Konkurs betroffen ist, folgt der Neustart in der 1. Liga. Der damals 18-Jährige spielt noch eine Saison weiter, bekommt aber immer grössere Knie-Probleme. Die Kniescheiben springen regelmässig raus, ständige Schmerzen plagen ihn. «Ich habe mir überlegt, ob ich mit 30 kaputte Knie haben möchte. Die Antwort war Nein, darum hörte ich mit dem Hockey auf.»

Steaks zum Frühstück

Da ist er erst 19-jährig und in der Lehre zum Spediteur. Doch der Sport fehlt dem Teenager. Um Dampf abzulassen und als Ausgleich. «Weil ich schon immer gerne Krafttraining gemacht habe, ging ich ins Fitnesscenter.» Einer der Coaches dort ist Bodybuilder und trainiert Junge, die an Shows teilnehmen wollen. Er fragt Hermkes, ob er Lust hat, sich ihnen anzuschliessen. Er hat. Mit allen Konsequenzen.

Wegen Knieproblemen musste Stephan Hermkes seine Hockey-Karriere als Junior auf Eis legen.
Foto: Sven Thomann
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Der Basler trainiert ehrgeizig, stellt die Ernährung um. «Ich nahm täglich 6000 Kalorien zu mir. Manchmal ass ich ein Steak zum Frühstück.» Ein halbes Jahr zieht es Hermkes durch, nimmt rasch an Muskelmasse zu bis er 96 Kilo wiegt. «Da bekam ich von meinen Eltern und Arbeitskollegen schon Sprüche zu hören, dass es nicht mehr natürlich aussieht.» Hinzu kommt, dass ihn die Bodybuilding-Szene nicht gleichermassen begeistert wie die Hockey-Familie. «Bodybuilder ticken anders als Hockeyspieler. Das ständige sich im Spiegel anschauen nervte irgendwann.»

Er ist sein eigener Agent

Ein Zufall mit gutem Timing bringt Hermkes zum Hockey zurück. Sein Lehrbetrieb organisiert einen Plauschmatch gegen ein Team eines Kunden und fragt ihn, ob er nicht Lust habe, auch mitzuspielen. Er hat. Und ist überrascht.

Die Knie-Probleme sind weg! «Dank dem intensiven Krafttraining über das halbe Jahr habe ich meine Knie stabilisiert.» Das Hockey hat Hermkes wieder, der EHC Basel aber (noch) nicht. Denn der Verteidiger fasst einen Entschluss: «Ich spielte schon mal mit dem Gedanken, ins Ausland zu gehen. Da wollte ich es versuchen.»

Hermkes ist sein eigener Agent und schreibt kurzerhand dem Trainer der New Ulm Steel (vormals Twin City Steel), einem Junioren-Team der Stufe III mit Sitz in New Ulm im US-Bundesstaat Minnesota. Sie gehören der West Division der North American 3 Hockey League an. Sein jetziger Teamkollege Marc Sahli sowie EVZ-Stürmer Yannick Zehnder haben in der Saison davor bei den Steel gespielt.

Für ein dreitägiges (!) Tryout fliegt Hermkes kurzerhand nach Minnesota und schafft es in den zwei internen Spielen, sich fürs Team aufzudrängen. Anfangs behindert ihn der durchs intensive Krafttraining veränderte Körper noch beim Eishockey. «Vor allem in der Beweglichkeit. Aber auch im Tempo war ich eingeschränkt.» Doch das normalisiert sich mit der Zeit wieder. Heute wiegt der Verteidiger rund 90 Kilo, die Proportionen passen und das Kraft- wurde vermehrt mit Konditionstraining ersetzt.

Den Aufstieg als Ziel

Nach seinem USA-Abenteuer, das aufgrund des Alters nur ein Jahr dauert, schickt Hermkes sein Bewerbungsdossier dem EVZ. Nach einer Saison beim Swiss-League-Team der EVZ Academy heuert er bei Liga-Konkurrent Ticino Rockets an. Doch dort bekommt er nicht das gewünschte Vertrauen, löst den Vertrag auf und kehrt zum EHC Basel zurück. Der Kreis schliesst sich. «Hier bekomme ich die Einsätze und Verantwortung, die ich möchte.»

Das MySports-League-Team peilt den Aufstieg an. Wie schon letzte Saison. Doch zwei Stunden vor der Abfahrt ans erste Playoff-Finalspiel ist die Meisterschaft aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen worden. «Nun nehmen wir einen neuen Anlauf.» Und die Türe steht so offen wie nie, denn der Meister steigt direkt auf. «Alles ist möglich», sagt Hermkes. Mit dieser Einstellung geht der Basler, der momentan hundert Prozent im Zivildienst arbeitet, auch ins Cup-Spiel gegen Bern.

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